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St. Moritz setzt auf Elektromobilität

Ab 2020 sollen in St. Moritz nur noch Busse mit elektrischem oder mit Hybridantrieb für den öffentlichen Verkehr zugelassen werden.

Südostschweiz
27.01.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Elektrisch unterwegs: Während der Ski-WM 2017 wurde in St. Moritz ein Elektro-Hybrid-Bus eingesetzt.
Elektrisch unterwegs: Während der Ski-WM 2017 wurde in St. Moritz ein Elektro-Hybrid-Bus eingesetzt.
PRESSEBILD

Für Leandro A. Testa ist klar: Elektromobilität braucht Unterstützung. «Man muss die nötige Infrastruktur forcieren, um diese Technologie zu fördern», meint der Unternehmer und Fraktionspräsident der FDP St. Moritz. Bereits im September 2017 hat er bei der Gemeinde eine Motion zur Förderung der Elektromobilität in St. Moritz eingereicht. Darin wird der Gemeindevorstand beauftragt, «einen Masterplan für die beschleunigte Marktdurchdringung des elektrisch motorisierten öffentlichen und privaten Verkehrs» auszuarbeiten. Da die Motion an der Gemeinderatssitzung vom Donnerstag ohne Gegenstimmen gutgeheissen wurde, muss die Exekutive nun Testas Forderungen Schritt für Schritt umsetzen.

Ab 2020 sollen in St. Moritz demnach nur noch Busse mit elektrischem oder Hybridantrieb für den öffentlichen Verkehr zugelassen werden. Dies gilt für Busse mit Erstzulassung 2020. Vor diesem Jahr zugelassene Busse mit traditionellen Antrieben sollen bis zum Ende ihrer Betriebsdauer im Einsatz bleiben dürfen. Ab 2020 sollen in St. Moritz zudem Taxi-Standplätze nur an Halter eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs vergeben werden.

Weiter soll die Fahrzeugflotte der Gemeinde «wo immer möglich und sinnvoll» durch elektrisch angetriebene Fahrzeuge ersetzt oder ergänzt werden. Öffentliche oder gemeindeeigene Parkplätze sollen mit zusätzlichen Ladestationen ausgebaut werden. Die Ladestationen für die Taxi-Standplätze sollen vom ortsansässigen Energieversorger St. Moritz Energie zeit- und bedarfsgerecht bereitgestellt und betrieben werden.

Pionierrolle im Energiebereich

Testa ist vom Nutzen der Elektromobilität überzeugt. «Elektrofahrzeuge sind umweltfreundlicher, leiser, effizienter und wartungsärmer», sagt er. Seit 2004 trägt St. Moritz das Label Energiestadt. Als Energiestadt engagiert sich St. Moritz laut Homepage für eine nachhaltige, kommunale Energiepolitik, für die Förderung von erneuerbaren Energien sowie für eine sinnvolle und effiziente Nutzung der Ressourcen. «Auch Solarenergie hat noch Ausbaupotenzial», meint Testa. Immerhin rühme sich die Destination mit 300 Sonnentagen pro Jahr.

In St. Moritz brannte 1878 das erste elektrische Licht der Schweiz. Laut Testa bietet sich für St. Moritz jetzt die Möglichkeit, im Energiebereich wieder eine Pionierrolle einzunehmen.

Der Trend ist da

Seit über hundert Jahren hat St. Moritz mit St. Moritz Energie einen eigenen Energieversorger. Von einem «Glücksfall» spricht Testa. «Der Trend hin zu Elektromobilität ist da, nun muss die nötige Infrastruktur erstellt werden», meint er. Als Energiestadt strebt St. Moritz auch einen CO2-neutralen Tourismus an. Testa verlangt in seiner Motion nun die Ausarbeitung einer Kommunikationsstrategie in Zusammenarbeit mit der Tourismusorganisation, welche das ganze Oberengadin vermarktet.

Es soll geklärt werden, wie die geplanten Massnahmen im Bereich Nachhaltigkeit auch aus touristischer Sicht genutzt werden können. «Dabei sollen insbesondere die Verfügbarkeit der Infrastruktur und der Wert der Elektromobilität als positives Erlebnis für Einheimische und Gäste aufgezeigt und kommuniziert werden», heisst es in der Motion. Allein schon die reduzierten Luft- und Lärmemissionen haben laut Testa einen touristischen Mehrwert.

Eine erprobte Technologie

Ganz neu ist die Idee von Elektromobilität in St. Moritz derweil aber nicht. Die Oberengadiner Gemeinde konnte während der Ski-WM 2017 bereits erste Erfahrungen mit einem umweltfreundlichen Besuchertransport machen. Auf Initiative von St. Moritz Energie und der Busbetreibergesellschaft Chrisma S.A. wurde die bestehende Ortsbusflotte mit einem Elektro-Hybrid-Bus von Siemens ergänzt. Die Energiestadt und die beteiligten Partner wollten testen, ob das Fahrzeug für den Einsatz bei Kälte und in steilem Gelände taugt. Schweizweit zum ersten Mal kam zudem eine mobile Schnellladestation zum Einsatz. Zwei Monate dauerte die Testphase – und sie war erfolgreich.

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