Die dunklen Wolken sind noch fern
Zumindest mittelfristig dürfte der Aufschwung der Bündner Wirtschaft anhalten. Davon gehen Fachleute aus. Es gibt aber auch Gefahren – daheim und in der Ferne.
Zumindest mittelfristig dürfte der Aufschwung der Bündner Wirtschaft anhalten. Davon gehen Fachleute aus. Es gibt aber auch Gefahren – daheim und in der Ferne.

«Traue nie einer Prognose», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschafts-Dachverbands Economiesuisse, zu den Zukunftsaussichten der Bündner Volkswirtschaft. Trotzdem widerspricht er nicht, wenn der Kanton für das laufende Jahr mit einem Wachstum von um die zwei Prozent rechnet. «Ich gehe davon aus, dass die gute weltweite Konjunkturlage noch bis mindestens Ende 2019 anhält.»
Allerdings sieht Minsch auch Gefahren für den brummenden Wirtschaftsmotor. «Die derzeit aktuellste ist der wieder aufflammende Protektionismus.» Minsch steht nicht alleine da mit seiner Befürchtung, der neu entflammte Zollstreit zwischen den USA und China könnte sich negativ auf die Entwicklung auswirken (siehe Interview Seite 2). Auch Heinz Dudli, Präsident von Handelskammer und Arbeitgeberverband Graubünden, spricht von einer gewissen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem drohenden Zollkrieg.
Mehr als Zollkrieg
Den Bündner Unternehmen machen aber noch anderen Dinge zu schaffen als die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China. «Eines davon ist der grosse Fachkräftemangel», sagt der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Jon Domenic Parolini. «Unternehmerische Innovation benötigt Talente.» Beim Mangel an geeigneten Fachkräften handle es sich zwar um ein gesamtschweizerisches Problem, so Michel. «Als Randregion ist Graubünden davon aber besonders betroffen.»
Zudem bestehe beim Tourismus – der aktuell positiven Entwicklung zum Trotz – noch immer Handlungsbedarf. Jürg Michel, Direktor des Bündner Gewerbeverbands, weist zudem auf die grossen regionalen Unterschiede im Kanton hin. «Vereinfacht gesagt ist es so, je weiter man von Chur weg ist, desto schwieriger wird es.»
Noch zu einseitig
Für Economiesuisse-Ökonom Minsch braucht Graubünden für ein stabiles Wachstum vor allem eines: mehr Diversifizierung. «Es wäre hilfreich, wenn der Kanton nicht nur von einigen wenigen Branchen und Unternehmen abhängig wäre.» Wünschenswert seien sowohl Neuansiedelungen wie auch Start-ups in wertschöpfungsintensiven Branchen, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden. Der Tourismus habe immer noch einen überaus hohen Stellenwert.
Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos
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