×

Ein WM-Volltreffer für Disentis Sedrun

Der Sieger des ersten Fussball-WM-Playoff-Spiels Schweiz – Nordirland heisst Disentis Sedrun. Die Geschichte eines kleinen Werbecoups.

Gion-Mattias
Durband
11.11.17 - 04:30 Uhr
Tourismus
Auch die Ferienregion Disentis Sedrun ist am Corner von Ricardo Rodriguez beteiligt.
Auch die Ferienregion Disentis Sedrun ist am Corner von Ricardo Rodriguez beteiligt.
SCREENSHOT

Manch einer wird sich am Playoffspiel der Fussball-WM zwischen der Schweiz und Nordirland die Augen gerieben haben. Für einmal aber nicht wegen spektakulärer Spielszenen oder fragwürdiger Schiedsrichterentscheide. Die kleine Sensation des donnerstäglichen Fussballabends ereignete sich abseits des Spielfelds, genauer, auf den Banden. Nebst global tätigen Unternehmen wie Swiss Life, Swiss, Carlsberg und Continental präsentierte sich auch eine Bündner Skidestination: «Disentis Sedrun – Skitickets ab CHF 10.–»

Warten auf Lichtsteiner

Hinter dem Werbecoup steht Hans-Kaspar Schwarzenbach. Der gut gelaunte Leiter von Disentis Sedrun Tourismus erzählt, wie es zum Deal kam: Eine in London ansässige Agentur, die Werbeplätze für die europäischen Spiele der WM-Qualifikation verkaufe, habe sich am vergangenen Montag bei ihm gemeldet. Ein Platz auf dem Werbebanner für das Playoff-Spiel war noch zu haben. «Offenbar ist da jemand kurzfristig abgesprungen.» Via E-Mail wurden Angebot und Gegenangebote ausgetauscht, «wie am marokkanischen Basar». Nach zwei Stunden war der Deal unter Dach und Fach, wie Schwarzenbach sagt.

Drei Tage später sass auch Schwarzenbach vor dem Fernseher. Für den werbetechnischen Jackpot, «Torjubel vor unserem Logo», hat es nicht gereicht. Zumal das Banner nur an den äusseren Ecken des Kameraspektrums zu sehen war, wäre zudem ein anderer Spielverlauf einträglicher gewesen. «Ich hätte mir mehr Flügelläufe von Stephan Lichtsteiner und mehr Corners erhofft – Pech gehabt». Schwarzenbach ist dennoch zufrieden. Sechs Minuten lang wurde das Banner insgesamt angezeigt, zwei oder dreimal war es im Bild zu sehen. Und die Aktion hat seine Wirkung nicht verfehlt. «Es gab auffallend viele Rückmeldungen.»

Werber, friss oder stirb

Dass sich die Londoner Agentur gerade bei Schwarzenbach meldete, verwundert ihn nicht. «Mittlerweile wissen sie, dass man mit mir auch kurzfristig etwas machen kann.» So kam es bereits 2012 zur ersten Werbeaktion an einem Fussballspiel. Der ehemalige Tourismusdirektor von Arosa und Davos kennt die Agentur denn auch schon aus früheren Zeiten.

Das Marketing hat Disentis Sedrun Tourismus an Graubünden Ferien (GRF) ausgelagert, wo auch das Werbebudget von rund 500 000 Franken verwaltet wird. «Das entlastet uns vom täglichen Geschäft und schafft Kapazitäten, um kurzfristig besondere Gelegenheiten nutzen zu können – etwa das Schnäppchen an der WM-Quali. Auch hier gilt: Vogel, friss oder stirb.» Knapp 4000 Franken hat die Bandenwerbung gekostet.

Auch kleineren Destinationen empfiehlt er eine Zusammenarbeit mit GRF. Diese wüssten oft nicht, dass sie bei GRF mitreden können, wenn es um die Verwendung ihrer Gelder geht, so Schwarzenbach. Auch lohne es sich, Mittel für besondere Gelegenheiten zu reservieren. Gelegenheiten wie diese eben.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Tourismus MEHR