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Wenn die Wandertage nachhaltig wirken

Die neunte Etappe der «Südostschweiz»-Wandertage führte am Montag nach Vals. Mit dabei war auch ein ganz besonderes Wanderduo.

Olivier
Berger
31.07.17 - 19:41 Uhr
Leben & Freizeit

Von der Rekord-Wandergruppe, von den gut 120 Personen, die sich an diesem Morgen auf dem Parkplatz unterhalb der Zervreila-Staumauer besammelt haben, kenne ich ihn mit Abstand am längsten. Gemeinsam steigen wir das kurze Stück hoch zur Staumauer, er mit Cesare an der Leine, dem neunmonatigen Lagotto Romagnolo. Von der Mauerkrone bietet sich ein atemberaubender Ausblick.

Das Wandern wieder entdeckt

Dass er an diesem Morgen hier ist, hat viel mit den «Südostschweiz»-Wandertagen zu tun. Wir sind schon oft zusammen gewandert, früher sowieso. Im vergangenen Jahr dann kam er mit auf die Weinwanderung durch die Bündner Herrschaft. Einen Tag später meldete er sich: Er komme noch auf eine zweite Etappe mit. Darauf wanderten wir im strömenden Regen von Flims nach Laax.

An diesem Tag absolviert er schon die zweite Etappe der diesjährigen Wandertage. Die beiden «Südostschweiz»-Märsche im vergangenen Jahr haben bei ihm nämlich nachhaltig gewirkt: Er hat für sich das Wandern wieder entdeckt. Und so ist auch Cesare in die Familie gekommen. Seit dem Winter wandern die beiden gemeinsam, mehr oder weniger täglich, wie er sagt.

Durch wilde Landschaften

Heute führt der Weg nach der Staumauer stotzig bergan, das Feld zieht sich rasch in die Länge. Belohnt wird die Wandergruppe für die knapp 250 Meter Höhengewinn auf kurzer Strecke mit dem Blick zurück auf den Stausee und in die Valser Bergwelt. Mit seinen 68 Jahren hat er den Aufstieg problemlos gemeistert; andere bekunden mehr Mühe. Leicht bergab und durchs Moor geht es weiter. Als der Regen einsetzt, dieser treue Begleiter der diesjährigen Wandertage, zieht er die Wetterjacke an, setzt eine Mütze auf.

Es regnet nur kurz. Während er etwas später bereits auf der Terrasse des Aussichtsrestaurants «Gadastatt» sitzt und die – übriges hervorragenden – einheimischen Produkte des offerierten «Zmaränt» geniesst, tröpfeln immer noch Nachzügler ein. Das spontane Angebot der Valser Bergbahnen, mit der Gondel ins Tal zu fahren, schlägt er aus. Es geht zu Fuss weiter.

Lob für den Apéro

Von der «Gadastatt» geht es nun steil bergab, Vals immer im Blick. Der Weg führt auf teils uralten, archaischen Wegen hinunter, erst zur Siedlung Leis. Danach geht es in den Zielort Vals, dieses so hübsche Dorf mit den sonnenverbrannten alten und den architektonisch gut einpassten neuen Häusern. Mit dem überraschend grosszügigen Dorfplatz, diesem Hauch von italienischer Piazza.

Vor dem Valser Volg-Laden dann steht er unter dem Sonnenschirm. Er, der frühere Spitzenkoch, der immer noch Kurse gibt, lobt den Apéro des Hauptsponsors. Danach brechen wir auf; nachdem wir uns in Chur voneinander verabschiedet haben, fahren er und Cesare weiter nach Vaduz, dorthin, wo er wohnt.

Es ist ein Abschied auf Zeit. Wir werden bald wieder gemeinsam wandern. Immerhin ist er, Rolf Berger, der das Wandern bei den letzten Wandertagen wieder entdeckt hat, mein Vater.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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