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Hüttenplausch statt Wanderkrampf

Es hätte eine der längsten Etappen der Wandertage werden sollen – stattdessen wurde es die lustigste. Über eine Meisterleistung in Improvisation.

Olivier
Berger
06.08.17 - 22:49 Uhr
Leben & Freizeit

Eine Wegstrecke von 13,5 Kilometern mit stattlichen 710 Metern Aufstieg von Brambrüesch über den Dreibündenstein nach Feldis: Das ist die Idee an diesem plötzlich frischen Sonntagmorgen. Die Realität sieht bei der Talstation aber so aus: Die Gondelbahn hinauf nach Brambrüesch fährt nicht. Erste Scherze machen die Runde: Der mitwandernde Stadtrat Tom Leibundgut habe die Bahn sabotiert, um dem langem Marsch zu entgehen.

Es kommt immer anders

Andres Hartmann, Projektleiter der «Südostschweiz»-Wandertage, hängt derweil am Handy, organisiert eine Alternative. Statt mit der Gondel auf den Churer Hausberg geht es mit in Rekordzeit organisierten Postautos nach Rhäzüns und von dort per Bergbahn hinauf nach Motta oberhalb von Feldis. Auf dem Plan steht jetzt laut Hartmann eine Rundwanderung oberhalb von Feldis, dann eine Sesselbahnfahrt zurück ins Dorf, zum Apéro.

Oben auf Motta zeigt sich: nichts. Es ist kalt, es geht ein beissender Wind, und die Sichtweite im Nebel beträgt wenige Meter. Wieder muss Hartmann umdisponieren, wieder helfen die beteiligten Partner spontan mit – diesmal die Gemeinde Domleschg. Statt auf Rundtour geht es in die geheizte Hütte auf der Alp Raguta, Kaffee und Tee sind von der Gemeinde offeriert, das Mittagessen – eigentlich geplant im Nieselregen beim Dreibündenstein – erfolgt zwar aus dem Rucksack, aber an langen Tischen. Après-Ski-Stimmung kommt auf.

Gewandert wird dann doch noch, an diesem Tag der rollenden Planung: von der Alp Raguta hinunter nach Feldis. Und irgendwie hat man nach 14 Etappen mit rund 150 Kilometern Gesamtdistanz das Gefühl, eigentlich ist es den meisten in der Gruppe ganz recht, dass es für einmal gemütlicher zu und her geht.

Vielfältige Überraschungen

Unten im Dorf wartet die letzte von vielen Überraschungen der diesjährigen Wandertage auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Sie werden mit Pauken und Trompeten empfangen. Und das durchaus im wörtlichen Sinn – dank der Buramusig Cazis, welche die Wandergruppe vor dem Volg empfängt.

Für zwei persönliche Überraschungen sorgt danach Projektleiter Hartmann. Er beschenkt jene zwei Personen, welche seit dem Beginn alle Wandertage-Etappen mitgemacht haben. Wanderer Sven Jud erhält einen Gutschein für Ferien im Märchenhotel von Braunwald, Luciano Di Sabatino, als Leiter Events und Messen bei Volg der Herr über die Apéros, bekommt Wein aus der Bündner Herrschaft.

Applaus gibt es nicht nur für die beiden Stammgäste im Wanderfeld, sondern auch für Hartmanns erste Bilanz der diesjährigen Wandertage. Mit 1350 Wandererinnen und Wanderern wurde die Teilnehmerzahl aus dem Vorjahr um 20 Prozent übertroffen. Neun der 15 Wanderungen waren ausgebucht; insgesamt waren rund 80 Prozent aller verfügbaren Plätze besetzt.

Einer allerdings hätte den grössten Applaus verdient; ganz besonders nach dem organisatorischen Kraftakt des Schlusstags: Hartmann selber. Der aber denkt derweil wohl schon an die Ausgabe vom kommenden Jahr.

Der akustische und filmische Rückblick:

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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