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Die Tektonikarena Sardona überholt den Nationalpark

Zum ersten Mal sind die Besucherzahlen in der Tektonikarena Sardona an sechs Zählstationen erfasst worden. Mit einem erstaunlichen Ergebnis, auch wenn es ein wenig relativiert werden muss.

Marco
Häusler
09.07.19 - 04:30 Uhr
Tourismus
Während die Biker in der Tektonikarena Sardona häufiger am Samstag anzutreffen sind, prägen die Wanderinnen und Wandere das Bild am Sonntag stärker.
Während die Biker in der Tektonikarena Sardona häufiger am Samstag anzutreffen sind, prägen die Wanderinnen und Wandere das Bild am Sonntag stärker.
SASI SUBRAMANIAM

Etwa 100 000 Gäste sind im letzten Sommer insgesamt auf sechs verschiedenen Wegen in der oder rund um die Tektonikarena Sardona unterwegs gewesen. Das zeigt ein Besuchermonitoring, das im Perimeter des UNESCO-Welterbes von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften durchgeführt wurde – von Juni bis Oktober 2018. Nun wurden die Daten aus diesem Pilotprojekt ausgewertet und in einem Bericht zusammengefasst, «rechtzeitig zum Start der Wandersaison», wie in der gestrigen Medienmitteilung steht.

Die Auswertungen liefern interessante Ergebnisse über das Besucherverhalten und erstmals fundierte Besucherzahlen für die Tektonikarena. Laut diesen erfassten die sechs Zählgeräte während des Monitorings insgesamt 101 000 Besuchende. «Das ist eine sehr hohe Zahl», steht in der Mitteilung, «höher als bei vergleichbaren Erhebungen im schweizerischen Nationalpark (80 000) oder im Aletschwald (57 000)». 2018 sei aber auch ein «Traumsommer» gewesen. Und dass das Wetter «einer der wichtigsten Einflussfaktoren» sei, räumt auch der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Tektonikarena Sardona ein (siehe «Sieben Fragen an Harry Keel»).

Grosse Gebietsunterschiede

«Die Unterschiede zwischen den einzelnen Standorten im Welterbegebiet waren sehr gross», heisst es in der Mitteilung weiter. Ausgewählt wurden die folgenden Orte mit den entsprechenden Zählergebnissen:

  • Wildseeluggen auf der Fünf-Seen-Wanderung im Pizolgebiet, über 45 000 Leute;
  • der untere Segnesboden nahe der Segneshütte, fast 25 000;
  • der Wanderweg bei Calanshüttli im Spitzmeilengebiet bei Flumserberg, rund 20 000;
  • der Sardona-Welterbe-Weg oberhalb Weisstannen;
  • Raminer Stäfeli oberhalb Elm;
  • der Mülibach Oberstafel bei Engi

Zu den letzten drei Standorten steht in der Mitteilung nur, dass sie gegenüber den ersten drei «mit wenigen Tausend Zählungen» deutlich abgefallen seien. Zum Messpunkt auf der Fünf-Seen-Wanderung gibt es dafür noch eine ganz genaue Zahl: «Der 9. September 2018 weist mit 1751 Zählungen den Spitzenwert auf.»

Weiter wurden die Werte «gestützt auf die Studie sowie Einschätzungen des Managements» auf das gesamte Sardona-Gebiet und die gesamte Sommersaison hochgerechnet – auf «etwa 150 000 Besuchende».

90 Prozent Wanderer

Analysiert werden konnten auch die Besuchergruppen. Mit über 90 Prozent dominierten die Wanderer. «Nur auf dem unteren Segnesboden und beim Standort Mülibach Oberstafel treten die Biker mit 12 respektive 14 Prozent im zweistelligen Prozentbereich in der Statistik auf.» Interessant sei auch, dass Biker jeweils am Samstag ihren Besucherhöhepunkt hätten, Wanderer dagegen am Sonntag. In den Tourismusgebieten zeigten sich ferner die saisonalen Unterschiede stärker. «So sind die Sommerferien für Wanderer wichtig, in den Herbstferien tritt ein zweiter Besucherpeak auf.»

Weil sich die Besucherströme an Wochenenden zwischen 9 und 15 Uhr vor allem auf die Tourismusgebiete konzentrierten, wird vermutet, «dass das Welterbegebiet meist wenig begangen ist». Die vergleichsweise hohen Besucherzahlen täuschten somit auf den ersten Blick, die Tektonikarena repräsentiere nach wie vor eine äusserst ursprüngliche Berglandschaft. «Allerdings prognostizieren die Studienautoren grosse Herausforderungen im Bereich Besuchermanagement, wenn die Besucherzahlen weiterhin stark steigen oder sich die Besucherverteilung oder die Art der Nutzungen verändern.»

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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