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Sie sind nicht bossy, sie sind die Bosse

Frauen in der Wirtschaft haben es schwer, besagen Studien. Besucherinnen des Wirtschaftsforums bestätigen dies.

Pierina
Hassler
01.09.18 - 12:00 Uhr
Wirtschaft
Tim Leberecht präsentiert ungewohnte Blicke auf die Wirtschaftswelt.
Tim Leberecht präsentiert ungewohnte Blicke auf die Wirtschaftswelt.
YANIK BÜRKLI

Bossy heisst rechthaberisch, herrisch, herrschsüchtig, im schlimmsten Fall diktatorisch. Angewendet wird das Wort sehr oft für Frauen in höheren Positionen. Aber nicht nur: Weiss eine Frau etwas besser als der Mann, «tut sie eben bossy». Und um gleich noch ein paar andere Schwierigkeiten im Bezug zu «Frauen und Karriere» auf den Tisch zu legen: Will sie Karriere machen, ist sie ohne Kinder besser dran. Teilzeitarbeit ist ein Schimpfwort. Und Attraktivität ist zwar von Vorteil, aber bitte nicht zu schön.

Die Karriereleiter erklimmen

Alles nur Vorurteile? Tatsache ist, in den Geschäftsleitungen der 100 grössten Schweizer Unternehmen beträgt der Frauenanteil nur gerade acht Prozent. In Graubünden sind Frauen in Verwaltungsräten, die der Kanton vergibt, geradezu unauffindlich (Ausgabe vom 7. Juli).

Das Wirtschaftsforum Südostschweiz ist deshalb genau der richtige Ort, um Frauen zu fragen, weshalb es denn so schwierig ist, in hohen Positionen Fuss zu fassen. Oder anders gefragt: Weshalb erklimmen immer noch weniger Frauen als Männer die Karriereleiter? Oder stimmt das etwa alles gar nicht?

Eine grosse Entscheidung

Marisa Raguth Tscharner ist Pensionärin. Früher arbeitete sie bei einer grossen Bank. «Ich habe zugunsten der Kinder meinen guten Job aufgegeben», sagt sie. Gerne habe sie das zwar nicht gemacht, aber es sei von der Frau damals auch so erwartet worden. «Ich bin sicher, dass Frauen es jetzt einfacher haben.» Obwohl sie sich immer noch zwischen Karriere und Beruf entscheiden müssten.

Manu Schmied ist 25 Jahre alt. Die Jus-Studentin stört sich an Raguth Tscharner Aussage. «Sicher war es früher noch schwieriger, aber mittlerweile sollte es Konzepte geben, die es Frauen erlauben, Karriere und Kinder zu kombinieren.» Sie mache sich schon jetzt Gedanken, ob sie überhaupt Kinder wolle. «Schliesslich studiere ich nicht, um mit 30 eine lange Kinderpause einzulegen.»

Schmied stört sich auch am Umgang der Männer mit Frauen. «Wenn ich mal laut werde oder streiten will, bin ich sofort zickig.» Zickig und bossy seien Unwörter, weil ausschliesslich Frauen so betitelt würden.

Hohe Ansprüche

Heidi Jörimann ist praktizierende Ärztin. «Wenn man die Kinder selber betreuen will, stehen sie der Karriere im Weg.» Es sei deshalb ohne Frage schwierig für Frauen, Karriere zu machen. Jörimann nennt aber noch einen anderen Grund, weshalb viele Frauen aus eigenen Stücken in der zweiten Reihe stehen bleiben. «Wir haben sehr hohe Ansprüche an uns.» Sehr oft würden Frauen glauben, Männer könnten es eben doch besser.

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