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In fast vier Marathons einmal auf das Dach der Alpen

Drei Etappen der diesjährigen «Südostschweiz»-Wandertage sind bereits ausgebucht. Wie schon im vergangenen Jahr wollen manche Wanderer alle 15 Teilstrecken absolvieren. Ihnen steht einiges bevor.

Olivier
Berger
19.07.17 - 07:55 Uhr
Leben & Freizeit
Hoch hinaus: Auch in diesem Jahr werden die «Südostschweiz»-Wanderer einige Höhenmeter absolvieren.
Hoch hinaus: Auch in diesem Jahr werden die «Südostschweiz»-Wanderer einige Höhenmeter absolvieren.
ROLF CANAL

Ein erstes Zwischenziel hat Andres Hartmann bereits erreicht. «Die Teilnehmerzahl des vergangenen Jahrs ist schon mit den Anmeldungen übertroffen», sagt der Projektleiter der «Südostschweiz»-Wandertage. Tatsächlich hatten sich allein bis gestern 1160 Personen für eine oder mehrere der 15 Etappen angemeldet. Gut eine Woche nach dem Anmeldestart kann Hartmann deshalb bereits jetzt einen neuen Teilnehmerrekord verkünden.

Schlechte Nachrichten gibt es dafür für all jene, welche sich noch für die Wanderungen ins Unesco-Welterbe Tektonikarena Sardona, nach Braunwald oder zur Musicalbühne am Walensee hätten anmelden wollen. «Diese drei Wanderungen sind schon jetzt ausverkauft», sagt Hartmann. Auch bei weiteren Etappen wird es langsam eng: Für die Schlagerwanderung waren gestern noch vier Plätze zu haben, für die Eselwanderung zum Auftakt am kommenden Sonntag noch acht, für die Schlussetappe noch zwölf.

Mehr als quer durch den Kanton

Augenfällig ist laut Hartmann, dass sich viele der «Südostschweiz»-Wandererinnen und -Wanderer nicht nur für eine Etappe anmelden. «Es gibt sogar Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche alle 15 Teilstrecken unter die Füsse nehmen werden.» Den ganzen Weg vom oberen Zürichsee auf den Oberalppass hatten einzelne Unentwegte auch vor Jahresfrist schon erwandert. «Diesmal gibt es viele, welche die ganze Strecke mitmachen wollen», betont Hartmann.

Wer alle 15 Etappen der «Südostschweiz»-Wandertage absolvieren will, dem steht einiges bevor, wie ein Blick auf den Streckenplan zeigt. Die klassische Marathondistanz von 42,2 Kilometern legen die Wandererinnen und Wanderer nicht weniger als 3,7-mal zurück. Die gesamte Wegstrecke, die sie ab Sonntag und bis zum 6. August zurücklegen werden, beträgt nämlich 155,6 Kilometer. Zum Vergleich: Vom Oberalppass nach Samnaun, also einmal quer durch Graubünden, sind es 133,4 Kilometer.

Mehr als die Dufourspitze

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der «Südostschweiz»-Wandertage wollen aber nicht nur weite Wege gehen, sondern auch hoch hinaus. Zusammengezählt werden sie auf den 15 Etappen 4778 Meter an Höhe gewonnen haben. Das sind 144 Meter mehr als der höchste Punkt der Schweiz, die Dufourspitze, über dem Meeresspiegel liegt. Insgesamt erklimmt die «Südostschweiz»-Wanderfamilie knapp die Höhe des höchsten Bergs der Alpen, des Mont Blanc. Noch rekordverdächtiger sind die Abstiege: Mit 6339 Metern übertreffen sie die Höhe des höchsten europäischen Bergs, des Elbrus, um knapp 700 Meter.

Kritikern mögen nun mäkeln, die Rekordwerte verteilten sich bei den «Südostschweiz»-Wandertagen auf gut zwei Wochen. Das stimmt. Trotzdem kann sich auch die statistisch durchschnittliche Wandertag-Wanderung sehen lassen: Sie führt über eine Strecke von 10,4 Kilometern mit 318,5 Metern Auf- und 422 Metern Abstieg. Dafür angemeldet haben sich im Schnitt bisher 77,3 Personen.

Mehr als Durchschnittsware

Der Durchschnitt ist das eine, die Bandbreite der einzelnen Wanderungen ist das andere: Im zweiten Jahr sind die «Südostschweiz»-Wandertage noch einmal vielfältiger geworden. So führt die kürzeste der 15 Etappen, die Kinderwanderung am Pizol, über gerade einmal 4,1 Kilometer; das längste Teilstück von Arosa nach Lenzerheide ist mehr als viereinhalbmal so lang. Mit 770 Metern ist der Aufstieg zwischen Arosa und Lenzerheide ebenfalls Rekord – am «flachsten» geht es sich am vierten Tag «Auf Anna Göldis Spuren» in Glarus mit 18 Metern Aufstieg.

Mit rund drei Stunden Gehzeit entspricht die Mehrheit der «Südostschweiz»-Wanderungen übrigens dem statistischen Mittel aus einer Studie von 2014. Forscher errechneten, dass die durchschnittliche Schweizer Wanderung 3,2 Stunden dauert. Ausserdem stellen Personen im Alter über 60 Jahren den höchsten Anteil an Wanderern; Einkommensstarke wandern zudem deutlich häufiger.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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