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Ostschweizer Ärzte kündigen Taxpunktwert-Vertrag

Seit in der Schweiz der Ärztetarif Tarmed gilt, sind Ostschweizer Ärzte benachteiligt. Bis zu 15 Prozent weniger als im Rest der Schweiz dürfen sie für gleiche Leistungen berechnen. Dagegen wehrt sich die Ostschweizer Ärtzegesellschaft jetzt mit der Kündigung der Tarifverträge.

Südostschweiz
03.07.18 - 15:08 Uhr
Wirtschaft
Bahnhof Chur Gleis D
Ärzte in der Ostschweiz können für ihre Leistungen weniger verrechnen als im Rest der Schweiz. Das soll sich ändern.
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Seit dem Jahr 2004 rechnen die Ärzte in der Schweiz ihre Leistungen über den Ärztetarif Tarmed ab. Und seit dem Jahr 2004 können Ärzte aus der Ostschweiz, namentlich in den Kantonen beider Appenzell, Schaffhausen, Thurgau, Glarus, St. Gallen und Graubünden, für ihre Leistungen weniger Tarmed-Punkte verrechnen als die Ärzte im Rest der Schweiz. Konkret: Statt einem Schweizer Franken für einen Tarmed-Punkt können Ostschweizer Ärzte nur 85 Rappen pro Punkt verrechnen.

Damit soll nun aber Schluss sein, darum hat die Ostschweizer Ärztegesellschaft die Vertragsanhänge zum Ärztetarif per Ende 2018 gekündigt, wie sie in einer Medienmitteilung am Dienstag schreibt. Seit der Einführung des Tarmed herrsche eine tarifliche Ungerechtigkeit für die Ärzte der Ostschweiz. Zwischenzeitlich seien durch Revisionen verschiedene Tarifpositionen sogar nach unten angepasst worden.

Nachwuchsprobleme wegen tieferer Abgeltung

Bereits heute hätten Ärzte in der Ostschweiz grosse Probleme beim Erreichen des Pensionsalters Nachfolger zu finden, schreiben die Ärzte weiter. Wegen der tieferen Löhne wandern zudem junge Ärzte vermehrt in attraktivere Regionen ab – wenn sie denn überhaupt noch hin die Ostschweiz kämen.

Die Kündigung von Seiten der Ärzteschaft wird am 1. Januar 2019 gültig. Als Reaktion darauf haben laut Ärztegesellschaft die Versicherer ihrerseits sämtliche Leistungsverträge mit den Ostschweizer Ärzten gekündigt, was zu einem vertragslosen Zustand ab Januar 2019 führe.

Ziel der Ärztegesellschaft ist es, in den nächsten Monaten «faire und realistische Taxpunktwerte» auszuhandeln. Man wolle eine medizinischen Versorgungsengpässe, aber man erwarte eine korrekte Abgeltung für die erbrachten Leistungen.

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Bei dieser Debatte wird völlig - und bewusst? - ausser Acht gelassen, dass Ostschweizer Ärzte erhebliche Zusatzverdienste durch den Medikamenten Verkauf erzielen. Dieser Umsatz kann für eine Allgemeinpraxis bis zu 500'000 Frs jährlich zu Buche schlagen. In der Westschweiz ist diese Zusatzgeschäft den Ärzten untersagt. Also bitte Vergleichbares mit Vergleichbarem!

Das Problem ist auch das sich die Ärzte spezialisieren und damit auch die Hausärzte fehlen. Eigentlich sollten die Hausärzte einen höheren Betrag als ihre "spezialisierten" Kollegen abrechnen dürfen.

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