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Riesenprojekt ist abgeschlossen

In den letzten sechs Jahren wurden die Anlagen der Kraftwerke Hinterrhein auf den neuesten Stand gebracht. Diese Gesamterneuerung kostete gegen 300 Millionen Franken. Der Abschluss der Arbeiten wird am Freitag gefeiert. Grund genug, um die wichtigsten Fragen zu diesem Riesenprojekt zu beantworten.

29.09.17 - 11:15 Uhr
Wirtschaft

Langwierig, enorm teuer, aber nötig. So kann das Sanierungsprojekt der Kraftwerke Hinterrhein AG (KHR) zusammengefasst werden. Über mehrere Jahre beschäftigte das Unternehmen dieses Projekt. Da es sehr kompliziert war, die Anlagen zu sanieren, kostete die Gesamterneuerung enorm viel Geld. Gegen 300 Millionen Franken wurden investiert. Der Abschluss der Arbeiten wird am Freitag gefeiert.

Warum war die Gesamterneuerung nötig?

Die Anlagen wurden zwischen 1956 und 1963 erstellt. Nach 50 Betriebsjahren war die maximale Lebensdauer bei vielen Anlageteilen der KHR-Infrastruktur erreicht – teilweise wurde sie bereits überschritten. Damit war die Störanfälligkeit erhöht, und Ausfälle wurden wahrscheinlicher.

Wie sah der Zeitplan des Projekts aus?

Die Genehmigung für das Gesamtprojekt wurde im September 2010 erteilt. Die erste grosse Bauphase startete im Sommer 2011, abgeschlossen wurden die Arbeiten in diesem Jahr. Während bei vergleichbar grossen Anlagen oft in Etappen saniert wird, setzten die KHR auf eine Gesamterneuerung ohne Betriebsunterbrüche. Aus ökologischer Sicht wäre der Sommer ideal für die Sanierungsarbeiten gewesen. Aufgrund der Wasserverhältnisse wurden aber die meisten Arbeiten in den Wintermonaten durchgeführt.

Was wurde konkret gemacht?

Stauseen & Ausgleichsbecken

Im Rahmen der Gesamterneuerung wurden die Stauseen Sufers und Valle di Lei saniert. Der Stausee Sufers wurde dafür teilweise entleert. Der Stausee Valle di Lei musste vollständig entleert werden. Auch die beiden Ausgleichsbecken Bärenburg und Preda (Madris) wurden überholt, ebenso der Triebwasserstollen in Richtung Bärenburg und der Grundablassstollen beim Stausee Sufers. Die Entleerung des Stausees Valle di Lei wurde in diesem Zeitraffer-Video festgehalten:

Maschinensätze

Nach rund 50 Betriebsjahren und weit über 100'000 Betriebsstunden mussten die 13 grossen Maschinensätze der KHR erneuert und revidiert werden. Die alten Turbinenlaufräder wurden durch neue ersetzt, womit eine Effizienzsteigerung von rund zwei Prozent erreicht wurde. Auch Teile der Generatoren wurden ausgewechselt. Die Rotoren wurden überholt und teilweise umgebaut.

Technik

Auch die Technik der Kraftwerksanlagen wurde erneuert. Während der Totalabstellungen in den Winterhalbjahren 2011/12 und 2012/13 wurden einige Systeme – darunter Schaltanlagen für die eigene Stromversorgung, Batterieanlagen, Kühlwasser-Einrichtungen oder Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen – ebenfalls ersetzt oder umfassend erneuert.

Welche Schwierigkeiten gab es?

Die Kraftwerke Hinterrhein AG musste bei der Gesamterneuerung Einbussen bei der Stromproduktion hinnehmen. Das wirkte sich teilweise merklich auf den Gewinn aus. Ursprünglich rechneten die KHR damit, dass über die gesamte Projektdauer rund 180 GWh Strom weniger Strom gewonnen werden kann. Dies entspricht rund zwölf Prozent einer Jahresproduktion, was im Vergleich zu möglichen natürlichen Schwankungen von bis zu 40 Prozent gering sei, schreiben die KHR auf ihrer Webseite.

Die Gesamterneuerung war auch eine grosse Herausforderung für die Umwelt. Weil der Stausee Sufers vollständig entleert wurde, mussten geringe Verluste beim Fischbestand in Kauf genommen werden. Damit aber nur so wenig Fische wie möglich verendeten, wurde der Stausee vor der Entleerung intensiv ausgefischt. Zudem wurden während der Entleerungen möglichst viele Fische aus den verbleibenden Wasserrinnsalen und Tümpeln geborgen und in andere Gewässer versetzt. Die KHR gaben auf ihrer Webseite bekannt, dass die Fische bis im nächsten Jahr wieder in den Stausee zurückgebracht werden sollen.

Die Sanierungsarbeiten hatten auch Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die entleerten Stauseen veränderten das Landschaftsbild. Bei den Bauplätzen Bärenburg und Sufers musste mit Baulärm gerechnet werden. Ausserdem gab es auch einige Schwertransporte, einzelne Helikoptertransporte und zusätzlichen Bauseilbahnen.

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