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Fischflaute im Zürichsee bedroht die Berufsfischer

Fischern auf dem Zürichsee geht immer weniger Beute ins Netz. Die Fischfänge sind erneut um zehn Prozent eingebrochen. «Bleiben die Fänge so tief wie 2017, können diverse Betriebe nicht weitermachen», sagt der Präsident der Berufsfischer, Adrian Gerny. Aber: Die letzten zwei Wochen geben Grund zur Hoffnung.

19.06.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
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Auch am Walensee lag der Fang der Berufsfischer unter dem 10-Jahres-Mittel.
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Satte zehn Prozent weniger Fische wurden im Zürich- und im Obersee 2017 gefangen. Dies, nachdem bereits 2016 ein Katastrophenjahr für die Fischer war. Völlig überraschend kommt das laut Michael Kugler vom St. Galler Amt für Natur, Jagd und Fischerei nicht: «Im Zürich- und Obersee laufen zurzeit Prozesse ab, die auch in anderen Seen in der Schweiz und in ganz Mitteleuropa schon beobachtet wurden.»

Bestände stabilisieren sich

Einerseits werden die Seen laut Kugler immer sauberer – dadurch aber nährstoffarmer. Eine weitere Entwicklung ist klimatischen Ursprungs: «In normalen Jahren findet im Winter, wenn der See sich durch alle Schichten abkühlt, eine Zirkulation statt: Sauerstoff aus der Tiefe kommt an die Oberfläche und Nährstoffe werden von dort in die Nähe des Grundes transportiert.» Aufgrund der milden Winter habe dieser Austausch in den letzten Jahren aber nur abgeschwächt oder gar nicht stattgefunden – was sich negativ auf den Fischbestand auswirkte.

Ein weiterer Faktor ist die sogenannte Burgunderblutalge: «Wir haben festgestellt, dass die für Fische toxische Alge in Tiefen von 20 bis 30 Metern vermehrt vorkommt.» Kugler sagt auch, dass die diversen Prozesse, welche in einem sensiblen Ökosystem wie dem Zürich- und dem Obersee ablaufen, noch nicht gänzlich erforscht und verstanden seien. Aber: «Aus der Erfahrung mit anderen Seen wissen wir, dass die Fischbestände sich wieder stabilisieren werden. Die Frage ist nur, auf welchem Niveau.»

Berufsfischer ist zuversichtlich

Dessen ist sich auch Adrian Gerny, Präsident der Berufsfischer auf dem Zürichsee, sicher. Es gebe aber bereits erste Anzeichen dafür, dass dieses Niveau höher zu liegen kommen könnte, als aufgrund der Fischfänge der letzten Jahre befürchtet werden musste: «In den letzten rund eineinhalb Wochen haben die Felchenfänge wieder angezogen.» Da die nun gefangenen Felchen die ersten Tiere der diesjährigen Generation seien, die gross genug sind, um in den Netzen der Fischer hängen zu bleiben, liessen die Zahlen hoffen: «Sie deuten darauf hin, dass wir 2018 wieder eine gute, stabile Felchenpopulation im Zürichsee haben.»

Das sind gute Nachrichten für die Berufsfischer, welchen die tiefen Quoten der letzten Jahre arg zu schaffen gemacht haben. Kugler und Gerny sind sich einig: «Wären die Fangquoten auf dem Niveau von 2017 geblieben, hätten wohl einige Berufsfischer sich überlegen müssen, ob sie ihren Beruf aufgeben oder allenfalls nur noch als Nebenerwerb betreiben wollen.»

So weit soll es nicht kommen. «Unser Ziel ist, dass Berufsfischer am Zürichsee langfristig so arbeiten können, dass auch eine junge Familie sich damit ihre Existenz sichern kann», sagt Kugler. Und Gerny ergänzt: «Wenn das Ökosystem See als Ganzes funktioniert, sind für die Berufs- wie auch für die Sportfischer genügend Fische vorhanden.»

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