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Gerumpel am Erdbeben-Podium

Sollen Hauseigentümer ihr Eigenheim obligatorisch gegen Erdbebenschäden versichern müssen? Dieser Frage ging gestern Abend ein Podium nach. Doch zunächst kam es zu einem kleinen Eklat.

30.05.18 - 05:39 Uhr
Wirtschaft
Ärgert sich: Thomas Hess, im Podium mit Stefan Wiemer, Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes, Markus Feltscher und Regierungsrat Christian Rathgeb (v. l.). Martina Fehr, Chefredaktorin der Medienfamilie «Südostschweiz», moderiert.
Ärgert sich: Thomas Hess, im Podium mit Stefan Wiemer, Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes, Markus Feltscher und Regierungsrat Christian Rathgeb (v. l.). Martina Fehr, Chefredaktorin der Medienfamilie «Südostschweiz», moderiert.
OLIVIA ITEM

Erdbeben sind die Naturgefahren mit dem grössten Schadenspotenzial in der Schweiz. Trotzdem ist es die einzige Naturgefahr, für die kein angemessener Versicherungsschutz besteht. Hauseigentümern steht es zwar frei, eine private Versicherung gegen Erdbebenschäden abzuschliessen, ein Obligatorium gibt es aber nicht. Ob ein solches eingeführt werden soll oder nicht, darüber wurde am Dienstag an der Frühlingstagung der Gebäudeversicherung Graubünden (GVG) diskutiert. Über 300 Interessierte fanden sich im GKB-Auditorium in Chur ein.

HEV-Präsident ärgert sich

Eine obligatorische, nationale Erdbebenversicherung ist auch politisch aktuell. Allerdings sind die Versuche auf Bundesebene und über eine interkantonale Konkordatslösung bislang gescheitert. Nun soll Graubünden in Bern mit einer Standesinitiative nochmals Anlauf nehmen: Der Grosse Rat wird in der Augustsession über einen entsprechenden Vorstoss von CVP-Grossrat Luca Tenchio befinden. Dieser fordert den Erlass einer Verfassungsgrundlage für die Einführung einer solchen Versicherung. Die Bündner Regierung hat sich bislang grundsätzlich gegen eine bundesweite obligatorische Lösung ausgesprochen. Dass die Frage nach dem Obligatorium die Gemüter erhitzt, bestätigte das gestrige Podium: Unter den Gästen war Thomas Hess, Präsident des Hauseigentümerverbandes (HEV) Graubünden, der sich gegen einen «staatlichen Zwang» wehrt. Er kritisierte die GVG-Tagung harsch. Es sei eine reine Werbeveranstaltung für das Obligatorium. Die Referate im Vorfeld der Diskussionsrunde – er sprach damit im Besonderen den GVG-Direktor Markus Feltscher an – seien nicht objektiv und vollständig gewesen. «Das ist ein Affront», rief Hess im Namen der Bündner Hauseigentümer aus – und erntete Applaus.

Neue Idee stiess auf Konsens

In der Diskussion wurde dann unter anderem auf die Problematik eingegangen, dass Erdbeben schwierig zu versichern seien. Auch die Anlagen der Prämiengelder kam zur Sprache. Die Podiumsgäste sehen ein, dass diese Kapitalanlagen einem gewissen Risiko ausgesetzt sind. Gehör verschaffte sich GVG-Direktoren Feltscher mit der Idee einer «Eventualverpflichtungs-Erdbebenversicherung». Diese stammt aus der Feder eines Luzerner Architekten. Hauseigentümer sollen verpflichtet werden, im Falle eines Erdbebens einen Beitrag gemäss dem Versicherungswert ihres Eigenheims zu leisten. «Das ist eine sehr überlegenswerte Lösung», meinte auch HEV-Präsident Hess.

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