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Scuol und Samnaun streben ein grösseres Skigebiet an

Sowohl die Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent AG als auch die Bergbahnen Samnaun haben Visionen für eine Skigebietserweiterung. Ob diese realisiert werden, hängt aber nicht nur vom Wohlwollen der Umweltorganisationen und der Regierung ab.

Südostschweiz
12.11.15 - 06:30 Uhr
Politik

von Fadrina Hofmann

Eine Unternehmung muss Visionen haben». Diese Worte stammen von Egon Scheiwiller, Direktor der Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent AG. Sein Unternehmen hat auf die kommende Wintersaison hin eine neue Sesselbahn für neun Millionen im Skigebiet bauen lassen. Nun steht laut Scheiwiller erst einmal eine Konsolidierungsphase an. Und doch liegen aktuell Pläne für eine Skigebietserweiterung auf. Dies im Zusammenhang mit der Anpassung des Richtplans Graubünden für das Gebiet Engiadina Bassa.

Das geplante Vorhaben besteht aus mehreren Schneesportpisten mit einer Gesamtlänge von ca. 4,5 Kilometer und einer Fläche von etwa 27 Hektaren. Für den Transport der Schneesportler sind zwei Sesselbahnen mit einer Bergstation auf der Fuorcla Champatsch, einer Bergstation westlich des Piz Soèr, je ca. acht bis zehn Stützen und Talstationen mit gemeinsamer Garagierung im Talgrund des Tiral vorgesehen. Die geplante Förderleistung der Bahnen beträgt 4000 Personen pro Stunde. «Mit dieser Erweiterung wird ein nördlich exponiertes und damit schneesicheres Gebiet erschlossen», erklärt Scheiwiller. All diese und weitere Informationen lassen sich im Umweltverträglichkeitsbericht und Pflichtenheft nachlesen, die noch bis am 7. Dezember öffentlich aufliegen und gegen die Einsprache eingereicht werden kann.

Die Gästezahlen entscheiden

Bisher haben die Bergbahnen Motta Naluns von den Umweltverbänden wenig Einwände gehört. «Da wir keine extravagante Erweiterung planen, rechnen wir mit keinem oder wenig Widerstand», sagt Scheiwiller. Sollte das Projekt tatsächlich realisiert werden, würden andere Flächen der Wintersportzone in tieferen Lagen zugunsten der neu hinzukommenden Wintersportzone im neuen Gebiet zu Kompensationsflächen.

Noch ist die Skigebietserweiterung allerdings nicht aktuell. Der Direktor spricht von einem Zeitraum über zehn Jahre. «Wenn die Gästezahlen so wie jetzt bleiben, brauchen wir das Skigebiet nicht auszubauen. Nur wenn wir mehr Betten haben, macht das Projekt Sinn», betont Scheiwiller. Und trotzdem sei es wichtig, Visionen zu haben, gerade im Hinblick auf potenzielle Investoren im Tal.

Ein neuer Drehangelpunkt

Auch die Bergbahnen Samnaun AG planen eine Skigebietserweiterung. Vorgesehen sind mehrere Schneesportpisten mit einer Gesamtlänge von ca. acht Kilometern und einer Fläche von knapp 30 Hektaren. Zwei Seilbahnen sind vorgesehen, mit einer Bergstation auf der Greitspitz, einer Bergstation auf dem Salaaser Kopf, je ca. 18 bis 19 Stützen und Talstationen mit gemeinsamer Garagierung im Talgrund des Ravaischer Salaas. Die Bahnen sollen rund 3000 Personen pro Stunde transportieren. Wegen der zentralen Lage würde sich neu ein zweiter Rundkurs für das österreichisch-schweizerische Skigebiet ergeben.

Das Skigebiet von Samnaun ist die Silvretta Arena Samnaun/Ischgl, die als grösstes Skigebiet der Ostalpen vermarktet wird. 238 Pistenkilometer und 45 Bahn- und Liftanlagen gehören zum Angebot. Weswegen braucht es also auf Samnauner Gebiet noch eine Skigebietserweiterung?

Eine Lücke schliessen

Mario Jenal, Geschäftsführer der Bergbahnen Samnaun AG, nennt gleich mehrere Gründe, die dafür sprechen. «Bisher ist die Verbindung des Skigebiets von Osten nach Westen nur über Österreich erreichbar. Diese Lücke wollen wir schliessen», erklärt er. Mit minimalen Eingriffen sei eine Verbesserung im Pistenangebot möglich und die bisherigen stark überfüllten Pisten auf der Achse Alp Trida – Idalp – Höllenkar könnten entlastet werden. Zudem würde die Rückkehrmöglichkeit der Samnauner Gäste mit dieser zweiten Achse wesentlich verbessert werden.

Ein weiterer Punkt seien die Pistenkapazitäten. «Die Förderleistung hat sich in den letzten Jahren ständig erhöht», sagt Jenal. 80 Prozent der Logiernächte generiert Samnaun im Winter. Während auf Schweizer Seite die Logiernächte in den vergangenen drei Jahren stetig gesunken sind, legt Ischgl weiterhin zu. «Wenn wir mithalten wollen, müssen wir ausbauen», meint der Geschäftsführer. Wenn alles gut läuft, dürfte der Baustart der neuen Bahnen in fünf Jahren sein.

Eine Verbindung Scuol-Samnaun?

Eine Vision teilen die Samnauner und die Unterengadiner. «Wir liebäugeln mit einem Zusammenschluss mit dem Skigebiet Motta Naluns», verrät Jenal. Der Vorstoss sei vom Unterengadin her gekommen und werde sicher erst von der kommenden Generation in Angriff genommen. «Im Moment wäre diese Vision technisch gar nicht möglich und viel zu teuer», sagt auch Scheiwiller. Beide Geschäftsführer wollen erst einmal ihre eigenen Hausaufgaben machen und hoffen darauf, dass der dafür notwendige Richtplan von der Regierung abgesegnet wird.

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