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«Wir müssen nicht mehr wie die Wilden fahren»

Dumeng Giovanoli, Marco Fümm und Andrea Pedrun sind jeden Montag als «Ils segliuots» auf der Piste auf Furtschellas bei Sils anzutreffen. Den Skicracks kann sich jeder über 65 Jahren anschliessen.

15.01.18 - 04:30 Uhr
Tourismus
Lokale Ski-Helden: Dumeng Giovanoli, Marco Fümm und Andrea Pedrun.Bild Archiv D. Giovanoli
Lokale Ski-Helden: Dumeng Giovanoli, Marco Fümm und Andrea Pedrun.Bild Archiv D. Giovanoli

Einer der bekanntesten Bürger aus Sils ist der ehemalige Skirennfahrer Dumeng Giovanoli. Dieses Wochenende sind es 50 Jahre seit seinem Weltcup-Sieg im Slalom von Wengen. Dieser gelang ihm am 14. Januar 1968. Nur eine Woche später, beim Slalom von Kitzbühel, gewann der Engadiner erneut. Es folgten Siege bei weiteren Weltcuprennen und eine Bronzemedaille an den Weltmeisterschaften im Riesenslalom 1970. Obwohl Giovanoli die Zeit zwischen seinem 21. und 31. Lebensjahr für den Sport auf der ganzen Welt unterwegs war, ist er stets seiner Heimat Sils treu geblieben. Oder Segl, wie die Rätoromanen den Ort nennen. Ein Bürger von Segl wird als «segliuot» bezeichnet. Und genau mit diesem Begriff werben Giovanoli und zwei weitere ehemalige Skirennfahrer für ein neues Skiangebot: «Skispass mit ‘Ils segliuots’».

Alterslimite: 65 Jahre

Die einheimischen Skicracks Dumeng Giovanoli, Marco Fümm und Andrea Pedrun laden jeweils am Montag ab 10 Uhr zum kostenlosen, gemeinsamen Skivergnügen ein. Nur eine wichtige Voraussetzung gilt es mitzubringen: Die Teilnehmer müssen über 65 Jahre alt sein. Was die Idee hinter «Ils segliuots» ist, erzählt Giovanoli bei Kaffee und Gipfeli im Familienbetrieb Hotel «Privata» im Herzen von Sils. «Als ich noch selber das Hotel führte, organisierte ich einmal in der Woche einen Ski- oder Langlauftag. Das kam immer sehr gut an», sagt der bald 77-Jährige. Vor allem das gesellige Zusammensein, die Anekdoten des Einheimischen und die Insider-Tipps seien geschätzt worden.

Seit Giovanoli das Hotel an eine seiner Töchter übergeben hat, ist er immer wieder mal alleine auf der Piste unterwegs. «Da kam mir der Gedanke, dass wir doch gemeinsames Skifahren anbieten könnten», sagt der ehemalige Skirennfahrer. Diese Idee stiess nicht nur bei seinen zwei Kollegen, sondern auch bei den lokalen Anbietern im Bereich Skisport auf offene Ohren. So gehören zu den Partnern von «Ils segliuots» auch die Skischule Corvatsch und die Bergbahnen.

Spass statt Unterricht

Gemeinsam Skifahren, sich austauschen, das Skigebiet mit Einheimischen kennenlernen – das Konzept von «Ils segliuots» passt zum aktuellen touristischen Trend, authentische Erlebnisse zu schaffen. Doch warum setzen Giovanoli und Co. ausgerechnet auf Senioren? «Wir sind selber Senioren und müssen nicht mehr wie die Wilden fahren», meint Giovanoli. Einst sei es ihnen nur darum gegangen, die Schnellsten zu sein. Heute gehe es ihnen darum, zu geniessen.

Mit den Gästen in Kontakt kommen, ist nur ein Ziel von «Ils segliuots». Ansprechen möchten sie auch die Einheimischen. «Viele Senioren fahren alleine Ski, weil es ihnen an Gesellschaft auf der Piste mangelt», meint Giovanoli. Mit dem neuen Angebot kann sich jeder der Gruppe anschliessen. Auf Wunsch gibt es gerne auch einmal den einen oder anderen Ratschlag. Schliesslich ist man nicht jeden Tag gleich mit drei erfahrenen Skirennfahrern unterwegs.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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