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Rot für Zucker: Hersteller wollen abgeschwächte Kalorien-Anzeige

Konsumentenverbände wollten schon vor Jahren eine Farbkennzeichnung für sehr zuckrige, salzige oder fette Lebensmittel. Jetzt kommt die Industrie in der EU mit einem eigenen Vorschlag - und stösst auf Kritik.

Agentur
sda
02.12.17 - 05:13 Uhr
Wirtschaft
Konsumenten finden auf britischen Lebensmitteln eine Ampelkennzeichnung für die enthaltenen Anteile von Zucker, Salz, Fettsäuren, Fetten und Kalorien. (Archivbild)
Konsumenten finden auf britischen Lebensmitteln eine Ampelkennzeichnung für die enthaltenen Anteile von Zucker, Salz, Fettsäuren, Fetten und Kalorien. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/MARTIN CLEAVER

Dickmacher wie Zucker und Fett sollen nach einem Vorschlag grosser Lebensmittelkonzerne künftig in Lichtsignalfarben auf Verpackungen angezeigt werden - einheitlich in Europa. Der belgische Hersteller Mondelez bestätigte der Nachrichtenagentur dpa die Initiative. Die stösst jedoch bei Konsumentenschützern auf Kritik. Die Organisation Foodwatch moniert, der Vorschlag führe Konsumenten hinters Licht.

Mondelez, Coca-Cola, Mars, Nestlé, Pepsi und Unilever hatten schon im März einen Vorstoss für eine «weiterentwickelte Farbkennzeichnung» für Lebensmittel angekündigt. Grundlage ist die sogenannte Ampelkennzeichnung, die in Grossbritannien verwendet wird. Sie zeigt in der Signalfarbe Rot auf der Packung an, ob ein Produkt viel Zucker, Fett oder Salz enthält. Denn diese Zutaten können bei Verzehr in grossen Mengen Fettleibigkeit und Gesundheitsprobleme fördern.

Rot schreckt ab

Gegen die Einführung einer solchen Lebensmittelampel hatten sich Hersteller lange gewehrt, weil eine rote Kennzeichnung abschreckend wirke. Nun schlagen sie selbst eine Farbkennzeichnung vor. Mondelez erklärte, man wolle «Konsumenten helfen, auf den ersten Blick eine gesündere Auswahl zu treffen».

Foodwatch kritisierte jedoch, das vorgeschlagene System sei weniger strikt und aussagekräftig als die Lebensmittelampel in Grossbritannien. Es ziele darauf ab, möglichst wenige Produkte mit der Warnfarbe Rot zu kennzeichnen.

Foodwatch nannte als Beispiel den Kakao der Marke «Nesquik». Die Angabe zum Zucker sei in Grossbritannien rot unterlegt, mit dem vorgeschlagenen System sei dasselbe Produkt mit derselben Zuckermenge aber nur noch gelb. Nutella stehe nach dem britischen System bei Fett, gesättigten Fettsäuren und Zucker auf Rot. Mit dem Herstellervorschlag wäre indes alles gelb.

Auf Basis kleinerer Portionen

Mondelez-Sprecher Francesco Tramontin erklärte, das neue System basiere auf kleineren Portionen. Damit könnten sich einige Kennzeichnungen von Rot auf Gelb ändern. Das System gebe einen Anreiz für die Hersteller, auf kleinere Portionen umzustellen. Ausserdem passe es besser für Lebensmittel wie Käse oder Olivenöl, die in kleineren Mengen als 100 Gramm verzehrt werden - diese Menge ist bisher Bemessungsgrundlage.

Foodwatch-Experte Oliver Huizinga liess das nicht gelten. «Die sechs Lebensmittelriesen wollen die Kriterien für eine Ampelkennzeichnung derart verändern, dass die Ampel seltener auf »Rot« springt. Das führt die Idee einer konsumentenfreundlichen Nährwertkennzeichnung ad absurdum», sagte er.

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Tja. Was tut man nicht alles um den Umsatz zu steigern, und die Verbraucher damit hinters Licht zu führen. Da kann doch ein Lebensmittelkonzern dem anderen die Hand reichen. Diesbezüglich ist doch keiner besser als der andere. Hauptsache der Umsatz stimmt. Und die "Gesundheit" wie das "Wohlergehen", steht ja erst mal wie auch weiterhin an dritter Stelle der Konzerne. Kein bisschen anders als bei den Pharma Konzernen oder der Zigarettenindustrie.

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