×

Feuerwerksverkäufern droht ein 1.-August-Debakel

Die zunehmende Trockenheit sorgt dafür, dass vielerorts in der Südostschweiz ein Feuerverbot in Waldnähe oder gar ein allgemeines Feuerverbot im Freien gilt. Auch am Bundesfeiertag wird es an einigen Orten nicht erlaubt sein, Feuerwerk abzufeuern. Dementsprechend bitter könnte das Geschäft für die Feuerwerksverkäufer ausfallen.

Patrick
Kuoni
27.07.18 - 07:50 Uhr
Wirtschaft
Der Feuerwerk Verkauf vor der Stadthalle Chur fällt in diesem Jahr wegen der Trockenheit aus.
Der Feuerwerk Verkauf vor der Stadthalle Chur fällt in diesem Jahr wegen der Trockenheit aus.
YANIK BÜRKLI

An vielen Orten der Südostschweiz ist die Waldbrandgefahr momentan erheblich bis gross. Aufgrund dieses Umstandes haben manche Gemeinden bereits ein Feuerwerkverbot ausgesprochen. So beispielsweise die Stadt Chur. Absolutes Feuerverbot im Freien gilt ausserdem gemäss der Internetseite waldbrandgefahr.ch auch in den Bündner Südtälern. Im Kanton Glarus will das Amt für Wald und Naturgefahren am Freitag entscheiden, ob am 1. August Feuerwerk erlaubt wird. Für die Feuerwerkverkäufer bahnt sich aufgrund der momentanen Situation ein Debakel an. Denn wer kauft schon Feuerwerk, wenn es dann am Bundesfeiertag gar nicht gebraucht werden darf?

Verkäufer: «Nichts Neues»

Dementsprechend konsterniert fallen die Rückmeldungen der Feuerwerkverkäufer aus. So erklärt Hektor Luder, Betriebsleiter der Weco, die unter anderem Feuerwerk an grosse Detailhändler liefert: «Uns trifft dieses Feuerverbot in einigen Kantonen natürlich sehr hart. Aber es ist ja leider inzwischen nichts Neues mehr. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu solchen Verboten.» Wie schlimm die Situation aber tatsächlich ist, könne man noch nicht genau beurteilen, da vielerorts noch nicht klar sei, ob tatsächlich ein Feuerverbot verhängt werde.

Einbussen in Kauf nehmen muss auch der Ballon Service Schweiz mit Sitz in Chur, der normalerweise vor dem Bundesfeiertag Feuerwerk vor der Churer Stadthalle verkauft: «Durch das Feuerwerksverbot entstehen bei uns ungefähr drei bis fünf Prozent Einbussen beim Umsatzvolumen», erklärt Geschäftsführer Mario Mannhart. Auch das Feuerwerk, dass das Geschäft jeweils für die Stadt Chur organisiert, fällt in diesem Jahr aus.

Der Bundesfeiertag ist gemäss Mannhart für den Feuerwerksverkauf etwa gleich wichtig wie Silvester. Vor dem ersten August sei normalerweise aber die Konkurrenz deutlich grösser als vor Silvester. Da der Feuerwerkverkauf aber nicht das Kerngeschäft darstelle, sei der fehlende Verkauf nicht existenzbedrohend. Ausserdem könne man immerhin auch die Kosten für einen Mitarbeiter, welcher den Feuerwerksstand betreut, sowie für Werbung einsparen.

Noch keine Einschätzungen machen kann man beim Kaufhaus Schubiger in Näfels. Dies, weil der Feuerwerkverkauf dort erst am Freitag startet. «Das meiste Feuerwerk geht jeweils erst in den letzten zwei Tagen vor dem Feiertag über den Ladentisch.» Man habe aber aufgrund der Wetterlage nicht weniger Feuerwerk als in den Vorjahren bestellt. Dies hänge allerdings auch damit zusammen, dass die Bestellung des Feuerwerkes jeweils bereits im März erfolgt.

