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Mit einer Weltneuheit auf Brambrüesch

Seit Kurzem kann auf dem Hausberg von Chur eine Neuheit getestet werden: Eine Art Snowblades, ein Zwitter aus Schneeschuhen und Skitourenskiern. Der Aufstieg neben der Piste ist einfach, nur bei steilen Passagen sind Harscheisen unabkömmlich. Der Ausflug bleibt trotz unangenehmer Erinnerungen auf der Haut mit viel Vergnügen im Gedächtnis hängen.

Südostschweiz
01.02.18 - 04:30 Uhr
Tourismus

Die Schnalle nach unten drücken, auf die Schiene steigen, Verschluss zumachen. Ganz einfach. Wenn Werner Stoffel die Handhabung seiner neuesten Errungenschaft vorzeigt, sieht es kinderleicht aus. Noch einmal.

Der Bündner, der seit 20 Jahren hier am Berg schafft, nimmt eines der 90 Zentimeter langen Kunststoffschiffchen der Schweizer Marke Inventa in die Hand, legt sie auf den Boden und beginnt erneut mit der Erklärung. Dann folgt der Selbstversuch. Mit den Bergschuhen auf die Bindung treten, Gurt festzurren, Metallklappe hoch und los gehts.

Werner Stoffel mit der Weltneuheit: spezielle Snowblades - ein Zwitter aus Skitourenski und Schneeschuhen.
Werner Stoffel mit der Weltneuheit: spezielle Snowblades - ein Zwitter aus Skitourenski und Schneeschuhen.
VALENTINA DIRMAIER

Werners Wegbeschreibung schwingt in den ersten Metern noch in den Ohren: «Du nimmst die Route Brambrüesch-Feldis. Und vergiss nicht den Plan mitzunehmen, dann verläufst du dich nicht.» Als könnte man sich in dem kleinen Skigebiet verirren.

Während die Skifahrer sich vom Schlepplift den Berg hochziehen lassen und die Kinder beim Runterfahren jubeln, geht es nebenan schlurfend in den Schneewannen für die Bergspurer höher und höher. Die Untersetzer an den Füssen funktionieren einwandfrei. Rings um einen gewährt eine Lichtung den Blick auf die Bergwelt im Osten: Die Majestäten Gürgaletsch und Parpaner Schwarzhorn sind weiss eingehüllt.

Der Lohn der Mühen: Ein wunderschöner Ausblick auf die Umgebung von Chur.
Der Lohn der Mühen: Ein wunderschöner Ausblick auf die Umgebung von Chur.
VALENTINA DIRMAIER

Wer Skitouren geht, kennt dieses entschleunigende Gefühl. Man beobachtet, man lauscht, man geniesst, vergisst das Treiben um einen herum und versäumt die nächste Abbiegung. Der Bauch sagt: umkehren. Der Kopf hält dagegen: bleiben. Dummkopf! Spätestens nach der Malixeralp rächt sich die Abkürzung auf der Piste.

Der Wunsch nach Steigeisen

Es ist eisig, es ist steil. Und der Wunsch nach Steigeisen wird immer sehnlicher. Es muss aussehen, als würde ein kleines Kind erstmals ohne Stützen das Radfahren versuchen. Wackelig und bei jeder Bewegung schwingt die Bange mit, einen Salto zu schlagen.

Hoffentlich sieht keiner zu. Der Anblick des Kampfes mit den Snowblades auf der plattgewälzten Schneestrasse muss bestimmt grauenhaft sein. Ach, hätte ich mir nur die Harscheisen mitgenommen. Zum Glück ist der Kopf stärker. Das Zwischenziel ist nicht mehr weit.

Als die Hühnerköpfe auf 1947 Metern erreicht sind, ist um 15.45 Uhr das Gröbste vorbei. Leider auch der Liftbetrieb auf den Dreibündenstein, wie der Liftwart mitteilt. Schade. Kein Rundumblick vom Gipfel. Also gehts frühzeitig wieder runter.

Die Gerätschaft ist einfach zu handhaben.
Die Gerätschaft ist einfach zu handhaben.
VALENTINA DIRMAIER

Die Stimme von Werner Stoffel drängt sich wieder ins Bewusstsein. «Wenn du die Balance halten kannst, kannst du die Snowblades auch auf einem Bein stehend vom Aufstiegs- in den Abfahrtsmodus umbauen.»

Gedacht, getan. Ein Bein im Schnee, das zweite abgewinkelt und die Auflage des Snowblades einfach umdrehen. «Unbedingt seitlich wegziehen, sonst wird der Magnet beschädigt», tönt es im Gedächtnis. Einfacher als befürchtet. Mit der Schneeauflage geht es nun talwärts.

Ich bin die erste allgemeine Verunsicherung

Für eine gut trainierte Skifahrerin, möchte man glauben, ein leichtes Spiel. Denkste. Den Snowblades aus Kunststoff haben zwar abgerundete Ecken, aber keine Kanten. Das macht sich beim ersten Schwung bemerkbar. Es ist weniger fahren und mehr rutschen. «Juhu, ich bin die erste allgemeine Verunsicherung», schreit das innere Ich.

Das Rutschen funktioniert so halbwegs, bis zur letzten Kurve. Eine Unaufmerksamkeit, eine Unebenheit, ein Abflug. Auuuuuuweeeeeh. Die Landung auf dem Ausläufer der krossen Piste, direkt neben dem Schlepplift, war unsanft und gibt blaue Flecken. (So grosse, dass ein Badetag in der Therme eine Woche später zum grossen Schaulaufen wurde: Die Badegäste starrten Löcher auf meine gefärbten Oberschenkel).

Zur Schmerzlinderung schenke Werners rechte Hand Rene kurz vor Ladenschluss ein Stamperl Röteli ein. «Viva». Der Schuss Weihnachten mit Zimt und Hochprozentigem betäubt ganz kurz. «Und, gahts guat?» fragt Werner bei der Warenrückgabe. Nun, das Fazit ist überwiegend positiv: Der Spassfaktor ist sehr hoch, die Anstrengung ebenfalls. Die Handhabung ist mit etwas Übung auch kinderleicht.  

Die Vollendung der Tour auf den Dreibündenstein bleibt verwehrt, der Skilift hat den Betrieb frühzeitig beendet.
Die Vollendung der Tour auf den Dreibündenstein bleibt verwehrt, der Skilift hat den Betrieb frühzeitig beendet.
VALENTINA DIRMAIER

Mehr Information zum Snowblades-Verleih bei Werner Stoffel (+41 81 250 19 46) und René Holzner: (+41 79 394 31 02) und info@ais-sportschule.ch sowie www.ais-sportschule.chWeitere Termine: am 3. Februar findet eine geführte Schweeschuhwanderung auf dem Churer Hausberg statt.

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