×

Ticket-Automaten an der Bushaltestelle machen 
ohne strategische Zielvorgaben keinen Gewinn

«Weniger Autos – mehr ÖV und Fussgänger in der Innenstadt», dies ist das Motto des «Wildmannli-Wiitblicks», der Denkfabrik der «Wildmannli Tafel uf Tafaas».

Davoser
Zeitung
17.02.21 - 13:15 Uhr
Tourismus
Ein neues Parkleitsystem macht aus Sicht der Wildmannli erst dann Sinn, wenn es den Verkehr an «Park-Hubs» 
mit Umsteigemöglichkeiten auf den ÖV leitet.
Ein neues Parkleitsystem macht aus Sicht der Wildmannli erst dann Sinn, wenn es den Verkehr an «Park-Hubs» 
mit Umsteigemöglichkeiten auf den ÖV leitet.
ad

In einem mehrteiligen Blog werden gewisse Ideen, Vorschläge und Anregungen auch in der DZ vorgestellt.
Der neue Landammann Philipp Wilhelm will nach seinen ersten Aussagen in der Verkehrspolitik erste Grundsatzentscheide treffen, die auf einem Verkehrskonzept beruhen. Er will Rahmenbedingungen schaffen und am liebsten in die Verkehrsinfrastruktur des ÖV investieren. Landammann Wilhelm und der Kleine Landrat haben es in der Hand, die Verkehrs-Zukunft von Davos entscheidend mitzugestalten. Es liegt an ihnen, heute die Vorgaben von morgen über eine Amtszeit hinaus zu setzen. Das Dossier «Verkehr 2050plus» könnte aufgegleist werden.

Massnahmen in der Pipeline

Jetzt auf Aktionismus zu machen und Insellösungen ohne konzeptionelle Abstützung umzusetzen, ist der Sache nicht dienlich. Solche Massnahmen prädjudizieren zu viel. Sie mögen sich zwar politisch gut verkaufen. Sie bringen aber wenig –  ja, sie sind zu kostspielig, für das sie letztlich eingesetzt werden sollen. In der Pipeline der Verwaltung und in verschiedenen Budgetpositionen der Gemeinde Davos befinden sich mehr oder weniger schon weit ausgearbeitete Projekte, sogar schon vergabefähige Einzelmassnahmen. Diese sind beim heutigen Stand zu teuer und tragen zumindest sehr wenig zur angestrebten Verkehrsberuhigung in der Innenstadt und der Aufwertung des ÖV bei. Neue Billet-Automaten an den Bushaltestellen werden gar nicht mehr gebraucht. Der Ticketverkauf geht heute digital. Corona hat es vorgemacht, und nach Corona muss die Digitalisierung im ÖV weiter fortschreiten. Politiker wünschen sich an den ÖV-Haltestellen ein Zeitangaben-System für den VBD und das Postauto, das dem Benützer auf die noch verbleibende Zeit bis zur Abfahrt seines Busses hinweist. Ist dies tatsächlich notwendig oder nur ein «nice-to- have»-Produkt? Macht es den Transport schneller? Hat es andere Vorteile? Wohl kaum, denn der ÖV bleibt nach wie vor im Stau des Privatverkehrs stecken. Was bringt dieser Hinweis auf die noch verbleibende Wartezeit dem Kunden, wenn dieser nur zwischen zwei Linien auf den Hauptverkehrsachsen Promenade und Talstrasse aussuchen kann?
Viele versprechen sich zudem von einem Parkleitsystem Linderung. Diese Lösung wäre gewiss langsam überfällig, wenn die notwendigen 24-Stunden-Parkplätze am Ortsrand See und Parsennparkplatz, beim Eisstadion und auf dem Jakobshornparkplatz bestünden und über das Parkleitsystem koordiniert und zu aktuellen, unterschiedlichen Parktarifen (je nach Entfernung vom Zentrum) gefüllt werden könnten. Nur heute, wo die offenen Parkplätze bei der Parsenn- und Jakobshornbahn wegen des Nachtparkverbotes täglich wieder entleert werden müssen, wird der Verkehr weiter durch die überfüllte Innenstadt mit Nadelöhren bei Ein- und Ausfahrt geführt. Diese Verkehrsdoppelbelastung ist damit nicht behoben.

Das grosse Ganze muss stimmen

Ein Parkleitsystem macht erst dann Sinn, wenn es den Verkehr an «Park-Hubs» mit Umsteigemöglichkeiten auf den ÖV leitet. Zudem muss dieses «smart» orchestriert sein (via App, online, zeitgerecht) und auch das Ziel für einen emissionsarmen Individualverkehr in der Innenstadt (nur noch E-Mobile fahren in der City) verfolgen. Heute ist es für Davos noch viel zu früh dafür! Denn wohin soll der Verkehr geführt werden – mit veralteten Verbrennungsmotoren durch die überfüllte, mit Feinstaub- und Stickstoffoxid stark angereicherte Promenade und Talstrasse – ohne Angabe von Bus-Bahn-Sammeltaxi-Umsteigevarianten, vorhandenen E-Ladestationen, Einkaufsmöglichkeiten, Ganztages-Parking-Möglichkeiten und Angabe unterschiedlicher Parkgebühren je nach Bedarf und Nachfrage? Dies zudem noch online, zeitgerecht und mit aktuellen Staumeldungen mit Updates alle 10 Minuten.
Ohne Festlegung von strategischen Verkehrszielen wird es nicht gehen. Vordringlicher beim ÖV scheinen vorerst Grundsatzentscheide über die Aufstellung des Busparkes (Anzahl, Grösse, Typen) mit vollumfänglich ausgelegter E- oder Wasserstoff-Mobility, Einsatz von Kleinbussen, ein koordinierter öffentlich-privater Sammeltaxi-Betrieb rund um die Uhr und ein fahrplanloses Service-Ruf-System in die Quartiere hinein zu sein, dies ab den schon längst geforderten neuen ÖV-Hubs.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR