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Umfahrung Sta. Maria hat gute Gründe

Südostschweiz

Zum Artikel «Umfahrung Sta. Maria stösst auf erbitterten Widerstand» und zum Leserbrief «Sta. Maria die Luft ganz abwürgen?» in der Ausgabe vom 27. Juli.

A. Schweizer vom Hotel «Chasa de Capol» reagieren oder agieren, wenn er auf der Befürworterseite stehen würde? Die Abstimmung ist rechtskräftig, ob eine oder wenige Stimmen mehr für die Variante Süd vor 16 Jahren waren. Ein Referendum wurde in der gesetzlichen Frist von vier Jahren nicht eingereicht.

Zweitens zu all den nett gemeinten Leserbriefen für den Durchgangsverkehr in Sta. Maria: Möchte beispielsweise Leserbriefschreiber Peter Frigge aus Winterthur an dieser Strasse wohnen? Möchte er jeden Tag gegen den gefährlichen Verkehr ankämpfen und die Abgase einatmen? In seinem Leserbrief erwähnt er die geschlossenen Betriebe. Genau das ist der springende Punkt. Niemand kann bei diesem hektischen Verkehr anhalten und in Ruhe einkaufen, niemand möchte hier länger in einem Hotel übernachten. Die Konsequenz daraus hat Frigge ja beschrieben. Seit 40 Jahren wohne ich in Sta. Maria, in dieser Zeit hat sich der Durchgangsverkehr durchs Münstertal enorm gesteigert, Tendenz weiter zunehmend.

Drittens zum Thema Landschaftsschutz: Man möchte noch mehr schützen in und um unser Dorf, nur, wo bleiben die Einwohner, wo bleibt unsere Lebensqualität? Wer schützt uns? Ich denke, man sollte jetzt gute Konzepte und Lösungen erarbeiten für Sta. Maria nach dem Bau der Umfahrung. Die Zeit dazu hätten wir ja.

Aus diversen Berichten entsteht fast der Eindruck, alle Einwohner seien gegen die Umfahrung. Wie Sie sehen, ist dem nicht so. Auch ich lebe noch und hoffe natürlich, die Umfahrung noch zu erleben.

Stephan Hauschild, Sta. Maria

Die Anti-Kohle-Aktivisten bringen meiner Meinung nach regelmässig falsche Argumente vor. Sie behaupten etwa, dass die Betreibergesellschaft des thermischen Kraftwerks in Saline Joniche auch Kohle verwenden wird, die durch Kinderarbeit in Kolumbien abgebaut wird. Der Bündner Energiekonzern Repower hat immer erklärt, er werde alles tun, um Lieferanten auf internationale Standards in Bezug auf Menschenrechte, Arbeitssicherheit und Umwelt zu verpflichten.

Ich habe nichts dagegen, wenn man Äusserungen von Firmen auch kritisch hinterfragt. Ich frage mich aber trotzdem, warum die Aktivisten diesen Aussagen von Repower nicht vertrauen. Es ist unfair, ohne Belege schwere Vorwürfe in den Raum zu stellen.

Ein zweites Beispiel. Dieselben Aktivisten hantieren mit Unterstellungen und zitieren auch Zahlen zu den Emissionen des künftigen Kraftwerks. Auch hier wird mit unlauteren Argumenten gefochten. Fakt ist, dass Repower an Umweltnormen gebunden ist, die Gesetzeskraft haben und die auch kontrolliert werden. Ich halte es für unmöglich, dass Repower solche Vorschriften einfach ignoriert. Mehr noch: Ich sehe auch hier keinen Anlass, an den Äusserungen Repowers zu zweifeln, wonach die gesetzlich festgelegten Maximalwerte markant unterschritten werden können.

Wenn die genannten Aktivisten mit den geltenden Rahmenbedingungen nicht einverstanden sind, sollten sie sich auf politischer Ebene dafür einsetzen, dass diese Gesetzesgrundlagen gegebenenfalls angepasst werden. Unredlich ist es aber, jemanden für ein Projekt zu kritisieren, das ganz den geltenden Vorschriften entspricht.

Ich sehe nicht ein, weshalb man Repower seriöse Geschäftsmöglichkeiten in einem Land wie Italien, in dem es als Bündner Energieunternehmen seit über 100 Jahren erfolgreich tätig ist, verunmöglichen will. Deshalb bin ich gegen die Anti-Kohle-Initiative und werde am 22. September dem Gegenvorschlag zustimmen.

Silvia Casutt-Derungs, Grossrätin, Falera

Jahrelang führte die Milch-Überproduktion zu einem Preisverfall, den unsere Milchbauern zu Recht beklagten. Einige erhöhten, um ihr Einkommen zu sichern, die Produktion mit Massentierhaltung und verstärken so die Milchschwemme.

Verhält sich der Energiekonzern Repower nicht gleich? Sein CEO beklagt den Strompreisverfall an der europäischen Strombörse. Aus wirtschaftlichen Gründen möchte Repower nun mit einem gigantischen Kohlekraftwerk in Italien noch mehr Bandstrom erzeugen, obwohl in den südlichen Euroländern die Stromnachfrage aufgrund der Rezession sinkt. Schon im August 2011 warnten 24 Schweizer Wirtschaftswissenschaftler mit einem offenen Brief dringend vor einer solchen Fehlinvestition.

Was passiert, wenn diese Warnungen in den Wind geschlagen werden, sieht man in Deutschland: Das moderne, 1,4 Milliarden teure Kohlekraftwerk in Lünen, das dieses Jahr ans Netz geht, wird zu einem Millionengrab. Der Stadtwerkeverbund rechnet mindestens bis 2017 mit einem Verlust, der allein für 2014 schätzungsweise 100 Millionen Euro beträgt. Noch im Jahr 2007 warben dieselben Stadtwerke mit Steuerversprechen, Millionengewinnen und Arbeitsplätzen, obwohl vor den Risiken aufgrund der grundlegenden Veränderung am Energiemarkt gewarnt worden war. Jetzt müssen die Steuerzahler für die falsche strategische Ausrichtung des Unternehmens aufkommen. Dies darf uns Bündnern nicht passieren! Deshalb sagen wir aus Überzeugung «Ja zu sauberem Strom ohne Kohle».

Ursula Leuthold, Grünliberale Prättigau, Grüsch

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