×

Neues Leben für das alte Wahrzeichen

Im Jahr 2010 ist die Mühle in Grüsch stillgelegt worden. Jetzt sollen hier Wohnungen entstehen. Zwei einheimische Unternehmer machens möglich.

Olivier
Berger
16.03.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Modernes Wohnen: Die Räume im Neu- und Umbau sind bewusst flexibel konzipiert, um den Besitzern möglichst grossen Spielraum zu geben.
Modernes Wohnen: Die Räume im Neu- und Umbau sind bewusst flexibel konzipiert, um den Besitzern möglichst grossen Spielraum zu geben.
VISUALISIERUNG BARKOW LEIBINGER

Einst war sie ein Fall für gekrönte Häupter. Kein Geringerer als der deutsch-römische König Ferdinand I. sorgte im Jahr 1552 dafür, dass die Mühle Grüsch erstmals urkundlich erwähnt wurde. Und es war auch die Mühle, die ermöglichte, dass Grüsch als eine der ersten Bündner Gemeinden elektrischen Strom erhielt: Im Jahr 1889 wurden hier Turbinen montiert. Vor 17 Jahren schliesslich war Schluss. Der Mühlenbetrieb wurde eingestellt; seither liegt das Gebäude brach.

Gleich und doch ganz anders

Nun sollen dort, wo einst Korn ge- mahlen wurde, Wohnungen und Gewerberäumlichkeiten entstehen. Rund 34 Millionen Franken wollen sich die beiden einheimischen Unternehmer Hans-Luzi Züst und Ueli Flury die Umnutzung der ehemaligen Mühle kosten lassen.

Die Baubewilligung liegt laut Züst bereits vor; derzeit läuft der Verkauf der Räumlichkeiten. «Einige der Wohnungen sind bereits reserviert, und auch die Nachfrage nach dem Gewerberaum ist gross», sagt Züst.

Geplant wird die Umnutzung der industriellen Brache vom Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger. Die beiden Inhaber Regine Leibinger und Frank Barkow wollen dem heutigen Mühlengebäude ein zeitgemässes Gesicht verpassen, die industriellen Qualitäten aber beibehalten. Das Wahrzeichen der Mühle, der heutige Siloturm, wird abgebrochen. Dass ihr Ort damit ein Wahrzeichen verlieren wird, müssen die Grüscherinnen und Grüscher nicht befürchten. «Wir bauen das Silo in gleicher Kontur wieder auf», betont Leibinger. Statt Beton wie heute soll dereinst aber eine grossflächige Verglasung die Blicke auf sich ziehen.

Insgesamt entstehen in der Mühle rund 20 Eigentumswohnungen, die bewusst offen konzipiert sind, damit sie an die Bedürfnisse der künftigen Eigentümer angepasst werden können. Die Kosten bewegen sich zwischen rund 600 000 und 2,6 Millionen Franken. Dafür gibt es neben hochwertiger Architektur und loftartigen Grundrissen auch viele Ausblicke in die Prättigauer Bergwelt. Im Jahr 2019 sollen die rund zweijährigen Bauarbeiten beginnen. Gemeindepräsident Marcel Conzett spricht von einem Glücksfall für die Gemeinde. Und tatsächlich: Gegen das Projekt ist keine einzige Einsprache eingegangen.

Spaziergänge und Bezüge

Dass der Mühle neues Leben eingehaucht werden soll, hat viel mit Co-Bauherr Züst und seinem Hund zu tun. «Ich bin oft auf meinen Spaziergängen mit dem Hund an der Mühle vorbeigekommen», bestätigt Züst. «Und ich fand, dass man hier doch etwas machen sollte». Züst holte mit Flury einen weiteren einheimischen Unternehmer mit ins Boot. Von Vorteil ist, dass die beiden Bauherren vom Fach sind: Züst ist mit seiner Züst Ingenieurbüro Haustechnik AG ein Pionier auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien, Treuhänder Flury wiederum verwaltet und handelt für seine Kundschaft auch Immobilien.

Auch die Berliner Architekten Leibinger und Barkow, die unter anderem den Deutschlandsitz des französischen Mineralölkonzerns Total in Berlin und die Biosphäre Potsdam gebaut haben, haben einen Bezug zur Region. Für die in Grüsch ansässige Trumpf AG haben sie verschiedene Bauten erstellt.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR