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Das Mammutprojekt ist eine Mammutaufgabe

Extreme Schneemassen, Lawinengefahr und geologische Probleme: Die Verantwortlichen des Gemeinschaftskraftwerks Inn blicken auf einen harten Winter zurück. Immerhin: Die Kraftwerkszentrale ist bald fertig.

13.04.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Die Kraftwerkszentrale zwischen Prutz und Ried (A) steht kurz vor der Fertigstellung.
Die Kraftwerkszentrale zwischen Prutz und Ried (A) steht kurz vor der Fertigstellung.
PRESSEBILD

Als herausfordernd bezeichnen die Verantwortlichen in einer Medienmitteilung die Bauarbeiten der vergangenen Monate beim Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI). «Die Bedingungen waren in jeder Hinsicht extrem. Wir sind zeitlich und kostenseitig im Verzug. Seit Ostern wird jedoch wieder auf Hochtouren gearbeitet», erklärt der Geschäftsführer der GKI, Michael Roth.

Mit dem Gemeinschaftskraftwerk Inn entsteht im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet seit Herbst 2014 das derzeit grösste im Bau befindliche Ausleitungskraftwerk im Alpenraum.

Das grossteils unterirdisch gebaute Kraftwerk erstreckt sich dabei vom Ortsteil Martina in der Gemeinde Valsot über das Gebiet von sieben Gemeinden im Oberen Gericht in Tirol bis zur Kraftwerkszentrale in Prutz/Ried. Das Gemeinschaftskraftwerk besteht im Wesentlichen aus drei Elementen: Stauraum und Wehranlage, Triebwasserstollen sowie Kraftwerkszentrale.

Vortriebsarbeiten sind schwierig

Die Inbetriebnahme des Gemeinschaftskraftwerks Inn ist für 2020 vorgesehen. Der Stand der Bauarbeiten entspricht allerdings nicht überall dem vorgesehenen Zeitplan. In der Endphase befinden sich die Arbeiten an der neuen Kraftwerkszentrale zwischen Prutz und Ried (A).

Zuletzt erfolgte die Anlieferung der beiden jeweils 90 Tonnen schweren Transformatoren. Die Maschinensätze sind fertig eingebaut. Die beiden Turbinen werden gemeinsam über 400 Gigawattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Das entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 90 000 Haushalten. Aktuell wurde bereits mit den Arbeiten zur Geländegestaltung im Bereich der Kraftwerkszentrale begonnen.

Weit herausfordernder sind aber die Vortriebsarbeiten für den zukünftigen, insgesamt 21,4 Kilometer langen Triebwasserweg. «Wir stossen immer wieder auf geologische Störzonen, die uns im Zeitplan zurückwerfen. Trotzdem sind bereits 42 Prozent des Stollens hergestellt», informiert Projektleiter Franz Gappmaier. Die Tunnelvortriebsmaschine Nord habe bereits 4,4 Kilometer von insgesamt 9,4 Kilometer hinter sich. Der Vortriebsstand im Süden liege aktuell bei 4,7 von 12 Kilometern.

Baustelle Ovella war blockiert

Noch Stillstand herrscht bei der Wehranlage in Ovella. Dort musste der Bau Ende Januar aufgrund der extremen Schneemengen vorübergehend eingestellt werden.

Anfang Mai soll die Baustelle wieder geöffnet werden. 39 der insgesamt 43 Wehrblöcke der Stauanlage sind betoniert, auch mit den Panzerungsarbeiten wurde bereits begonnen. Der gesamte Betonbau der Wehranlage mit insgesamt 11 000 Kubikmetern verbautem Beton soll im August fertig werden, das ist vier Monate später als geplant.

Die Uferbefestigung und Anhebung eines Teilbereiches der Kantonsstrasse im Bereich des Stauraums sind unterdessen abgeschlossen. Die Arbeiten zur Herstellung des Dotierkraftwerkes mit Fischwanderhilfe und Triebwassereinlauf starten nach Umleitung des Inn voraussichtlich im September.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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