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Kein zukunftsfähiger Tourismus

Schweizer Umweltschutzverbände wehren sich gegen den Ausbau der Skigebiete in Samnaun und Scuol. Die neuen Bahnen und Pisten würden geschützte Landschaften zerstören. Zudem entspreche die Investition in Skigebiete nicht einem zukunftsfähigen und umweltverträglichen Tourismus.

Südostschweiz
12.10.16 - 13:12 Uhr
La Quotidiana

Die geplante Skigebietserweiterung in Samnaun sieht bis 2020 insgesamt vier neue Bahnen und damit eine Skigebietsvergrösserung um 80 Hektaren vor, wie es in einer Mitteilung heisst. Um diese Ausbaupläne zu realisieren, müssen die neuen Bahnen und Pisten zuerst im regionalen Richtplan Unterengadin aufgenommen und das regionale Landschaftsschutzgebiet Ravaischer Salaas aufgehoben werden.

Verpasste Chance

Die Umweltverbände Pro Natura, WWF Graubünden, Mountain Wilderness und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz äussern sich in einem Schreiben kritisch gegen diese Skigebietserweiterungen. Sie fordern die Bündner Regierung auf, einen «zukunftsweisenden Entscheid zu treffen und von der Ausweitung der Skigebiete in Scuol und Samnaun abzusehen». Der weitere Ausbau von Skigebieten sei aus mehreren Gründen nicht mehr zukunftsfähig.

Wie die Entwicklung der Temperaturerwärmung in den vergangenen Jahren zeige, sei 2100 auf 3000 M.ü.M. im Extremfall mit Schneeverhältnissen wie heute auf 1400 M.ü.M. zu rechnen – wo die Schneesicherheit schon heute nicht mehr gewährleistet sei. Weiter entspreche der aktuelle Energieverbrauch für die Produktion von Kunstschnee dem Strombedarf von 188'00 Zweipersonen-Haushalten und dem Wasserverbrauch der Stadt Bern. Als letzten Grund führen die Umweltschutzverbände die veränderten Konsumgewohnheiten auf. Der Skisport sei auch wegen des starken Frankens und einer tendenziell älteren Bevölkerung kein Wachstumsmarkt mehr.

Aus diesen Gründen sei «der Ausbau eines Skigebietes eine klar verpasste Chance, auf einen zukunftsfähigen und umweltverträglichen Tourismus umzustellen», wie Katharina Conradin, Geschäftsführerin von Mountain Wilderness Schweiz sagt. 

Verbindung nach Ischgl als Vision

Scuol möchte sein Skigebiet mit der Erschliessung der Val Tiral mit zwei Bahnen auf den Piz Champatsch und auf den Piz Soèr erweitern. Die grosse Vision ist die Verbindung nach Ischgl: Die 8,8 Kilometer lange Pendelbahn zwischen Piz Champatsch und Piz Val Gronda soll als Vororientierung im regionalen Richtplan aufgenommen werden. Die Umweltschutzverbände finden es widersinnig, dieses Vorhaben in den regionalen Richtplan aufzunehmen, obwohl die Bahn durch die nationale Moorlandschaft Val Fenga führen würde. (so)

 

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