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Neue Vorwürfe gegen Remo Stoffel

Zum Zeitpunkt der Übernahme der Therme Vals durch Remo Stoffel gab es stille Reserven von mehreren Millionen Franken. Ohne dass die Valser Stimmberechtigten als Besitzer des Objekts davon gewusst hätten. Das berichtete die «Rundschau» von SRF gestern. Die Gegner Stoffels fordern die Rückerstattung des Geldes.

Südostschweiz
09.03.16 - 22:00 Uhr
La Quotidiana

Mit schwerem Geschütz ist gestern Abend die Sendung «Rundschau» des Schweizer Fern-
sehens gegen Investor Remo Stoffel und den ehemaligen Verwaltungsrat der Valser Therme aufgefahren. So sollen zum Zeitpunkt der Übernahme der Therme durch Stoffel stille Reserven in Millionenhöhe vorhanden gewesen sein. Stille Reserven sind Rückstellungen, die in der Bilanz nicht ersichtlich sind.

Dass und wie viele stille Reserven vorhanden waren, hatte der von Stephan Schmid präsidierte Therme-Verwaltungsrat gegenüber der früheren alleinigen Besitzerin der Therme, der Gemeinde, verschwiegen, wie Margrit Walker-Tönz, die damalige Valser Gemeindepräsidentin, im «Rundschau»-Bericht sagt. Die Unkenntnis über den tatsächlichen Wert des Objekts wirkte sich entsprechend negativ auf die 
Bewertung des Unternehmens beziehungsweise den Verkaufspreis insgesamt aus.

Stephan Schmid wies die Vorwürfe gegenüber der «Rundschau» zurück. Der Verkaufsentscheid sei auf der Grundlage eines öffentlichen, umfassenden und offenen Innovationsprozesses gefällt worden, so Schmid.

Neues Gutachten liegt vor

Der Fernsehbericht basiert auf einem gestern erstmals publizierten Gutachten einer international renommierten Treuhandgesellschaft, das von den Stoffel-Gegnern in Auftrag gegeben wurde. Darin heisst es unter anderem:  «Aufgrund diverser Indizien kann 
davon ausgegangen werden, dass 
zum Kaufzeitpunkt in verschiedenen 
Bilanzpositionen (Anlagevermögen, Vorräte, Verbindlichkeiten aus ausgegebenen Gutscheinen, Rückstellungen) stille Reserven vorhanden waren.» Zur Höhe der stillen Reserven nennt das Gutachten keine Zahl. Der von der «Rundschau» kontaktierte Ökonom, Professor Hato Schmeiser von der Universität St. Gallen,  spricht im Bericht aber von einem Betrag von mehreren Millionen Franken.

Und wo steckt das angeblich verborgene Eigenkapital? Das Gutach-ten nennt Indizien und Beispiele. 
Eines davon: In der Jahresrechnung 2011/2012 wird der Buchwert der Hoteltherme mit 17,8 Millionen Franken angegeben. Der Versicherungswert der Hotelimmobilien, des Bades und des Mobiliars ist jedoch etwa  viermal höher – insgesamt 73 Millionen Franken.

Deutlich wird die Gutachterin auch in einem weiteren Punkt: «Beim Verkaufsprozess der Hoteba AG kann wohl eher nicht von einem offenen und fairen Bieterverfahren gesprochen werden, bei welchem ein unabhängiges und faires Kaufpreisangebot zustande kam.»

Aktien faktisch gratis abgegeben

Wie aus dem «Rundschau»-Bericht deutlich wird, konnte die Gemeinde nie eine genaue Vorstellung davon haben, wie viel das Unternehmen Therme damals wert war, trotz Aufforderung zur Einsichtnahme der massgeblichen Unternehmenszahlen. Entsprechend heisst es im Gutachten auch: «Berücksichtigt man (...) diese von der Gemeinde unentgeltlich zu erbringenden Leistungen respektive Gratisleistungen, hat die Gemeinde die Aktien der Hoteba AG faktisch nicht nur gratis abgegeben, sondern hat darüber hinaus auch auf weitere zukünftige Einnahmen verzichtet.»

Für die Gruppe «Besorgte Bürgerinnen und Bürger von Vals» halten Peter Schmid und Adrian Vieli in einer noch gestern Abend versandten Mitteilung fest, der frühere Therme-Verwaltungsrat habe den Gemeindeverantwortlichen und Stimmberechtigten damals jegliche Auskunft über den tatsächlichen Wert der Therme verweigert – sogar dann noch, als die Gemeindepräsidentin dies schriftlich verlangt habe. Der von der «Rundschau» dargestellte Sachverhalt 
sei «deshalb absolut untragbar, weil es sich bei der feindlichen Übernahme der Therme um ein öffentlich-rechtliches Unternehmen handelte, das zu 100 Prozent der Gemeinde gehörte».

Die stillen Reserven genau zu beziffern sei jetzt Aufgabe von Politik und Justiz. Man erwarte, dass die verantwortlichen Stellen Graubündens unverzüglich handelten: «Sie haben zu veranlassen, dass das Vermögen, das allen Valserinnen und Valsern gehört, gesichert und zurückerstattet wird. Der Tatbestand ist ein Offizialdelikt, die kantonalen Institutionen haben zwingend einzuschreiten.» Wenn das nicht erfolge, äufne man schweizweit  einen Solidaritätsfonds und reiche über diesen Klage ein.

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