×

Beim Wandern lernt man Leute kennen

Zuletzt lacht sogar die Sonne ein wenig. Auf den Spuren von Anna Göldi führt die vierte Wanderetappe der «Südostschweiz» gemütlich von Glarus nach Näfels.

26.07.17 - 19:43 Uhr
Leben & Freizeit

Grosses Hallo. Sven Jud aus Schwanden und Cornelia Kohlfürst schütteln Hände. Ihr neuester Regenschutz wird von Mitwanderern kommentiert. Auch Töchterchen Rahel klettert aus dem Jogging Buggy und begrüsst den sechsjährigen Conan, ihren neuen Freund. Wandertage sind kommunikativ. Schon letztes Jahr war die Familie bei den «Südostschweiz»-Wandertagen dabei. Und dieses Jahr erst recht, wie sie sagen. 

Von Anna Göldi, der «letzten Hexe» Europas kennen sie die Geschichte zwar ein wenig. «Man erfährt aber immer etwas Neues», sagt Sven Jud. 
Stadtführer Kaspar Marti und August Berlinger, Walter Hauser, Präsident der Anna-Göldi-Stiftung, sowie Steve Nann, Kulturbeauftragter von Glarus Nord, teilen die rund 60 wetterfesten Pilgersleute unter sich auf. Chefredaktorin Martina Fehr und Thomas Kundert von der Geschäftsleitung gesellen sich dazu. 
Die Talwanderung mit 18 Höhenmetern verteilt auf neun Kilometer entlang der Linth sollte locker zu schaffen sein.

Durch rechtwinklige Strassen geht es zur Stadtkirche – nicht zum Gebet, sondern zum Modell von Alt Glarus. Jenes Glarus, wie es Anna Göldi während ihrer kurzen Zeit erlebt haben muss. Das Haus ihres Arbeitgebers, des Arztes, Ratsherren und Richters Johann Jakob Tschudi ist 1861 beim grossen Brand abgebrannt. Ebenso die damalige Kirche oder das Gerichtshaus. Dafür gibt es beim heutigen Gericht ein Mahnmal, das nicht nur an den Justizmord an der Sennwalder Magd erinnert, sondern auch an die weltweiten Opfer staatlicher Willkür oder «abergläubischer Verdammungen». Durch das «Mördergässli» geht es nun auf Anna Göldis Spuren weiter zum Richtplatz. Mit dem Schwert wurde sie 1782 hingerichtet, nicht verbrannt. Weil sie das Annemiggeli Tschudi, das Gufen spuckte, «verderbt» haben sollte.
 

Ein Tatzelwurm entlang der Linth

Die Linth rauscht laut, die Gedanken kreisen noch um Anna Göldi. Klein Rahel verschläft im Buggy die Chalchi, die Glarner Kalkfabrik, ebenso wie die gegen Hochwasser eingedämmte Linth oder den Flugplatz, wo Marenco die neusten Helis bauen soll. Sven Jud knüpft derweilen neue Bekanntschaften, bis das ehrwürdige Zwickyhaus in Mollis erreicht ist. Dort, wo Anna Göldi glücklichere Jahre verbrachte. Die Wanderer wirken zufrieden. Die Sonne güxlet sogar ein wenig. So lässt sich der Apéro im Volg von Näfels geniessen.

 

Der Rückblick auf die vierte Etappe in Hör- und Videoform:

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR