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Bau-Ideen für Schwandens Herz

Neben dem Coop im Dorfzentrum von Schwanden soll neu gebaut werden. Studierende der Hochschule Luzern zeigen ihre Entwürfe. Eingeladen hat der Glarner Heimatschutz unter dem Motto: «Abbruch – Umbruch – Aufbruch.»

Fridolin
Rast
02.09.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Diskussionsstoff: Über dem Modell des Schwander Dorfzentrums entstehen angeregte Gespräche.
Diskussionsstoff: Über dem Modell des Schwander Dorfzentrums entstehen angeregte Gespräche.

Was passiert mit den Häusern zwischen dem Grubenmann- oder Ferrarihaus und dem Coop-Block mitten in Schwanden? Mögliche Antworten geliefert hat ein Podium, zu dem der Glarner Heimatschutz (GHS) und die Hochschule Luzern eingeladen haben. Die Ausstellung gleich vor Ort im «Adler»-Saal von 15 ausgewählten Entwürfen der frisch diplomierten Bachelor-Architekten ist heute noch zu sehen, solange der «Adler» offen ist.

Wettbewerb der Ideen nötig

«Wir haben früh vernommen, dass neun Häuser abgebrochen und durch eine Überbauung ersetzt werden sollen», sagt GHS-Präsident Hansruedi Zopfi zur Einführung. Dabei sei immer ein Dorf als Ganzes betroffen, und der Ortsbild- oder Denkmalschutz involviert: «Wir wollen genau hinschauen und doch darüber hinausblicken.»

Nicht nur in Schwanden, an vielen Orten im Kanton sei es nötig, besonders sorgfältig mit der vorhandenen Bausubstanz und der Umgebung umzugehen, betont Zopfi: «Die Bachelor-Arbeiten sollen einen Wettbewerb simulieren.» Und so für ein besonders heikles und grosses Objekt möglichst viele Ideen sammeln, aus denen Gutes realisiert werden könne.

Regierungsrat Kaspar Becker ruft denn auch für den ganzen Kanton dazu auf, mit allen Involvierten gute Lösungen zu erarbeiten und die Siedlung nach innen zu entwickeln. Es bestehe die Chance, lebendiges Wohnen im Dorfzentrum zu entwickeln, statt Schlafquartiere zu bauen, so Becker. Allerdings sei da ein Gegensatz: «Bauliche Dichte und Siedlungsqualität sollen zunehmen – geht das überhaupt?» Er ruft auf zu sparsamem Umgang mit dem beschränkten Boden und wünscht sich dabei «viele tolle Projekte».

Die Heimat nicht versauen

Lando Rossmaier plädiert mit Herz für die «Heimat», für die er sich als Zuzüger entschieden hat. Er ist Architekt ETH in Ennenda und Dozent der Studenten, von denen die Entwürfe stammen, aber auch Vorstandsmitglied im GHS und sagt: «Man verliebt sich in Spezielles, Charakteristisches, Komisches und Einzigartiges.» Es stelle sich die Frage nach Identität, Kultur, Atmosphäre, Stimmung der Leute, die da wohnen sollen: «Wer baut, muss sich damit auseinandersetzen, darauf eingehen und seine eigenen Vorstellungen zurücknehmen und stärken, was vorhanden ist.» Nicht einfach Halbfabrikate verbauen, denn «für Qualität und Kultur gibt es keine allgemeingültigen Lösungen». Rossmaier wünscht sich aber auch, «dass wir beim Heimatschutz über Kultur reden und nicht über Brittli und Fenstersprossen».

Wie sie ihr Projekt entwickelte, zeigt die frisch diplomierte Bündnerin Livia Auer stellvertretend auf. Sehr beeindruckt von den «gewaltigen Glarner Felswänden» hat sie für ihren Entwurf etwa aus Hanglage, Strasse, historischen Nachbarbauten und Coop-Block das Beste machen müssen. «Meine grosse Frage: Entsteht gute Wohnqualität, möchte ich gern da leben?» Und kann sie dafür Intimität schaffen und vor den starken äusseren Einflüssen des «zu mächtigen Nachbarn», des Coop-Blocks, schützen?

Auer und ihre Studienkollegen haben recht grosse Gebäude entworfen, manche haben dabei beim Glarner Industrieerbe abgeschaut. Sie bieten dem Coop-Block Paroli, konkurrenzieren aber auch Ferraris Grubenmann-Haus von 1760 massiv.

In der Diskussion ruft Rossmaier alle Seiten bis zu den künftigen Bewohnern auch zu etwas Genügsamkeit auf. Aber: «Wo wir weiterbauen, sollen wir auch mal etwas wegnehmen. Ich bin auch für neue Denkmäler, denn wenn die Leute nur die alten Häuser sehen, kommen sie auch nicht ins Glarnerland zum Wohnen.»

Machbar – aber was fliesst ein?

Die Sicht der Investoren vertritt Walter Fuchs, Geschäftsführer von Fuchsbau Architekten in Näfels und «Entwickler, nicht Investor». Er habe sich «nicht vorgedrängt» für das Podium, auch darum, weil seine Firma den Auftrag habe, einen Überbauungsplan auszuarbeiten. Investoren wollten hauptsächlich «ein Projekt, Zahlen, eine Rendite von 6 bis 7 Prozent», so Fuchs (im Glarnerland seien es nur 4 bis 5,5 Prozent). Und der Kopf hinter Projekten wie Heulosen in Schwanden oder Rastenhoschet in Näfels meint: «Es braucht extrem viel Vorarbeit – heute haben wir gute Beziehungen zu Investoren.» Und man habe gute Beziehungen in den letzten Jahren auch mit dem Heimatschutz gepflegt.

Die Projekte, welche die Studentinnen und Studenten präsentierten, «wären machbar», attestiert Fuchs. Um dann zu sagen, es brauche allerdings mehr: einen Baumeister, Architekten, ein Team, das Vorverträge abschliesse mit den Eigentümern, die Nachbarn an Bord hole, welche sich die Aussicht nicht verbauen lassen wollten.

Seine Hoffnung, so Walter Fuchs: «Dass diese Diskussion die Leute zusammenbringt und auch die Nachbarn ermuntert.» Auf dass auch sie sein Vorhaben letztlich «gar nicht so schlimm» fänden.

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