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Noch wird E-Mobilität nicht mit Geldbeträgen gefördert

Die E-Mobilität ist im Trend. Auch der Kanton möchte die Elektromobilität in Graubünden fördern. In Scuol plant ein Hotelier eine öffentliche Ladestation. Auf der Suche nach Partnern steht er bisher alleine da.

03.05.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Ein Anfang: Die Ladestation auf dem Schulhausareal ist eine von zwei Ladestationen auf Gemeindegebiet von Scuol.
Ein Anfang: Die Ladestation auf dem Schulhausareal ist eine von zwei Ladestationen auf Gemeindegebiet von Scuol.
FADRINA HOFMANN

Immer mehr Menschen werden durch die Auswirkungen des Klimawandels bestärkt, sich ökologisch zu verhalten – auch im Bereich der Mobilität. Zu diesen Menschen gehört beispielsweise Adrian Lehmann, Direktor des Hotels «Altana» in Scuol. Er plant eine Ladestation bei seinem Hotel. Die Ladestation soll nicht nur den Hotelgästen dienen, sondern öffentlich sein.

«Je länger je mehr kommen Gäste mit Elektroautos», sagt Lehmann. Nebst dem Umweltgedanken ist eine Ladestation für ihn natürlich auch werbetechnisch interessant. «Während das Auto lädt, kann bei uns ein Kaffee oder ein Mittagessen eingenommen werden», erläutert er.

Ein Nein aus Chur

Im Herbst 2017 hat der Kanton Graubünden ein Massnahmenpaket zur Förderung der Elektromobilität in Graubünden präsentiert. Darin heisst es unter anderem: «Um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen, soll der Aufbau von öffentlich zugänglichen Schnell-Ladepunkten entlang der Hauptachsen oder Kantonsstrassen gefördert werden.» Weitere Fördermassnahmen seien für den Aufbau von Beschleunigt-Ladestationen vorgesehen. «Diese neuen Ladepunkte entstehen sowohl auf öffentlich zugänglichen Flächen im Privatbesitz, als auch im öffentlichen Raum», heisst es weiter.

Lehmann hat von der neuen Energiestrategie des Kantons gehört und hat kürzlich angeklopft, um einen Förderbeitrag für sein Projekt zu beantragen. Die Kosten für eine solche Ladestation betragen immerhin zwischen 10'000 und 15'000 Franken. Der Standort direkt unterhalb des Bahnhofs Scuol scheint die Kriterien für einen Ladepunkt zu erfüllen. Dennoch hat der Hoteldirektor eine abschlägige Antwort aus Chur erhalten. Lehmann ist enttäuscht. «Erst einmal wird gross von Fortschritt gesprochen, aber wenn man dann danach fragt, rührt niemand einen Finger», meint er.

Die Wirtschaftlichkeit ist wichtig

Erich Büsser ist Vorsteher des Amts für Energie und Verkehr. Gemäss seinen Informationen ist die Umsetzung einer gesetzlichen Grundlage für die Förderung von Ladestationen erst mit Inkraftsetzung des neuen Bündner Energiegesetzes (BEG), das heisst ungefähr ab dem Jahr 2020 möglich.

Bis Ende März war das neue Gesetz in Vernehmlassung, nun werden laut Büsser die Rückmeldungen ausgewertet. «Aufgrund der Resultate werden dann die Fördermassnahmen entschieden», sagt er. Aktuell stehe der Kanton lediglich mit Beratung und Informationen unterstützend zur Verfügung. Eine Pilotförderung könnte allerdings schon in der zweiten Jahreshälfte 2018 eingeführt werden. «Schlussendlich entscheidet der Grosse Rat über die nächsten Schritte», sagt Büsser.

Er verweist auch auf den neuen «Masterplan Ladeinfrastruktur Elektromobilität Graubünden». «Unser Ziel ist, alle 50 Kilometer eine Schnellladestation zu haben», sagt er. Wichtig sei aber, dass die Ladeinfrastruktur danach auch wirtschaftlich betrieben werden kann.

Scuol will Energiestadt sein

Im Unterengadin ist die EE-Energia Engiadina die treibende Kraft in Sachen E-Mobilität. Das Unternehmen realisiert mit Projektpartnern die Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum ihres Versorgungsgebietes. Momentan betreibt EE zwei Ladestationen für Elektromobilität in Scuol, eine mit den Bergbahnen als Partner und eine mit der Gemeinde. «Ziel ist es, das ganze Versorgungsgebiet mit Ladestationen auszurüsten», sagt Elektro-Projektleiter Domenic Bott.

Die zwei Ladesäulen in Scuol werden ausschliesslich mit Strom aus Wasserkraft der Region betrieben. Wie gefragt das Angebot ist, kann Bott nach den ersten zwei Monaten nicht sagen, da noch keine Zahlen vorliegen. Dennoch werden bereits Standorte in den umliegenden Dörfern geprüft.

«Unser Ziel ist, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Energienutzung zu wecken.»

Scuol möchte bis im Herbst das Label «Energiestadt» erhalten. Dazu muss die Gemeinde verschiedene Auflagen erfüllen, unter anderem auch im Bereich Mobilität. «Unser Ziel ist, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die Energienutzung zu wecken», sagt Jon Carl Rauch, Präsident der Energiekommission. Er befürwortet eine Unterstützung von ökologisch sinnvollen Projekten, sofern sie einen öffentlichen Nutzen haben.

Rauch will nun prüfen, in welchem Rahmen die Gemeinde Scuol Förderungsmassnahmen im Bereich E-Mobilität ergreifen könnte. Gut möglich also, dass Lehmann doch noch Partner für seine Ladestation beim Hotel «Altana» erhält.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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