Detailhändler verzichten

Am Donnerstag haben die beiden Detailhandelsriesen Migros und Coop entschieden, in der ganzen Ostschweiz auf den Verkauf von Feuerwerkskörpern zu verzichten. «In Absprache mit den Behörden und aufgrund der täglichen Beobachtung der Wetterlage kam die Migros Ostschweiz zu diesem Schluss», sagt Mediensprecherin Isabelle Zarn. Auch wenn kein Verkaufsverbot existiere, gehe für das Unternehmen die Sicherheit vor: «Mit dem Entscheid gegen den Verkauf verzichten wir bewusst auf den Umsatz.»

Nicht nur der Umsatz fällt weg, der orange Riese bleibt auch auf Kosten sitzen. Zahlen nennt Zarn zwar keine, sagt aber: «Es entstehen Mietkosten für die Zelte vor den Filialen, wo der Feuerwerksverkauf stattgefunden hätte.» Zudem trage die Migros bereits entstandene Personalkosten: «Alle Mitarbeiter jener Filialen, die für den Verkauf vorgesehen waren, absolvierten als Vorbereitung einen Schulungstag auf Kosten der Migros Ostschweiz.» Auch seien einige Container, in denen der Verkauf jeweils stattfindet, bereits mit Feuerwerk beliefert worden. «Dieses wird nun vom Lieferanten wieder abgeholt.»

Kurz nach der Migros zog Konkurrent Coop nach: «Wir haben heute den Entscheid gefällt, in der ganzen Verkaufsregion Ostschweiz und Tessin auf einen Verkauf von Feuerwerksartikeln zu verzichten», sagte Coop-Mediensprecher Markus Brunner am Donnerstag auf Anfrage der Zeitung «Südostschweiz». Wie Konkurrent Migros kommentiert Coop keine Verkaufszahlen zu einzelnen Produkten oder Produktgruppen.

Profitiert ein «Kleiner»?

Der Entscheid der Grossen könnte möglicherweise kleineren Verkäufern wie der Bonacker Ballonversand GmbH aus Rapperswil-Jona in die Hände spielen: «Zurzeit planen wir vom 30. Juli bis und mit dem 1. August einen grossen Feuerwerksverkauf direkt ab Lager in Rapperswil-Jona», sagt Geschäftsführer Stefan Kühne. Selbst, wenn der Krisenstab für den Kanton St Gallen noch ein Verbot für das Abbrennen am 1. August beschliessen würde, hielte Kühne wohl am Verkauf fest: «Wir haben als einziger Verkäufer mit persönlicher Beratung ein sehr grosses Einzugsgebiet, das über die Kantonsgrenzen hinausgeht.» Einzig bei einem schweizweiten Verbot würde der Verkauf wohl abgeblasen. Das sei aber in den letzten Jahren noch nie der Fall gewesen.

Kühne hat die Erlaubnis, das ganze Jahr über Feuerwerk zu verkaufen. Haupteinnahmequelle seien aber klar die Ballone und Partyartikel, welche seine Firma für diverse Feste an Firmen und Privatpersonen liefert. «Insofern wäre es nicht tragisch, wenn der Feuerwerksverkauf einmal ausfällt», sagt er. Dennoch sei der Verkauf am Nationalfeiertag ein willkommener Nebenverdienst.

Lagerung und Haltbarkeit von Feuerwerk
Gemäss Weco-Betriebsleiter Hektor Luder kann bereits gekauftes Feuerwerk bei Nicht-Gebrauch gut zuhause gelagert werde. Wichtig sei aber, dass die Lagerung an einem trockenen Ort und wenn möglich im Keller erfolge. Ein Verfalldatum gebe es ausserdem bei Feuerwerken nicht, sodass das Material gut auch beim nächsten Bundesfeiertag verwendet werden kann. 

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR