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Keine Chance gegen neue Antenne

Das Baugerüst für die Mobilfunkanlage in Sundroina auf der Lenzerheide steht. 20 Anwohner haben vergeblich dagegen Einsprache erhoben.

20.02.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
«Hässlich und gesundheitsschädigend»: Die geplante Mobilfunkanlage in Sundroina missfällt den Anwohnern.
«Hässlich und gesundheitsschädigend»: Die geplante Mobilfunkanlage in Sundroina missfällt den Anwohnern.
YANIK BÜRKLI

Im Wohngebiet Sundroina in Lenzerheide steht seit Kurzem ein Baugerüst, das für Wirbel sorgt. Hier will die Swisscom bis Ende Jahr eine 25 Meter hohe Mobilfunk-Basisstation mit sechs Antennen errichten.

Ungefähr 70 Meter entfernt davon liegt die Ferienwohnung des 67-jährigen Daniel Hauri. Hier verbringt der St. Galler seit 40 Jahren seine Ferien. Nun sieht er seine Erholung bedroht, durch den Masten und die elektromagnetische Strahlung. Diese werde in seiner Wohnung gemäss Amt für Natur und Umwelt bei 3,61 Volt pro Meter (V/m) liegen. Der laut Gesetz erlaubte Höchstwert liegt bei 5 V/m. Hauris Nachbarn sind Werten von bis zu 4,94 V/m ausgesetzt. Diese Belastung sei nach heutigem Wissen unbedenklich, heisst es vonseiten der Gemeinde Vaz/Obervaz. Sie hat die Baubewilligung für den Sendemasten am 13. Februar erteilt.

Anwohner denken über Wegzug nach

«Wir sind gegen die direkte Bestrahlung unserer Wohngegend durch einen solchen Antennenmast», sagt Hauri. Deshalb hatten er und 19 weitere Anwohner Einspruch erhoben, nachdem das Bauvorhaben im April 2016 publiziert worden war. Auf Anraten der Anwälte hätten jedoch alle ihre Einsprachen zurückgezogen, so Hauri. «Es hiess, die Grenzwerte würden eingehalten. Deshalb hätten wir keine Chance gehabt.» Die Familie Hauri überlegt sich nun, ihrem Feriendomizil für immer den Rücken zu kehren. «Wir sind nicht die Einzigen, die so denken.»

Dabei nervt sich Hauri am meisten über das Gebaren der Gemeinde. «Diese gibt sich als naturnahes Erholungsgebiet und setzt sich überhaupt nicht dafür ein, dass die Antenne an einer weniger überbauten Stelle zu stehen kommt.»

Gemeinde in der Zwickmühle

Bei der Gemeinde kann man Hauris Bedenken nachvollziehen. Beat Büchi, Leiter des Bauamtes, sagt: «Es ist klar, dass sich niemand über eine Antenne in der Nachbarschaft freut.» Die Gemeinde befinde sich in dieser Thematik aber in einem Spannungsfeld verschiedener Bedürfnisse. «Einheimische wie Gäste wollen eine intakte Natur. Aber gleichzeitig wollen alle auch eine gute Abdeckung des mobilen Netzes.»

Und warum hat die Swisscom den Masten nicht ausserhalb der Siedlungszone geplant? Mediensprecher Sepp Huber meint: «Mobilfunkanlagen braucht es da, wo telefoniert wird und Smartphones benutzt werden.» Wäre der Masten weiter entfernt, wäre die Strahlenemission für Handynutzer höher, und die Qualität des Netzes würde leiden. Um die Versorgung der Nutzer mit dem Mobilfunknetz sicherzustellen, brauche es in Zukunft gar noch zusätzliche Antennen.

Keine Bevormundung

Büchi wehrt sich gegen den Vorwurf Hauris, man lasse sich von der Swisscom bevormunden. «Auch wenn wir eine gute Netzabdeckung wollen, haben wir uns nicht aktiv für diese Antennen eingesetzt.» Die Swisscom habe jedoch das Recht auf eine Baubewilligung, so wie jeder andere Gesuchsteller auch.

«Die Frage, ob das Projekt uns als Gemeinde genehm ist oder nicht, stellt sich dabei nicht», meint Büchi. Die Rolle der Gemeinde sei in dieser Sache nämlich lediglich, zu beurteilen, ob ein Projekt im Rahmen des Baugesetzes liege. Weil die Sendestation ausserhalb der Bauzone zu liegen komme, sei zudem das Amt für Natur und Umwelt einbezogen worden.

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Die Touristiker/Politiker sollten statt Verbalnonvaleurs wie "alles bestens" und "intakte Natur" reale Essentials anbieten: WAHLMÖGLICHKEIT. Zum Artikel "Tinizong will sich sexy machen" schrieb ich drei Kommentare, jeder mit sensationellen 302 Likes (leider wurde die Seite - trotz des historisch-dokumentarischen Werts - von der SO gelöscht).
Wo darf ich WOHNEN, wenn ich Stille oder Reine Luft oder Strahlenfrei benötige? Beim Einkaufen darf ich ja auch wählen zwischen Mc-Donalds und Bioladen.
Ich finde, dass Touristiker/Politik schlechte Arbeit leisten. Mein Vorschlag seit Jahren: mein "Gesundheitstourismus auch für Einheimische". Letztlich werden uns die Naturgesetze bzw. explodierenden Krankenwesenkosten und -leiden eh dazu zwingen. Warum warten? Ist doch vergeudete unwiederbringliche Lebenszeit.

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