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Bergbeiz deluxe: Die Luxus-Hütten spriessen neben den Pisten

Ein Blick in die neu eröffnete Mottahütte genügt und man bekommt den Eindruck, dass Skifahrer ihr leibliches Wohl nur noch in exquisiten Hütten stärken.

17.01.18 - 11:00 Uhr
Tourismus
Motta neu: Zu Gast in der Nobel-Hütte in der Lenzerheide.
Die Mottahütte neu: Zu Gast in der Nobel-Hütte in der Lenzerheide.
VALENTINA DIRMAIER

Es riecht nach Wald. Nicht nach geschmolzenem Käse oder Verbranntem. Es sieht aus wie in einer Kanadischen Blockhütte. Nicht wie in einem Skirestaurant. Es ist ruhig. Kein Klackern von Skischuhen auf einem Fliesenboden. Hier in der lichtdurchfluteten Mottahütte im Skigebiet Arosa Lenzerheide wird Wein statt Skiwasser serviert und selbstgemachte Taglierini, Risotto, Entenleber-Terrine, Biobratwurst, Riesencrevettten oder Capuns statt Billig-Spaghetti und SchniPo kredenzt. 

Der Genuss ist oberstes Gebot. Für den Gaumen, für die Ohren und besonders für die Augen. Schon vor dem Eingang fliesst einem beim Anblick der Riesencremschnitte das Wasser im Mund zusammen. Und dafür haben die Lenzerheide Bergbahnen AG kräftig investiert: 7,7 Millionen Franken mussten für den Abriss der alten Beiz in der Nähe der Urden-Verbindugnsbahn im April 2017 und den Bau der neuen Hütte, in der 150 Gäste Platz finden, hingeblättert werden. Pächter sind Bianca und Sergio Andreatta.

Manchen fehlter der Charme der alten Hütte

Die Architektur der Beiz ist individuell, wenn nicht sogar einzigartig. «Gäste, die zum ersten Mal zu uns kommen, sind überwältigt», sagt Sergio Andretta. Nur so mancher Stammgast wünsche sich den Charme des alten Bergrestaurants, das Mitte der 80er-Jahre errichtet wurde, zurück. Die Preise sind für Schweizer Verhältnisse in Ordnung.

Eine Tasse Kaffee kostet 4,5 Franken, der Nussgipfel 4 Franken, Fondue-Spätzli gibt es für 20,5 Franken. Ein Schläfli im Liegestuhl ist kostenlos, aber begehrt. Wie auch die Plätze in der Mottahütte. Ohne Reservierung ist an einem Schönwetter-Wochenende selten ein Platz frei.

Für den schnellen Hunger: Eine Bündner Gerstensuppe und eine Limo. Oben: der Eingang in die Mottahütte, die einer kanadischen Blockhütte sehr ähnelt. 

Der Start nach dem Mega-Umbau wäre jedoch beinahe in den Schnee gefallen. Ein Mottbrand hat im November grossen Schaden angerichtet, der von der Versicherung gedeckt wird. Kurz vor Jahreswechsel konnte die Hütte doch eröffnet werden.

Ebenfalls neu ist die Bergstation «GaLaaxy» in der Weissen Arena in Laax, die am vergangenen Samstag eröffnet wurde. Mehr als 14'000 Besucher waren dabei. Ein Showprogramm, das neben verschiedenen DJ-Acts auch eine akrobatische Einlage von Hochseilartist Freddy Nock beinhaltete, sollte nicht nur die gewöhnlichen Gäste locken. «Skifahren war gestern. Auch Nichtskifahrer oder Menschen, die hier arbeiten wollen, sollen hochkommen», sagt Reto Gurtner, Gründer und Verwaltungsratspräsident der Weissen Arena AG. Auf der Crap Sogn Gion wollen die Verantwortlichen neben den sportlichen Gästen und den kurz weilenden Höhenluftschnupperern auch Unternehmen locken. 

Keine Auskunft zur Investition

Seit der Eröffnung sei das «GaLaaxy»-Restaurant bereits Treffpunkt einiger namhafter nationaler und internationaler Firmen gewesen. Ein Büro auf 2216 Metern über dem Meer ist nun mal aussergewöhnlich. Nachfragen, wie viel die Adaption gekostet hat, lehnen die Betreiber ab: Kein Kommentar. Auch Preisanfragen zu Menüs bleiben unbeantwortet. 

Ein Berliner für 3,5 Franken, Spaghetti Bolognese für 18 Franken, einen Cappuccino oder einen Hot Dog für 6 Franken serviert die Jatzhütte in Davos. Genau vor 20 Jahren haben Barbara und Kudi Bachmann die verrückte Idee geboren, mit Palmen, Whirpools und Liegestühlen auf 2530 Metern ein Après-Ski-Feeling zu verbreiten.

Mit Luxus und Extravaganz wurde die Hütte mit der Aussicht ins Sertigtal zum Renner. Um punkt 14:33 Uhr wird täglich die Party eingeläutet. Das zieht bei Jung und Alt. «Wir haben einen guten Mix was das Alter und auch die Gäste selbst betrifft. Es treffen High-Society und die normalen Skifahrer aufeinander», erzählt Barbara Bachmann. Ihr Erfolgsrezept, beschreibt die Gastronomin, sei auch die abwechslungsreiche Küche. Immer mit einer Prise Ausgefallenheit. Asia trifft auf Barbecue trifft auf Hausmannskost. Bestellt werden kann inzwischen sogar über eine App. 

 

Sich vom Rest (der Welt) abzuheben, ist das Credo von Reto Mathis. Der Starkoch hat sich im vergangenen Jahr einem neuen Projekt  verschrieben: Er übernahm die Zuberhütte auf dem Hochplateau oberhalb von St. Moritz. Im Sommer 2017 wurde das CheCha bei einem Softopening erstmals präsentiert. Der Start war fulminant: «Wir sind sehr zufrieden. Die Wintersaison ist super angelaufen. Auch dank des guten Wetters», heisst es auf Anfrage. 

Im Hauptsaal, im Salon und im Weinkeller werden neben den Privat-Gästen auch immer mehr Unternehmer und deren Partnerfirmen verköstigt. Am häufigsten geht «Reto's Trüffelpizza» für 98 Franken über die Theke. Das Tunfisch-Tartar zur Vorspeise kostet 38,5 Franken, das 350 Gramm Kalbs-T-Bone-Steak 89 Franken, Gnocchi mit Tomatenragout und Crevetten werden für 39,5 Franken serviert, das Thunfisch-Tartar für 38,5 Franken. Wem dies noch nicht exquisit genug ist, der kann auch das Spezialangebot «One night @Checha» buchen. Oder das Private Catering.

Weit weg von der Piste. Und weit weg vom Skifahrer. 

 

Luxus-Hütten in Skigebieten: Was haltet ihr davon?

Finde ich super, weil es mehr Auswahl für die Gäste gibt.
24%
Völlig unnötig. Eine normale Berghütte reicht für meine Bedürfnisse.
65%
Ist mir egal. Ich nehme mir das Lunchpaket selbst mit.
7%
Ich bin kein Skifahrer, mich interessiert diese Diskussion nicht.
4%
167 Stimmen
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Wer kam auch auf die Idee, bei Berg- und Skihütten Palmen aufzustellen ? In den Alpen hat es ja sicher genug sehr schöne Bäume die besser in die Landschaft passen. Oder will der Erfinder dieser absolut überflüssigen Idee in den Tropen Arven oder Föhren sehen ?

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