×

«Den Hoteliers sind die Hände gebunden»

Alles was nicht niet- und nagelfest ist, verschwindet früher oder später «auf mysteriöse Art und Weise» aus Hotels. Ob Bademantel, Haartrockner oder Handtuch: Nichts ist vor skrupellosen Hotelgästen sicher.

02.01.19 - 13:47 Uhr
Tourismus
Täglich werden Gegenstände aus Hotels entwendet.
Täglich werden Gegenstände aus Hotels entwendet.
SYMBOL / PIXABAY

Eine Studie des Reiseportals Ebookers hat untersucht, welche Gegenstände am häufigsten aus Hotels entwendet werden. Hoch im Kurs sind Wellness-Produkte, Kugelschreiber und Notizblöcke. Aber auch Kissen, das Schuhputzset oder Teile der Zimmerdekoration werden regelmässig entwendet. Wir haben bei Hotelleriesuisse Graubünden und verschiedenen Bündner Hotels nachgefragt, ob sie die Ergebnisse der Studie teilen?

«Je mehr Sterne, desto mehr Diebstähle»

Für den Präsidenten von Hotelleriesuisse Graubünden, Ernst Wyrsch, sind Diebstähle ein bekanntes Problem in der Branche. «Grundsätzlich lässt sich die Gleichung aufstellen, je mehr Sterne ein Hotel hat, desto mehr wird gestohlen», sagt er gegenüber suedostschweiz.ch. Mit diesem Wissen berechnen die Hoteliers ihre Preise und rechnen die Diebstähle bereits mit ein.

Über die Gründe, weshalb ausgerechnet in höheren Preissegmenten die Hoteleinrichtung vermehrt abhanden kommt, kann Wyrsch nur spekulieren: «Die stehlenden Gäste benötigen die entwendeten Dinge eigentlich gar nicht. Viele wollen einfach sehen was passiert und sehen es wie eine Art Spiel.»

Shitstorm in Sicht

Viele Hoteliers zögern derweil einen Hotelgast mit dem Diebstahl zu konfrontieren, auch wenn sie davon wissen. Der Gast würde blossgestellt und womöglich keinen weiteren Aufenthalt im gleichen Hotel buchen. Zudem haben Gäste mit den sozialen Medien und diversen Hotelbewertungswebseiten ein mächtiges Tool auf ihrer Seite. «Den Hoteliers sind die Hände gebunden, wenn sie sich der Gefahr eines Shitstorms nicht aussetzen wollen», ergänzt Ernst Wyrsch von Hotelleriesuisse Graubünden.

Give-Aways sind kein Problem

In der Studie von Ebookers führen Körperpflegeprodukte die Rangliste der «meistgestohlenen» Hotelgegenstände an. Doch kann man das Mitnehmen des Shampoos und der Bodylotion als Diebstahl bezeichnen? «Nein», findet Bernd Twietmeyer vom Cristallo Arosa Hotel. «Kugelschreiber, Notizblöcke und auch einzelne Pflegeprodukte bezahlt der Gast im Zimmerpreis mit», ergänzt er. Twietmeyer ist generell von den Studienergebnissen überrascht, denn in seinem Familienhotel habe man keine solche Erfahrungen gemacht.

Hotelleriesuisse Graubünden Präsident Wyrsch pflichtet ihm bei. «Alles was wertvoll ist, wie beispielsweise Dekorationen, Aschenbecher oder Vasen gilt als Diebstahl. Ein Shampoo mit einer Visitenkarte daneben ist Marketing.»

Ein Anruf genügt meistens

Auch das Hotel Waldhaus in St. Moritz hat seine Erfahrung mit Diebstählen gemacht. Das Hotel leiht seinen Gästen während des Aufenthaltes jeweils einen Feldstecher aus, um den Blick in die Bündner Berge geniessen zu können. Wenn ein solcher abhanden kommt, kontaktiert das Hotel die bereits abgereisten Gäste telefonisch. Meistens folgen ein paar entschuldigende Worte und der ausgeliehene Feldstecher befindet sich wenige Tage später in der Post. (bae)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR