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Ausgedünntes Hotelangebot

Churwalden hat derzeit fast keine Hotelbetten mehr. Lediglich noch ein klassischer Hotelbetrieb bietet im Ort Zimmer mit Verpflegung an. Nächstes Jahr sollen dann auf einen Schlag 200 neue Betten dazukommen. Im Rathaus wird die Entwicklung aufmerksam verfolgt.

Südostschweiz
26.05.18 - 04:30 Uhr
Tourismus

von Nadja Maurer

Seit diesem Frühjahr ist Schluss: Brigitta Rittmeyer und ihr Sohn Martin Osinga haben den Hotelbetrieb in der «Krone» in Churwalden nach zehn Jahren eingestellt. In der Wintersaison 2007/08 hatten sie das Haus mit zuletzt 36 Hotel- und 25 Hostelbetten übernommen. Anfänglich zu zweit geführt, zählte die «Krone» nach Auskunft von Osinga später bis zu elf Mitarbeitende. 2011 investierten die Gastgeber in die Renovation der Zimmer. «Danach kam der Aufschwung und wir sind gewachsen, Jahr für Jahr.» Ein Haus für jedermann sei es gewesen, das auf einer Churwaldner Terrasse gelegene Sporthotel. «Eine einfache Unterkunft mit grossem Service», wirbt der Gastgeber noch immer. «Wir hatten eine sehr gute und lehrreiche Zeit.»

Dass die bewegte 150-jährige Geschichte der «Krone» einst ein Ende haben wird, wussten Rittmeyer und Osinga seit der Übernahme. Im Jahr 1868 startete die «Krone», damals noch als «Curhaus», in die erste Saison. Im Angebot: Molkekuren. Der Eigentümer des Hauses war Landschreiber Johann Brügger, der mit dem Hotelbau zum eigentlichen Kurortsgründer wurde, wie einem 2015 in der Regionalzeitung «Novitats» erschienenen Bericht zur Tourismusentwicklung zu entnehmen ist. Mit 70 Zimmern, einem Café, Billard, einer Kegelbahn, einem Musiksaal und einem Damensalon war der Bau für die damaligen Verhältnisse recht gross.

«Krone» weicht einem Neubau

Die Valcasa Immobilien AG mit Sitz in Lenzerheide will das 150 Jahre alte Hotel nun für eine zeitgemässe und wirtschaftliche Weiterführung erneuern. Frühestens im Frühling 2019 soll es laut Heinz Tschudi von der am Projekt beteiligten Montana AG mit dem Bau losgehen. 200 Betten sowie ein Restaurant sind im Hotel geplant. Die vor wenigen Wochen abgelaufene Einsprachefrist gegen das Baugesuch blieb allerdings nicht ungenutzt: Gemäss Gemeindepräsidentin Margrith Raschein sind Einwände eingegangen, die nun geprüft werden.

Bis zum Neubau werden die Hotelzimmer in der «Krone» zwar nicht leer bleiben, laut Auskunft von Osinga aber nur noch monatsweise vermietet. Das Angebot richtet sich vor allem an temporär Angestellte, Wochenaufenthalter oder Saisonangestellte, wie es auf der Website heisst. Die im weiteren Gebäudeteil angebotenen elf Apartments werden weiterhin an Feriengäste vermietet.

Es bleibt: ein Hotel im Dorf

Die Einstellung des Hotelbetriebs in der «Krone» sorgt in Churwalden vorübergehend für einen Engpass bei den Hotelbetten. Denn nur wenige Meter weiter unten Richtung Dorfmitte steht auch das Hotel «Hemmi» vor einer ungewissen Zukunft. Die Gastgeber beabsichtigen, die rund ein Dutzend Hotelzimmer in Wohnungen umzufunktionieren. Auf der Website des Familienbetriebs ist von den Zimmern bereits keine Rede mehr. Auf Nachfrage jedoch wollte Inhaber Stephan Petersen-Hemmi die Einstellung des Hotelbetriebs nicht endgültig bestätigen. «Derzeit laufen noch Abklärungen», liess er verlauten. Das Restaurant hingegen bleibt offen und ist bereits in die Sommersaison gestartet.

Ein klassisches Hotelangebot mit Zimmer/Frühstück oder Halbpension ist in Churwalden im Moment einzig noch im Hotel «Post» zu finden. «Unser Hotel läuft. Auf einen Ganzjahresbetrieb umzustellen, hat sich bewährt», sagt Gastgeber Hans Jörg Müller, der das 34-Betten-Haus zusammen mit seiner Frau im Dezember 2015 übernommen hat. Man sei gut unterwegs. Dennoch: Müller räumt ein, dass man auf der Suche nach einem Investor für das 400-jährige Patrizierhaus sei. «Die Besitzerin des Hauses ist 70 Jahre alt und möchte es verkaufen.» Ende Jahr laufe der Pachtvertrag aus. Bis dahin solle eine Lösung gefunden sein. «Eine Schliessung des Betriebs ist kein Thema», versichert Müller. Man habe bereits Interessenten.

«Auf einen Ganzjahres- betrieb umzustellen, hat sich bewährt»

Mit einem Verkauf beschäftigt haben sich auch die Inhaber des ehemaligen Gasthauses «Concordia». Seit 2008 betreibt Jason Savidge von Snowmotions im an der Hauptstrasse gelegenen Haus die «The Lodge» und vermietet einzelne Zimmer, aber auch das ganze Ferienhaus an Gruppen. Noch bis vor Kurzem prangte vor dem Haus an der Hauptstrasse ein «Verkaufen»-Schild. Savidge bestätigt, dass das «Concordia» zum Verkauf angeboten worden sei. «Wir wollten den Markt testen, weil mein Geschäftspartner, der in der USA wohnhaft ist, eventuell seinen Teil verkaufen möchte.» «The Lodge» mit 14 Betten wird laut dem Engländer aber vorerst weitergeführt.

Bleibt noch das «Waldhotel Pradaschier» im gleichnamigen Weiler oberhalb von Churwalden, das zwar sehrwohl Zimmer anbietet, seit 2010 aber mehrheitlich als Kurs-, Seminar- und buddhistisches Meditationszentrum dient.

Steigende Logiernächte

Im Churwaldner Rathaus wird die Entwicklung der örtlichen Hotellerie aufmerksam verfolgt. Einerseits habe man mit Bedauern von der Absicht der Familie Petersen-Hemmi, den traditionellen Hotelbetrieb zu schliessen, Kenntnis genommen. Andererseits freue man sich auf den Neubau der «Krone». «Damit wird für Churwalden ein sehr attraktives neues Angebot geschaffen», so Gemeindepräsidentin Margrith Raschein. Der Bedarf an zusätzlichen Bettenangeboten sei – wie in der ganzen Destination Lenzerheide – gegeben. Aktiv in den Prozess des wirtschaftlichen Geschehens eingreifen könne die Gemeinden selber nicht. «Sie sorgt aber für gute Rahmenbedingungen, damit der notwendige Strukturwandel möglichst rasch und reibungslos vonstattengehen kann.»

Raschein betont, dass sich die Logiernächte in Churwalden in den vergangenen Jahren sehr erfreulich entwickelt hätten – nicht zuletzt dank dem neuen Einstiegsportal in Churwalden. «Die steigenden Logiernächtezahlen sind nicht nur auf die Hotelangebote, sondern auch auf den sehr erfolgreich betriebenen Campingplatz und auf die Bewirtschaftung von Ferienwohnungen zurückzuführen.» Habe man 2014/15 und damit vor der Inbetriebnahme des Portals noch 102 400 Übernachtungen gezählt, seien es im Jahr 2016/17 bereits 118 500 gewesen. Zu bedauern sei, dass eine vorgesehene Überbauung mit Hotel beim Portal aufgrund der Zweitwohnungsinitiative aus finanziellen Gründen leider nicht mehr habe weiterverfolgt werden können.

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