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Das Davoser Eis-Disneyland wird redimensioniert

Die Davoser Kunsteis-Erlebnislandschaft «Eistraum» soll nach dem zweijährigen Versuch weitergeführt werden. Dies jedoch kostenbedingt in kleinerem Rahmen und erneut zur Probe.

Béla
Zier
12.07.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Der «Eistraum» auf dem Areal der Natureisbahn soll sich nächsten Winter neu präsentieren.
Der «Eistraum» auf dem Areal der Natureisbahn soll sich nächsten Winter neu präsentieren.
PRESSEBILD

Wie sich der neu konzipierte Davoser «Eistraum» präsentiert, bleibt der Öffentlichkeit momentan noch vorenthalten. Zwar wurde an einer gestrigen Medienorientierung der Davoser Tourismusorganisation eine Visualisierung gezeigt, aber aus rechtlichen Gründen wurde diese weder ausgehändigt noch durfte das Material fotografiert werden.

Die Kunsteisfeld-Anlage, die im nächsten Winter betrieben werden soll, falle einfacher und kompakter, aus, sagte Reto Branschi, CEO der Davos Destinations-Organisation, an der Information. Zu diesem Entscheid geführt habe die Beurteilung der zweijährigen Versuchsphase, die im vergangenen Winter abgeschlossen wurde. «Man kam dann zum Schluss, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis einfach nicht aufgeht und entsprechend redimensioniert werden muss, ohne dass grosse Abstriche gemacht werden müssen», führte Branschi aus.

Einige Angebote gestrichen

Um zu erfahren, ob Gästen das eisige Erlebnis überhaupt gefällt, führten die Davoser Touristiker im vergangenen Winter eine Befragung durch. Laut Branschi gingen rund 3360 Rückmeldungen ein, wovon 77 Prozent po-sitiv ausfielen. Dies kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass man sich touristisch mit dem Angebot nicht komplett auf dem Holzweg befindet. In die Befragung miteinbezogen wurde auch, wie der «Eistraum» ausgestaltet werden soll. Die Erkenntnisse flossen in eine Neubeurteilung ein, die dazu führt, dass auf einige bisherige Bestandteile verzichtet wird.

Im überarbeiteten Konzept, das auf den Winter 2018/19 umgesetzt werden soll, wird gemäss Branschi unter anderem der Ice-Cross-Parcours gestrichen. Nicht mehr weiterbetrieben werde das bisherige jeweils temporär errichtete «Eistraum»-Chalet, da sich dieses Restaurant nicht kostendeckend führen lasse. Mit all den geplanten Massnahmen soll eine Kosteneinsparung in Höhe von rund 200 000 Franken erreicht werden.

Neu mit einer Rundlaufbahn

Für den modifizierten «Eistraum» wurde laut Branschi eine Projektausschreibung im Submissionsverfahren durchgeführt. Zur Offerteingabe seien drei Firmen eingeladen worden. Zentral habe die Vorgabe einer 4500 Quadratmeter grossen Kunsteisfläche bestanden. Dieses Areal sei aufgeteilt in Mindestbereiche für Eishockey, ein Eislauffeld und Eiswege, wobei noch drei Eisstockbahnen hinzukämen.

Neu ist künftig insbesondere eine 300 Meter lange Eisrundlaufbahn, die sich um den «Eistraum» zieht. Diese könne auch für Eisschnelllauftraining genutzt werden, erklärte Branschi.

Besucherzahlen sind gesunken

Der während zweier Jahre betriebene «Eistraum» ähnelte in seiner Ausgestaltung und mit den bunten Lichtern einem üppigen Kunsteis-Disneyland. Man habe nicht mit zu grosser Kelle angerichtet, meinte Branschi. Es sei stets klar gewesen, dass man einen zweijährigen Versuch durchführe. Das habe man umgesetzt.

Im ersten Versuchswinter 2016/17 wurden rund 32 400 Eintritte registriert. Im zurückliegenden Winter waren es dann noch 23 500 Gäste, die den «Eistraum» besuchten. Diesen Rückgang führt Branschi auf das vielfach schlechte Wetter, aber auch auf die enormen Schneefälle zurück. Im neuen Konzept habe man 25 000 Eintritte pro Wintersaison budgetiert. «Wir sind jetzt eher auf der vorsichtigen Seite», meinte Branschi dazu.

Defizit im vorgesehenen Rahmen

Gemäss den an der Information präsentierten Zahlen resultiert beim «Eistraum» für die Saison 2017/18 ein Defizit von rund 616 000 Franken. Budgetiert war ein Minus von 628 000 Franken. Im vorhergehenden Jahr hatte ein unerwartet grosses Defizit dazu geführt, dass dem Davoser Parlament für den «Eistraum»-Betrieb ein Nachtragskredit von rund 270 000 Franken beantragt werden musste, welcher auch bewilligt wurde. Laut Branschi wird künftig mit einem Defizit von rund 449 000 Franken gerechnet. Der Davoser Tourismus-CEO vertritt die Auffassung, dass sich dieser Aufwand für den «Eistraum» lohnt: «Wir haben eine Eissport-Kompetenz, ich bin der Meinung, dass Davos das braucht.»

Versuch zwei Jahre verlängern

Die nun abgeschlossene Versuchsphase mit gemieteter Infrastruktur soll um zwei weitere Jahre verlängert werden. Diese Zeit wolle man zur Beur-teilung des redimensionierten «Eistraums» nutzen, um darüber entscheiden zu können, wie und ob das Projekt schlussendlich weitergeführt werden soll, so Branschi. Dafür sollen als jährlicher Beitrag wie bisher 270 000 Franken aus dem Davoser Anlagefonds fliessen. Über diese Summe – der Fonds wird aus Mitteln der Gästetaxe gespeist – soll das Davoser Parlament im August entscheiden.

Béla Zier ist Redaktor der gemeinsamen Redaktion Online/Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch» und berichtet über die Region Davos und das Prättigau. Er ist seit 1993 für die Medienfamilie Südostschweiz tätig und arbeitet dort, wo er auch wohnt. In Davos. Mehr Infos

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