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Hier braut sich was zusammen

Sie trinken gerne Bier, nun brauen sie selber. Vier Männer, allesamt «Bürogummis», betreiben im ehemaligen Davoser Schlachthaus eine Craft Beer Brauerei. 301 Personen haben für das geschmackvolle Geschäftsprojekt 76'061 Franken springen lassen.

Béla
Zier
03.07.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

«Wir sind alles Bürogummis und hatten keinen blassen Schimmer davon, wie man Bier macht», sagt Jan Caflisch zu den Anfängen der Davoser Craft Beer GmbH. Unterdessen weiss der 35-Jährige, wie Bier hergestellt wird.

Caflisch ist einer der vier Gesellschafter, die die Davoser Craft Beer GmbH gegründet haben. Mit einer 50-Liter-Brauanlage für den Heimgebrauch habe alles begonnen. «Man konnte das Bier trinken, es war ein bisschen bitter und sicher nicht zum Verkauf geeignet», beschreibt der selbstständige Marketingberater den ersten Bierbrau-Gehversuch. Grundsätzlich sei Bierbrauen keine «Raketenwissenschaft», aber sie hätten lernen müssen, dass es dann eben doch nicht ganz so einfach ist. Und die «Braugehilfen», so bezeichnen sie sich selber, haben dazugelernt.

Ein Viva der Geschmacksvielfalt

Als Hobby und für den Eigengebrauch hätten sie das Bierbrauen nicht betreiben wollen, sondern eine Businessidee dahinter gesehen, erklärt Caflisch. «Wir alle trinken gerne Bier, wollen aber eine Geschmacksvielfalt.» Und diese steckt im sogenannten Craft Beer, handwerklich hergestelltem Gerstensaft. Es ist ein aus den USA stammender Trend, der auch die Schweiz schon lange erfasst hat und zur Gründung einer Vielzahl kleiner lokaler Brauereien wie eben auch der Davoser Craft Beer GmbH führte.

Als Vorreiterin in Sachen Craft Bier aus Graubünden gilt die Bier Vision Monstein AG. Diese braut seit 18 Jahren in Davos Monstein Spezialbiere, wobei bei ihrer Gründung die Bezeichnung «Craft Bier» noch nicht geläufig war.

Jan Caflisch, einer der vier Jungunternehmer, im Interview mit Radio Südostschweiz.

Schwarm unterstützt Braukultur

Die Davoser Craft Beer GmbH führt bislang die Sorten «Blonde», «Pale Ale» und eine «Special Edition» im Angebot. Die Rezepturen dafür haben die Gründer Lukas Christen (35), Jan Caflisch (35) und die Brüder Stephan (37) und Markus Schlunegger (39) ausgetüftelt.

Im ehemaligen Davoser Schlachthaus steht statt der einstigen 50-Liter-Brauanlage aber ein brandneues Sudhaus mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern. Gleich daneben befinden sich die fünf Lagertanks. Im April wurde hier das erste Bier gebraut. Ermöglicht wurde der Kauf der Anlagen durch sogenanntes Crowdfunding, auch als Schwarmfinanzierung bekannt. 68'000 Franken seien das Ziel gewesen, bereits nach 45 Tagen habe man diese Summe zusammengehabt, sagt Caflisch. Letztlich waren es 76'061 Franken, die 301 Unterstützer springen liessen.

Marketingprofis am Werk

Zwischen 4000 und 5000 Liter Bier habe man inzwischen bereits verkauft, schätzt Caflisch. Es sei absolut kein Problem, in Davos genug Bier absetzen zu können, kommentiert er die Nachfrage. Zum Starterfolg beigetragen hat, dass nebst Caflisch auch Stephan Schlunegger hauptberuflich im Marketing tätig ist und sie ihre Bierprodukte lehrbuchmässig in einer «Geschichte» verpackt anpreisen. Bei ihrem Craft Bier spielt die Davoser Wildmannli-Sagengestalt die Hauptrolle, dies sogar in einem kurzen Zeichentrickfilm. Und natürlich profitiert man indirekt auch von «Davos» als bekannter Marke.

Am 7. Juli findet in der Brauerei, an der Bolgenstrasse 1, Davos Platz, ab 14 Uhr ein Tag der offenen Tür statt. Die Biere der Davoser Craft Beer GmbH sind in Davos in den Spar-Supermärkten und diversen Restaurants erhältlich.

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos. Mehr Infos

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