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Schritt für Schritt aus der Krise

In Glarus Süd sollen die Kräfte aller Tourismus-Spezialisten gebündelt werden.

Marco
Häusler
28.11.17 - 04:30 Uhr
Tourismus
«Von Kooperationen spricht man seit 20 Jahren, aber nur wenige Projekte werden umgesetzt», so Gabriele Butti, Projektmanager der Conim AG.
«Von Kooperationen spricht man seit 20 Jahren, aber nur wenige Projekte werden umgesetzt», so Gabriele Butti, Projektmanager der Conim AG.

Der alpine Tourismus ist in der Krise. Das sagt Thomas Egger, CVP-Nationalrat aus dem Wallis. In Schwanden war er gestern aber als Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB). Und als solcher wurde er noch deutlicher: «Dem alpinen Tourismus geht es verschissen.»

Kurieren will er ihn mit Kooperationen. Dafür haben er oder die SAB kooperiert; mit der Hochschule für Wirtschaft und Tourismus (HES-SO Wallis), der Zuger Conim AG, der Gemeinde Glarus Süd, dem Kanton Glarus und allen, die in Glarus Süd irgendwie im oder für den Tourismus arbeiten. Mit einer Referentin, Mila Trombitas von der HES-SO, vier Referenten und fünf Tourismus-Fachleuten aus Braunwald und Elm als weitere Auskunftspersonen gab es von diesen an der Medienkonferenz auf dem Mühle-Areal doppelt so viele wie Journalistinnen oder Journalisten. Beeindruckt werden sollten diese vom Innotour-Projekt «Wettbewerbsfähigkeit im alpinen Tourismus durch Kooperationen» (siehe unten). Es wird Ende Jahr offiziell abgeschlossen und hinterlässt als Resultat in der Pilotregion Glarus Süd drei Projekte, die allenfalls in der ganzen Schweiz Nachahmer finden sollen.

Noch nicht der grosse Wurf?

Die drei Projekte präsentierten Egger; der Gemeindepräsident von Glarus Süd, Mathias Vögeli; Gemeinderat Kaspar Marti; Trombitas und Projektmanager Gabriele Butti von der Zuger Conim AG. «Das ist noch nicht der grosse Wurf, können Sie jetzt sagen», sagte Egger zu den Medienvertretungen. «Aber wir müssen aus Konkurrenten Partner machen. Das geht nur in kleinen Schritten.» Und zumindest einen davon scheint man nun in Braunwald und Elm gehen zu wollen. Gemeinsam – und in die gleiche Richtung.

Finanzielle Basis sichern - Finanzinfra Gesellschaft AG

«Finanzinfra Gesellschaft AG» ist nur der Arbeitstitel. Sie zu gründen – mit welchem Namen auch immer – ist aber der wichtigste Vorschlag des Innotour-Projekts (siehe Box), um Glarus Süd für den Tourismus fitter zu machen. Denn es geht um die Rettung der Sportbahnen Braunwald und Elm. So sollen in einer ersten Phase ausschliesslich die touristischen Grundinfrastrukturen dieser beiden Wintersportgebiete über die neue AG finanziert werden; in einer zweiten allenfalls auch weitere, strategisch relevante touristische Kerninfrastrukturen im ganzen Kanton.

Ausgestattet werden soll die AG mit 12,5 Millionen Franken; 2,5 Millionen als Aktienkapital, 10 Millionen für Projekte der Sportbahnen. An der AG sollen sich der Kanton zu 64 Prozent, Glarus Süd (16 Prozent) und die Sportbahnen (je 10 Prozent) beteiligen. Die Vorlage des Regierungsrates kommt im Mai 2018 vor die Landsgemeinde.

Warme statt kalte Betten - «Fewo-Agentur» Glarus Süd
Auch das zweite Kooperationsprojekt läuft erst unter einem Arbeitstitel. «Fewo-Agentur» lautet er, und dahinter steckt die Idee, eine Agentur für die professionelle Vermietung von Ferienwohnungen ins Leben zu rufen. Das bereitet eine regionale Arbeitsgruppe als Pilotprojekt in Glarus Süd zurzeit vor, auch das soll schliesslich kantonal ausgeweitet werden und für mehr «warme Betten» sorgen.

Denn gemäss Gemeinderat Kaspar Marti werden von den derzeit rund 1200 Ferienwohnungen in Glarus Süd gerade einmal 85 vermietet. Verbessert werden soll das mit der einheitlichen Vermarktung und Bewirtschaftung der Ferienwohnungen über die Agentur, die von den Tourismusorganisationen betrieben wird und ein «Management-Tool» nutzt. Mit diesem und mit regionalen Firmen soll die Bewirtschaftung der Ferienwohnungen optimal koordiniert werden, zum Beispiel für die Reinigung und den Unterhalt.

Ein Self-Checking-Hotel finanzieren - «Mini-Kooperationen» in Elm
Noch gar keinen Namen hat das Projekt, das auf die Initiative der Standortförderung Glarus Süd zurückgeht und auch erst in Vorbereitung ist. Mit lokalen «Mini-Kooperationen» soll Gästen in Elm alles aus einer Hand angeboten werden. «Beherbergungsbetriebe, Restaurants, Sportbahnen» werden in der Medienmitteilung als Beispiele für «touristische Akteure» genannt, die eng zusammenarbeiten sollen. «Jeder Betrieb macht selbst, was er am besten kann, und kooperiert in den anderen Bereichen mit Partnerbetrieben.»

Geschaffen werden soll zudem eine Infrastrukturgesellschaft, die vorerst als Vermittlerin ein «Self-Checking-Hotel» finanziert, das eine noch zu gründende Gesellschaft führen soll. Für dieses wiederum sollen mehrheitlich lokale Partner Leistungen wie die Zimmerreinigung oder das Frühstück erbringen. Nach dem gleichen Prinzip sollen später weitere Infrastrukturen finanziert und betrieben werden.
 

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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