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Kein Nachfolger in Sicht

Vor 19 Jahren übernahm Landwirt Markus Dönz die Skihütte Oberurmein. Am Sonntag ist Schluss. Übernimmt nun das Skigebiet die Beiz?

17.03.18 - 13:05 Uhr
Wirtschaft

Einige ergraute Herrschaften und Familien mit kleinen Kindern ziehen an diesem warmen Frühlingstag ihre Kurven im sulzigen Schnee. Eine Handvoll Gäste stärkt sich mit Schnitzel und Pommes frites auf der grossen Sonnenterrasse der Skihütte. Ob sie wohl wissen, dass dies das letzte Fleisch aus Dönz’ Bratpfanne sein könnte? Denn die Besitzer und Betreiber der Skihütte, Landwirt Markus Dönz und seine Frau Martina, machen am Sonntagabend die Restauranttüre zu und hören auf.

Das Ehepaar führt nebst dem Skirestaurant mit elf Angestellten einen Bauernbetrieb mit Masttieren und Weihnachtsbaum-Plantage. Erfolglos sucht es seit einem Jahr nach einem Nachfolger. Dieser müsste der Familie den Betrieb für eine Million Franken abkaufen. An einem Pächter sind die Dönz nicht interessiert. Zu stark wären sie dann immer noch eingebunden, fürchten sie.

«Dann ist das Restaurant nächsten Winter halt zu»

Denn wie Markus Dönz erzählt, ist es dem Urmeiner mit dem wettergegerbten Gesicht und den freundlichen blauen Augen wirklich ernst mit dem Aufhören. «Wenn wir niemanden finden, ist das Restaurant nächsten Winter halt zu.» Der schneearme Winter im letzten Jahr, die grosse Arbeitsbelastung, die drei Kinder, die in den Wintermonaten wegen der Beiz hinten anstehen müssen: Das alles hat ihn und seine Frau Martina bewogen, einen Schlussstrich unters Kapitel Skihütte Oberurmein zu ziehen.

«Wir haben eine Beteiligung definitiv nicht gesucht. Wir sind Liftler, keine Beizer.»

Während des Gesprächs mit dem Ehepaar kommen ständig Stammgäste vorbei. Sie verabschieden sich bei den Beizern und danken ihnen für ihre Arbeit. «Wir haben gestern einen Brief von einem Ferienhausbesitzer bekommen, der uns zu unserem Entscheid gratulierte. Lieber hören wir jetzt auf, wo die Kinder noch zu Hause und wir noch gesund sind», erzählt Martina Dönz. Nach 19 Jahren Doppelbelastung wurde es den beiden bewusst, dass sie mit dem Betrieb des Restaurants nicht nur wenig verdienen, sondern auch ein finanzielles Risiko eingehen. Das Geld, das sie erwirtschafteten, steckten sie gleich wieder in das Restaurant. 2005 bauten sie einen Wintergarten, dann bauten sie eine Zentralheizung ein, dann mussten die Küchenmaschinen ausgewechselt werden.

Skihütten-Betreiber hätten sich mehr Rückhalt gewünscht

Für das Skigebiet mit dem nahen Kinderland und dem Skivermietungsgeschäft der Viamala-Sportwerkstatt, das sich im Untergeschoss der Skihütte befindet, wäre ein geschlossenes Restaurant ein herber Verlust. Dies hören Markus und Martina Dönz von allen Seiten, seit sie ihren Entscheid, aufzuhören, kommunizierten. Leider komme die Einsicht, dass das Restaurant eine wichtige Nachfrage abdecke, bei einigen etwas spät, sagt Dönz. «Wir hätten uns zeitweise etwas mehr Rückhalt durch die regionalen Partner gewünscht.»

Oberurmein ohne Restaurant: Das ist keine Option für Andreas Ambühl, Verwaltungsratspräsident der Skilifte Tschappina-Lüsch-Urmein AG: «Hier muss einfach ein Restaurant hin.» In Oberurmein seien die Hauptparkplätze des Skigebiets, von hier aus würden die meisten Tagesgäste ins Skigebiet einsteigen. Man sei sehr stark interessiert daran, dass es weitergehe.

Wieder eine AG für die Skihütte?

Die Skihütte wurde einst durch die Skilift AG gebaut, wie Dönz erzählt. Die Lifte beteiligten sich an der neuen Skihütten AG zu 40 Prozent, 20 Prozent trug die Gemeinde Urmein, und für das restliche Aktienkapital kamen hundert Private auf. Ist eine solche gemeinsame Lösung wieder ein Thema? «Wir haben eine Beteiligung definitiv nicht gesucht. Wir sind Liftler, keine Beizer,» sagt Ambühl. Für das kleine Skigebiet sei der Kauf eines Restaurants nicht ideal. «Das bindet Geld, das anderswo fehlt.» Gemäss Ambühl hofft man bei der Skilifte AG immer noch auf einen Käufer. «Wir prüften intern verschiedene Möglichkeiten. Bis Ende April, Mitte Mai muss eine definitive Lösung stehen.» Gespräche zum Thema Skihütte führt die Skilifte Tschappina-Lüsch-Urmein AG auch mit den Verantwortlichen des nahen Ferienresorts Aclas Heinzenberg. «Dass es weitergeht, ist für die ganze Region wichtig. Nun sind gute Ideen gefragt», gibt Vizepräsident Wieland Grass zu verstehen. Ob das Ferienresort sich bei einem Kauf beteiligen wird, lässt er jedoch offen.

 

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