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Beizen spüren den Schiffszuschlag

Der Schiffszuschlag auf dem Zürichsee führt bei den Lokalen an der Rapperswiler Seepromenade zu markanten Umsatzeinbussen.

Jérôme
Stern
24.02.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
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Der Schiffszuschlag von fünf Franken sei bedauerlich, findet Simon Elsener. «Besonders weil die lokale Bevölkerung dieses Thema sehr emotional aufgenommen hat», so der Präsident von Rapperswil Zürichsee Tourismus. Schweizer Tagesausflügler würden für die Fahrt nach Rapperswil vermehrt das Auto oder die Bahn benützen, anstatt per Schiff anzureisen, sagt Elsener. Ausländische Touristen hingegen seien sich der Kontroverse um den Fünfliber nicht bewusst und würden nach wie vor gerne das Schiff nach Rapperswil-Jona nehmen.

Weniger Gäste tagsüber

Rocco Delli Colli, Inhaber der Pizza-Kurier-Kette «Dieci», kennt die Situation an der Seepromenade wie kaum ein Zweiter. Hier eröffnete er vor 27 Jahren seine erste Beiz.

«Bei schönem Wetter haben wir immer genug Gäste», sagt Delli Colli. Das treffe auch auf die anderen Restaurants an der Seepromenade zu. «Aber an Tagen mit Bewölkung und Regen kommen seit der Einführung des Schiffszuschlags spürbar weniger Leute mit dem Schiff an.» Diesen Rückgang bemerke er im «Dieci» deutlich, da Schiffspassagiere nach der Ankunft gerne in ein nahes Restaurant gingen. Insbesondere tagsüber habe man markant weniger ältere Gäste im Restaurant. «Vor allem im Barbereich und in der Schnellverpflegung spüren wir den Rückgang.» Wie hoch dieser sei, könne er allerdings nicht genau beziffern.

Ein paar Meter neben dem «Dieci» wirtet Piero Francabandiera im «La Scala». Auch bei ihm sei der Rückgang erheblich. «Wir dachten, dass nach der Schliessung des ‘Schwanen’ an der Seepromenade mehr Gäste zu uns kommen würden», so Francabandiera. Doch stattdessen seien letztes Jahr viel weniger gekommen. «Die Schiffe waren häufig fast leer.» Abends habe er stets genug Stammgäste, doch tagsüber sei die Laufkundschaft stark zurückgegangen.

«Brutaler Rückgang»

Attilio Lanzalotti, Geschäftsführer des «San Marco», bezeichnet den Kundenrückgang sogar als «brutal». Die Schiffsfahrt von Zürich nach Rapperswil findet er nach Einführung des Zuschlags zu teuer. «Bis letztes Jahr kamen unsere Gäste mit den Kursschiffen morgens oder mittags. Aber letzten Sommer waren die Schiffe häufig leer.» Er hoffe, dass der Zuschlag bald gestrichen werde.

Der Rückgang sei bei schlechtem Wetter noch stärker als bei schönem, betont auch Senad Sipic, Wirt des Cafés «Rosenstädter» am Fischmarktplatz. «Bei schönem Wetter machen wir ein Bombengeschäft, aber wenns regnet, fehlt uns die Laufkundschaft.» An solchen Tagen seien die Umsatzeinbussen erheblich.

Das Fazit der Wirte an der Seepromenade ist eindeutig: Tagsüber, vor allem bei schlechtem Wetter, ist der Rückgang bei den Gästen markant spürbar. Besonders ältere Schweizer Tagesausflügler verzichten auf eine Schiffsfahrt und fehlen infolgedessen auch den Restaurants. Für Touristen aus dem Ausland spielt der Zuschlag hingegen keine Rolle – eine Schiffsfahrt gehört einfach zum Ferienprogramm. Zumal sie den Zuschlag oftmals gar nicht bemerken.

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