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Doppelpower droht fast doppelt so teuer zu werden

Das Kraftwerk Doppelpower wird für die Tunnelbauer zum Kraftakt: Die festgefräste Bohrmaschine steckt noch immer fest. Noch fehlen 180 Meter, bis der Koloss geborgen werden kann.

Martin
Meier
04.07.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Der Geschäftsführer des Kraftwekrs, Leo Meier, rechnet mit weiteren neun Monaten bis zum Durchstich.
Der Geschäftsführer des Kraftwekrs, Leo Meier, rechnet mit weiteren neun Monaten bis zum Durchstich.

Die Natur demonstriert, dass sie manchmal halt doch stärker als der Mensch ist. Das Drama spielt sich unterhalb des Restaurants «Adler» in Sool ab. Die aus Mitlödi vorstossende Bohrmaschine hat sich dort, nach 1400 Metern, festgefahren – vor fast zwei Jahren. Dies zu einem Zeitpunkt, an dem das Kraftwerk längst am Netz sein sollte.

Mühsam müssen sich die Tunnelbauer seither von Schwanden her 400 Meter weit bergmännisch bis zum 20 Meter langen Koloss vorarbeiten. «Wir hoffen, dass wir bis Ende 2017 durch sind und die Bohrmaschine bergen können» sagte Leo Meier, der Geschäftsführer des Kraftwerks, im Oktober 2016.

Der Bau verzögert sich weiter

Doch von wegen «die Hoffnung stirbt zuletzt»: Mitte 2018 steckt die Maschine noch immer fest – es fehlen noch immer 180 Meter. «Das Vorankommen war schwieriger als erwartet», erklärt Leo Meier. Und der Geschäftsführer befürchtet, dass der verbleibende Vorstoss noch weitere neun Monate beanspruchen wird.

Das heisst, dass damit gerechnet wird, dass die Arbeiten nur 20 Meter pro Monat, also weniger als einen Meter pro Tag, vorankommen. Nach dem Durchstich benötigt es dann nochmals drei bis vier Monate, bis das Werk mit voller Kraft ans Netz gehen und Strom für 4200 Haushalte produzieren kann.

Als ob es Baustellenchef Christian Ris schon 2016 geahnt hätte. Der Bauingenieur sagte damals, dass man nie wisse, was auf einen noch alles zukomme. Und er zitiert das Sprichwort der Tunnelbauer: «Vor der Hacke ist es duster.»

Die Kosten explodieren

Düster siehts auch bei den Kosten aus. Das auf 36 Millionen Franken veranschlagte Projekt wird, so Meier, «massiv teurer». Bereits 2016 war von Mehrkosten in Höhe von 14 Millionen Franken die Rede. Dazu dürften, nach den erneuten Verzögerungen, noch ein paar weitere Millionen hinzukommen. Doppelpower läuft Gefahr, fast doppelt so teuer wie geplant zu werden.

Und wer bezahlt das? «Wohl mehrheitlich der Bauherr, die SN-Energie», meint Leo Meier, der anfügt: «Für uns kein Honigschlecken. Aber wenn wir das Werk nicht finanzieren könnten, hätten wir die Bauarbeiten schon längst eingestellt.»

Ein Problem ist das eindringende Wasser. «Das Einlaufwerk in Schwanden liegt unter dem des Grundwasserspiegels, und im Bergesinnern gibt es weitere Wasserströmungen, die man nicht kennt und nicht weiss, ob man diese anbohrt», erklärt Meier. Umfangreiche Abdichtungen seien nötig, damit das einfallende Wasser auf 20 Liter pro Sekunde reduziert werden kann.

Im schlimmsten Fall befürchtet man, dass bis zu 300 Liter pro Sekunde in den Druckschacht ein- und ihn überfluten könnten. Das wäre pro Tag das Wasservolumen von sieben 50-Meter-Olympia-Schwimmbecken.

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