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Vincenz gibt Amt als Verwaltungsratspräsident bei Helvetia ab

Der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz tritt als Verwaltungsratspräsident bei Helvetia zurück. Grund ist das laufende Verfahren der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) gegen ihn.

Agentur
sda
18.12.17 - 10:28 Uhr
Wirtschaft
"Die anhaltende Unsicherheit und die medialen Begleiterscheinungen haben mich bewogen, per sofort zurückzutreten", sagt Pierin Vincenz zu seinem Rücktritt bei Helvetia. (Archiv)
"Die anhaltende Unsicherheit und die medialen Begleiterscheinungen haben mich bewogen, per sofort zurückzutreten", sagt Pierin Vincenz zu seinem Rücktritt bei Helvetia. (Archiv)
KEYSTONE/WALTER BIERI

Vincenz habe den Verwaltungsrat informiert, dass er per sofort aus de Gremium zurücktrete, teilte die Versicherung am Montag mit. In den letzten Tagen sei klar geworden, dass sich das Verfahren nicht beschleunigen lasse und damit bis zur kommenden Generalversammlung von Helvetia im April 2018 nicht abgeschlossen sein werde, liess sich Vincenz zitieren.

«Die anhaltende Unsicherheit und die medialen Begleiterscheinungen haben mich deshalb bewogen, im Interesse des Unternehmens per sofort zurückzutreten», heisst es im Communiqué.

Der Verwaltungsrat bedauerte den Entscheid. Neue Präsidentin wird die bisherige Vizepräsidentin Doris Russi Schurter. Sie wird die Amtsgeschäfte bis zur Wahl einer definitiven Nachfolge an der ordentlichen Generalversammlung im April 2018 führen.

Helvetia sei von der Untersuchung nicht betroffen. Die Untersuchung stehe in keinem Zusammenhang mit Vincenz' Tätigkeit bei der Versicherung, teilte Helvetia weiter mit.

Vincenz war von 1999 bis im September 2015 Chef der Raiffeisen Gruppe. Danach übernahm er das Verwaltungsratspräsidium der Versicherung Helvetia.

Mögliche Interessenskonflikte

Die Finma leitete das Verfahren gegen Vincenz Anfang November wegen Interessenskonflikten bei der Raiffeisen Gruppe ein. Bereits im Oktober war bekannt geworden, dass die Finma ein Verfahren zu Corporate-Governance-Themen bei der Raiffeisen Gruppe eröffnet hat.

Das Verfahren gegen Raiffeisen dreht sich um die Mehrheitsbeteiligung Investnet. Laut früheren Aussagen des jetzigen Raiffeisen-Chefs Patrik Gisel stehen nach einem eigenen Governance-Check die Entscheidungsprozesse im Fokus, die zu der Beteiligung geführt haben.

Es gehe darum, wie die Verträge gestaltet und aufgegleist wurden, sagte Gisel im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft». Die heute verantwortlichen Personen von Raiffeisen Schweiz stünden nicht im Fokus dieser Untersuchung.

Investnet berät kleine und mittlere Unternehmen und versorgt sie mit Investitionskapital. Vincenz hält privat einen Anteil von 15 Prozent an der Raiffeisen-Tochter Investnet.

Untersuchung durch Aduno

Vor rund einem Monat wurde bekannt, dass auch die Kreditkartengesellschaft Aduno die Geschäfte von Vincenz unter die Lupe nimmt. Der Verwaltungsrat von Aduno beauftragte eine auf Wirtschaftsstrafrecht spezialisierte Zürcher Anwaltskanzlei mit einer Untersuchung gewisser Akquisitionen der Aduno Gruppe.

Aduno ist im Geschäft mit bargeldlosen Zahlungen, Kleinkrediten und Leasing tätig. Raiffeisen ist mit 25,5 Prozent der Anteile grösste Aduno-Aktionärin.

Im Juni schied Vinzenz als Verwaltungsrat von Aduno aus und im Juli gab er seinen Rücktritt als Verwaltungsratspräsident des Finanzdienstleisters Leonteq bekannt. Der Bündner präsidiert weiterhin den Verwaltungsrat des Energiekonzerns Repower.

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