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Die Schule der Zukunft muss Kreativität lehren

Der Grosse Rat liess sich gestern an der Pädagogischen Hochschule in Chur vor Ort über die Schule der Zukunft informieren. Gezeigt hat sich dabei vor allem eins: Die Wissenschaft und die Schulen gehen von ganz anderen Dingen aus als die Bündner Wirtschaft.

Reto
Furter
14.02.18 - 12:34 Uhr
Wirtschaft
Orakel über die Zukunft: Wirtschaftsvertreter und Vertreter von Forschung und Bildung diskutieren über die digitale Schule.
Orakel über die Zukunft: Wirtschaftsvertreter und Vertreter von Forschung und Bildung diskutieren über die digitale Schule.
MARCO HARTMANN

Eine «digitale Transformation» war angesagt – und die Regierung und zahlreiche Grossrätinnen und Grossräte hatten sich gestern Abend bei einem Rahmenanlass an der Pädagogischen Hochschule Graubünden (PHGR) in Chur gerne darauf eingelassen. Geboten wurden in Inputreferaten die Perspektiven der (Hochschul-)Bildung aus der Sicht von Juraj Hromkovic, ETH Zürich, und von Nicola Melillo, Direktor der Ems Chemie AG. Sie hätten weiter kaum auseinanderklaffen können.

Die Schule der Zukunft muss Kreativität lehren. Sie muss Erfinder und Produzenten hervorbringen, nicht Konsumenten, welche IT-Geräte bedienen können. Diese – auf den ersten Blick überraschende – Sichtweise vertrat Hromkovic. Das sei eben nötig, sagte er, weil heute völlig unklar sei, was in zehn oder 20 Jahren überhaupt gefordert sei. Wenn man aber kreativ sei, könne man darauf reagieren.

Praxisbezogener waren hingegen die Wünsche von Ems-Chemie-Direktor Melillo. Jugendliche müssen das Zehnfingersystem beherrschen, sie müssen Texte verfassen und Geräte bedienen können.

Zeugnisse sind wertlos

Der Graben zwischen der Wirtschaft und der Wissenschaft machte auch vor dem anschliessenden Podium nicht halt – im Gegenteil. Andreas Conzelmann, Geschäftsführer der Trumpf Schweiz AG, forderte deutlich mehr Informatiker und in den Schulen vor allem mehr Geld zulasten anderer Fächer. Cornelia Märchy, CVP-Grossrätin und Präsidentin der Bildungs- und Kulturkommission, hielt dagegen. Es sei falsch, wenn die Wirtschaft definiere, was gelehrt werde. Vielmehr seien Grundkenntnisse nötig, und zwar in vielen Fächern. Wichtig sei, das Ganze im Auge zu behalten und nicht nur die Bedürfnisse der Wirtschaft.

Am visionärsten argumentierte Hamilton-CEO Andreas Wieland. In zehn Jahren stünde neben dem Lehrer ein Roboter in der Schule, glaubte er. Diese könnten beim Unterricht unterstützen. Und sowieso: Zeugnisse hingegen würde er bei der Personalrekrutierung schon gar nicht mehr berücksichtigen, sagte Wieland.

An PHGR-Rektor Gian-Paolo Curcio lag schliesslich der Brückenschlag vor dem Apéro. Die Wirtschaft dürfe mitreden, wenn es um die Ausbildung der Jugendlichen gehe, sagte er. Aber nicht darüber bestimmen.

Reto Furter ist Leiter Chefredaktion der Südostschweiz Medienfamilie und verantwortet Radio, TV, Online und Tageszeitungen in den Kantonen Graubünden, Glarus und St. Gallen. Er ist promovierter Historiker und arbeitet seit 2009 bei Somedia. Mehr Infos

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Aber es sei wohl sehr wichtig, dass bereits ab der 3. Klasse Italienisch (was dann nur schon bei einer KV-Lehre im Kt. St. Gallen zu Problemen führt) unterrichtet wird und dann ab der 5. Englisch, jedoch Deutsch können die Kinder dann auch noch nicht wirklich, da ja Hochdeutsch für uns quasi auch eine Fremdsprache ist, wie sollen dann die geforderten Texte verfasst werden können?
Hier müsste man den Hebel ansetzten und die Fremdsprachen in der Primar eliminieren (oder min. auf ein Minimum reduzieren) und dafür, gem. den Forderungen der Wirtschaft, mehr Platz für den Bereich MINT schaffen!

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