×

Sein Auto steht nicht nur an der Fahrprüfung unter Strom

Sepp Landolt möchte mit der Zeit gehen und hat sich ein Elektroauto angeschafft. Der Näfelser ist damit der erste Glarner Fahrlehrer, der mit einem Stromer ausbildet. 

18.11.22 - 04:30 Uhr
Tourismus
Wo ist der Auspuff? Sepp Landolt hat als erster Glarner Fahrlehrer ein Elektroauto und fährt damit ohne Ladepause mehr als 400 Kilometer weit. 
Wo ist der Auspuff? Sepp Landolt hat als erster Glarner Fahrlehrer ein Elektroauto und fährt damit ohne Ladepause mehr als 400 Kilometer weit. 
Bild Loris Piva

Die unangenehme Stille während der praktischen Fahrprüfung ist sicher vielen noch in Erinnerung. Das Radio ist aus, der Puls ist hoch und der Experte schaut kritisch. Ab und zu heult der Motor auf – oder der Experte gibt einen gut oder schlecht gemeinten Kommentar ab, was die Stille nur kurz bricht, denn selbst sagt man danach erst recht nichts mehr.

Doch nun hat die Stille eine andere Bedeutung, sofern man die praktische Prüfung mit Sepp Landolts Fahrzeug macht. Denn nicht einmal Motorengeräusche hört man von seinem Auto. Der Tank von Landolts Fahrschulauto ist eine Batterie, und gefüllt wird diese sechs Stunden lang über Nacht an einer Steckdose. Landolt hat also ein Elektroauto, und das als erster Fahrlehrer im Kanton Glarus. 

Zunächst nicht überzeugt

Lange hätte Landolt nicht gedacht, dass er jemals ein Elektroauto kaufen würde. «Mit einer Reichweite von 200 Kilometern waren Stromautos für Fahrschulen früher nicht so attraktiv.» Heute sei das anders. Für 400 Kilometer würde die Batterie des roten Mercedes problemlos reichen, so Landolt. Täglich brauche er eine Laufleistung von 350 Kilometern.

Der Kauf dieses Fahrzeugs sei allerdings alles andere als geplant gewesen: «Ich habe mit dem Verkäufer meiner Garage gesprochen. Er sagte mir, ich solle mir doch ein Elektroauto anschaffen. Ich winkte zunächst ab. Als ich schliesslich eine Probefahrt mit diesem Fahrzeug machte, war ich aufgrund des Fahrgefühls davon überzeugt. Eine Stunde später war der Kaufvertrag unterschrieben», erzählt Landolt. 

«Nach der Probefahrt war ich direkt vom Auto überzeugt. Eine Stunde später war der Kaufvertrag unterschrieben.»

Sepp Landolt, Geschäftsführer Fahrschule Landolt

Mehrere Kaufkriterien

Wenn sich Landolt jeweils für ein neues Fahrschulauto entscheiden muss, achte er hauptsächlich auf die Rundumsicht im Auto. Faktoren wie die Automarke würden dabei kaum eine Rolle spielen, so Landolt. 

Neben dem Umweltgedanken hätte beim Entscheid für ein Elektroauto auch der Wunsch mitgespielt «mit der Zeit zu gehen», erklärt Landolt. Ihm sei es wichtig, dass er ein modernes Auto habe, mit dem Fahrschülerinnen und Fahrschüler zeitgemässe Assistenzsysteme kennenlernen könnten. Dass der Mercedes in der Anschaffung recht teuer war, laut Internetseite von Mercedes kostet das Auto rund 67’000 Franken, störte ihn nicht sehr, so Landolt. «Ein Auto ist für mich ein Arbeitsgerät, das darf auch etwas kosten.» Ob sich das Tanken mit Strom mit den derzeit hohen Treibstoffpreisen finanziell lohnen werde, das werde sich noch zeigen. «Je nachdem, wie sich der Strompreis verändert», sagt Landolt. 

«Ein Auto ist für mich ein Arbeitsgerät, das darf auch etwas kosten.»

Sepp Landolt, Geschäftsführer Fahrschule Landolt

Fahrzeug der oberen Klasse

Dass der nagelneue Mercedes auf dem neuesten Stand der Technik ist, merkt man schnell: Die Armaturen und die Mittelkonsole sind hauptsächlich digital. Nur die Klimaanlage und die Heizung lassen sich auch per Knöpfe bedienen. Dazu kommen unzählige Fahrmodi, die man auswählen kann. Wählt man beispielsweise das Fahrprogramm «Eco», so wird die Leistung reduziert, und bei Bergabfahrten bremst das Auto mittels speziellen Bremssystems automatisch, wenn man vom Gas geht. Dabei gewinnt das Fahrzeug Energie zurück, welche in die Batterie zurückgespeist wird, genannt «Rekuperation». 

Auch im Fahrverhalten zeigt sich die gehobene Mercedes-Klasse. Die Lenkung ist leichtgängig und Bodenwellen spürt man kaum. Landolt sagt, dass er eher nicht glaube, dass sich Fahranfängerinnen und Fahranfänger nur wegen dem schönen Mercedes für seine Fahrschule entscheiden werden. «Die meisten finden den Weg zum Fahrlehrer über persönliche Empfehlungen», sagt Landolt. 

Positive Rückmeldungen

Seit etwa einer Woche benutzt Landolt nun das Elektroauto in seiner Fahrschule und in Weiterbildungskursen. Die Rückmeldungen der Lernenden fielen bisher sehr positiv aus. «Das zeigt, auch mit einem Elektroauto kann man Fahrschüler und Fahrschülerinnen begeistern.» Gelobt hätten sie, wie leise das Fahrzeug sei und wie hoch sein Drehmoment. Letzteres erlaubt eine sehr zügige und durchgehende Beschleunigung. Anders als bei Benzin- oder Diesel-Fahrzeugen, bei welchen sie durch die Schaltvorgänge jeweils unterbrochen wird. 

Denn: Elektrofahrzeuge haben keine Kupplung, und fast alle sind «Eingänger». Für Lernende, die mit Schaltung fahren lernen möchten, hat Landolt auch noch ein Fahrzeug mit Handschaltung in der Garage. «Ein grosser Teil der Lernenden will noch mit Schaltung lernen. An die Prüfung geht immerhin noch etwa ein Drittel mit dem Schaltfahrzeug», erklärt Landolt. 

«Auch mit einem Elektroauto kann man Fahrschülerinnen und Fahrschüler begeistern.»

Sepp Landolt, Geschäftsführer Fahrschule Landolt

Loris Piva hat im Sommer 2022 die Kantonsschule in Glarus mit Maturität abgeschlossen - und noch kein konkretes Berufsziel. Er mag das Leben im Kanton Glarus und geht in seiner Freizeit gerne aufs Velo. Mehr Infos

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR