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Werbung von Trump und Co. ist für Davos Millionen wert

Am World Economic Forum in Davos wurde getwittert, was das Zeug hält. Das heisst vor allem eines: Werbung für Davos, die Menschen auf der ganzen Welt erreicht – und das sogar noch gratis.

27.01.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Dutzende bekannte Persönlichkeiten posten Bilder aus Davos auf Twitter.
Dutzende bekannte Persönlichkeiten posten Bilder aus Davos auf Twitter.

von Angela Gross und Corinne Raguth Tscharner

Gute Nachrichten aus Davos: US-Präsident Donald Trump gefällts in der Schweiz. «Switzerland is a great place», soll er gestern laut dem Onlineportal «20 Minuten» gegenüber einem Journalisten gesagt haben. Ein einziger Satz, der für die Destination Davos Klosters viel bewirken kann.

Solche Aussagen oder Posts in sozialen Medien kann man laut Bruno Gantenbein von der Höheren Fachschule für Tourismus nämlich als Gratiswerbung für Davos Klosters bezeichnen.

Gratiswerbung vor allem deshalb, weil ein einziger Post von US-Präsident Trump eine enorme Reichweite hat. «Je ein Post auf Twitter und Facebook von Donald Trump zum Thema World Economic Forum (WEF) oder Davos haben insgesamt 160 474 532 Personen erreicht», schätzt die Agentur Rob Nicolas aus Chur. «Davos-Klosters müsste 954 305 Franken in Twitter und Facebook Werbung investieren, um dieselbe Reichweite wie Trump zu erreichen», so die Digitalmarketing-Experten.

Was man zudem auch sicher sagen könne, sei, dass das weltweite Suchinteresse im Internet nach Davos in den letzten Tagen «extrem stark gestiegen ist». Dies gehe aus einer Grafik der Suchmaschine Google hervor.

«Unglaubliche Aussicht»

Twittert Trump also, es sei ihm «eine grosse Ehre, in der Schweiz zu sein», erreicht diese Botschaft Millionen von Menschen. Und Trump ist bei Weitem nicht der einzige, der frisch fröhlich drauflos twittert. So zeigt sich zum Beispiel Trumps Pressesprecherin Sarah Sanders auf Twitter begeistert von der «unglaublichen Aussicht» auf die Schweizer Berge und postet mehrere Bilder aus dem Helikopter.

Der indische Premierminister Narendra Modi berichtet auf Twitter laufend aus Davos. Eingepackt im Wintermantel und mit Handschuhen posiert beispielsweise auch der indische Schauspieler Sha Rukh Khan im verschneiten Davos. 72 000 Menschen haben das Bild des Schauspielers auf seinem Twitter-Account mit einem «Like» versehen.

Grundsätzlich spielt es laut Tourismusexperte Gantenbein keine Rolle, was genau bekannte Persönlichkeiten über die sozialen Medien bekannt geben. Das zeige das Beispiel Zermatt sehr gut. «Die Leute sehen weniger das schlechte Indiz – nämlich, dass das Dorf abgeschottet war. Sie sehen vor allem, dass es dort viel Schnee gibt.»

Schnee bleibt in Erinnerung

Der Schnee kommt nun auch Davos zugute. Sehen die Leute nämlich ein Bild eines indischen Schauspielers im verschneiten Davos, «sind viele Leute fasziniert», so Gantenbein. Denn: Es gibt viele Menschen, die noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben. «Solche Bilder bleiben den Leuten deshalb in Erinnerung.»

Als weiteren wichtigen Punkt nebst dem Schnee nennt Gantenbein auch die Sicherheit am WEF. Wenn die Leute in den sozialen Medien sehen würden, wie sicher und ruhig dieser riesige Anlass ablaufe, mache das auch Eindruck. «Gerade heutzutage ist die Sicherheit für viele Reisende ein sehr wichtiges Kriterium.» Für Gantenbein ist deshalb klar: «Es ist in jedem Fall gute Werbung.» Egal was genau die WEF-Teilnehmer über soziale Medien posten.

Wirkung verblasst schnell

Über Twitter, Facebook und Co. wurde der Name Davos in den letzten Tagen um die ganze Welt getragen. Damit dieser Werbeeffekt aber auch nachhaltig wirkt, sei eine dauernd hohe Präsenz im Internet das A und O, so Gantenbein. Und genau das sei auch der Haken. «Social Media ist sehr schnell und deshalb auch sehr vergänglich. Die Wirkung verblasst wahnsinnig schnell, wenn man nicht sofort etwas hinterherwirft», sagt er.

Ob durch die unzähligen Posts in den letzten Tagen im Endeffekt mehr Leute nach Davos kommen würden, könne man abschliessend nicht sagen. Dass der Name Davos in den letzten Tagen in der medialen Landschaft sehr präsent gewesen sei, «ist nichtsdestotrotz sehr wichtig», ist Gantenbein überzeugt.

Nachhaltigkeit hin oder her, Fakt ist: Die Werbung, welche die Mächtigen und Reichen der Welt für Davos gemacht haben, hat einen enormen Gesamtwert. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere an die verschneite Bergwelt in Davos.

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SO titelt "BLICKlike":
"Werbung von Trump und Co. ist für Davos Millionen wert"
Okay, SO, ich nehme euch beim Wort: Wenn Trump "Davos (bzw. die Schweiz) noch reicher macht" (auch so eine denkleere "Qualitätsjournalismus"-Schlagzeile, wie ich finde - dann erwarte ich konsequenter-/logischerweise als nächste SO-Schlagzeile: "Kantonsmillionensubventionen für Tourismus GESTOPPT!".

1) SO zitiert: "Es gibt viele Menschen, die noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben."
Nun aber im Sinne "Davos-Schnee ist Tourismusgrund" die Inder, Chinesen und andere potenzielle Touristen in diesem Glauben zu lassen, finde ich nicht kundenfreundlich: Marketingschönfärberei hin oder her, man müsste den Leuten - dass die Touristiker sich plusminus antipodische Gäste anlachen wollen, finde ich weder umweltfreundlich noch ein Qualitätsmerkmal - offen und ehrlich erklären, dass Nichtschnee zunehmend Alltag sein dürfte, was ich als Einheimischer ja längst weiss.
2) Ich halte folgende Aussage der SO für einen Fehler "«Switzerland is a great place», soll er gestern laut dem Onlineportal «20 Minuten» gegenüber einem Journalisten gesagt haben. Ein einziger Satz, der für die Destination Davos Klosters viel bewirken kann." weil: Auch andere Aussagen von Trump (z.B. zu Frauen) hatten bei seinem Publikum inkl. Tochter keine (kritisierende oder weiterreichende Konsequenzen-) Wirkung (sondern Tefloneffekt) - also: Wer nimmt da schon Aussagen über die Schweiz touristisch wahr?
Die Touristiker solten statt auf den Bildschirm starren sich mit meiner Forderung auseinandersetzen: Qualität erhöhen, Angebots-Turnaround statt das sprechblasige Marketing - noch - weiter aufzublasen.

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