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Limmern-Strom wird zu teuer produziert

Die Kraftwerke Linth-Limmern AG berichtet Positives und schüttet 5,53 Millionen Franken Dividende aus. Aber nur weil sie muss, ihr Strom ist aktuell klar zu teuer.

Fridolin
Rast
29.03.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
In Betrieb: Der Muttsee wird vom Pumpspeicherwerk Limmern aufgefüllt und dient als Spitzenstrom-Reservoir.
In Betrieb: Der Muttsee wird vom Pumpspeicherwerk Limmern aufgefüllt und dient als Spitzenstrom-Reservoir.
SASI SUBRAMANIAM

Es drücken 2,19 Milliarden Franken Investitionen, die verzinst und amortisiert werden müssen, auf die Jahresrechnung der Kraftwerke Linth-Limmern AG (KLL). So viel hat laut dem Jahresbericht 2016/2017 das Pumpspeicherwerk Limmern gekostet.

Die guten Nachrichten:

● Dieses Werk ist seit letzten Herbst mit allen vier Maschinengruppen von den KLL übernommen, sie haben den Turbinen- und Generatorherstellern die provisorischen Abnahmebescheinigungen ausgestellt.

● Der Rückbau ging voran, von den Baustellen ist das meiste zurückgebaut, die Bauseilbahn zum Muttsee ist weg, das Tierfehd sieht wieder aus wie vor dem Beginn der Grossbaustelle.

● Entsprechend stieg mit dem Versuchsbetrieb und dem normalen Pumpen die Stromproduktion um über einen Drittel auf 903,8 Millionen Kilowattstunden.

Die Aktionäre haben an der Generalversammlung von gestern statutengemäss eine Dividende von 5,527 Millionen Franken beschlossen. 85 Prozent gehen an den öffentlichen Stromkonzern Axpo und 15 Prozent (830 000 Franken) an den Kanton Glarus.

Doch finanziell ist das Werk noch weit vom Erfolg. Die Produktion kostet rund 61 Millionen Franken, die Kapitaldienste nochmals netto 36 Millionen. Es kommen noch kleinere Posten dazu, und unter dem Strich werden den beiden Partnern Axpo und Kanton Glarus Jahreskosten von 97,4 Millionen Franken in Rechnung gestellt. Nur so kommt der Gewinn zustande.

5,5 Rappen zahlt der Markt für eine Kilowattstunde zu Spitzenzeiten. Die Herstellungskosten sind rund doppelt so hoch.

Denn die Produktionskosten pro Kilowattstunde werden auf 10,78 Rappen beziffert. Damit ist der Strom zwar um einen Rappen pro Kilowattstunde billiger produziert worden als 2015/16. Der Marktpreis für Schweizer Spitzenstrom, wie ihn die KLL liefern, lag laut Internet-Strompreisstatistiken aber ganz wesentlich tiefer. Fazit: Effektiv machen die KLL einen Verlust von mehreren Dutzend Millionen.

Mit der höheren Produktion durch das neue Pumpspeicherwerk sind auch die Jahreskosten gestiegen, sie betrugen im Vorjahr 2015/2016 noch 78,48 Millionen. Als Hauptgrund geben die KLL an, dass mehr Wasser in Muttsee und Limmernsee hochgepumpt worden ist. 7,6 Millionen Franken mehr hat der zusätzliche Pumpstrom gekostet. Um 8,4 Millionen höher sind auch die Abschreibungen geworden, weil nochmals mehr Anlagenteile fertig geworden sind.

Kein Wort zu Streit mit Kanton

Der hinter den Zahlen versteckte Verlust, respektive seine Verteilung zwischen den beiden KLL-Partnern, ist Gegenstand eines hängigen Gerichtsstreits. Axpo und Kanton Glarus stehen sich deswegen vor dem Berner Obergericht gegenüber, das als Schiedsgericht amtet. Der Jahresbericht verliert dazu aber kein Wort.

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