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«Cotlan» steckt in der Warteschlaufe fest

Mit dem Cotlan-Projekt sollen in Rüti 60 neue Arbeitsplätze in der Gemeinde Glarus Süd geschaffen werden. Doch es kommt nicht voran.

Marco
Häusler
07.09.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Bis auf dem Cotlan-Areal etwas Neues entsteht kann es noch dauern...
Bis auf dem Cotlan-Areal etwas Neues entsteht kann es noch dauern...
PRESSEBILD

Was in Glarus Süd auf dem und um das Areal der ehemaligen Textilfabrik Cotlan in Rüti entstehen soll, wurde vor über einem Jahr erstmals bekannt: ein Rechenzentrum mit Gewächshäusern. Den grünen Strom, um mit Computern Bitcoins zu schürfen, liefern nahe gelegene Wasserkraftwerke. Und mit der Abwärme, die beim Schürfen nach der Kryptowährung entsteht, werden wiederum die Gewächshäuser beheizt, in denen auf einer Fläche von über vier Fussballfeldern Cannabis für medizinische Anwendungen gezüchtet wird.

Soweit der Plan. «Wir wollen kein Rechen-, sondern ein Kompetenzzentrum für Informationstechnologie (IT)machen», präzisierte ihn Andreas Binkert später. Er ist Verwaltungsratsmitglied der Projektentwicklerin Nüesch Development AG. Bitcoin sei zudem nur ein Teil der sogenannten Blockchain-Technologie, auf dem das geplante IT-Zentrum basiere. In dieses und in den Bau der Gewächshäuser will Binkert über die neu gegründete Firma Ace International 20 bis 25 Millionen Franken investieren. Doch man lässt ihn nicht. Oder noch nicht.

Teil- statt Gesamtrevision

Mindestens einige der Gewächshäuser müssten eigentlich längst stehen oder sich wenigstens im Bau befinden. Alle zusammen sollen nach den ursprünglichen Plänen eine Fläche von rund vier Fussballplätzen belegen.

«Wir sind immer noch zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine tragfähige Lösung finden.»

er grösste Teil davon liegt am Sätliboden auf einer Wiese südlich des Fabrikgebäudes auf einem Stück Land der Gemeinde. Für die Realisierung des ganze Vorhabens wären dort verschiedene Umzonungen nötig, die mindestens zum Teil schon in der Gesamtrevision der Nutzungsplanung vorgesehen waren.

Doch diese scheiterte an der Gemeindeversammlung im Frühling 2017. Um nicht auf die Neuauflage der Gesamtrevision warten zu müssen, sollte der Weg für das Cotlan-Projekt im August 2017 mit einer Teilrevision der Ortsplanung geebnet werden.

Warten auf die Umzonung

Nach jetzigem Stand müssen Binkert und seine potenziellen Investoren nun trotzdem auf diese Neuauflage warten. Denn: «Wir haben vom Gemeindepräsidenten einen Brief erhalten, wonach der Gemeinderat nicht bereit ist, eine ausserordentliche Gemeindeversammlung für unsere Umzonung einzuleiten», schrieb Binkert auf die Frage nach dem jüngsten Stand des Projekts. Diese ausserordentliche Versammlung wäre wegen des neuen Mitwirkungsverfahrens davor frühestens im März 2019 anberaumt worden. Stattdessen wird die Umzonung am Sätliboden nun in die Totalrevision der Nutzungsplanung integriert.

Alles nochmals durchrechnen

«Diese unerwartete Kehrtwende freut uns natürlich nicht», findet Binkert weiter, «denn ob die Totalrevision der Nutzungsplanung zeitnah durchgeführt werden kann und ob diese dann vom Stimmvolk angenommen wird, ist unsicher». Trotz seiner offenkundigen Enttäuschung will Binkert aber noch nicht aufgeben. «Wir sind immer noch zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine tragfähige Lösung finden können», hält er weiter fest. «Vermutlich führt der Weg über eine Etappierung unseres Projekts.»

«Es stehen noch verschiedene schriftliche Vereinbarungen aus, die nötig sind.»

So wolle er nun auch kalkulieren, ob das erste Gewächshaus auf der Parzelle Nord nach geltendem Baurecht bereits gebaut und betrieben werden könnte – «auch wenn die Etappe 2, das Gewächshaus auf der Parzelle Süd, erst viel später oder schlimmstenfalls überhaupt nicht bewilligt wird».

Mehr Informationen habe er zurzeit nicht, erklärt Binkert weiter. Und zumindest dem schliesst sich Mathias Vögeli an. «Wir wollen das Projekt nicht verhindern», sagt der Gemeindepräsident von Glarus Süd. «Es stehen jedoch noch verschiedene schriftliche Vereinbarungen aus, die nötig sind, um den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern ein spruchreifes Projekt vorlegen zu können. Mehr kann und will ich zurzeit dazu nicht dazu sagen.»

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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