Wenn die Hormone aus dem Takt geraten
Unerklärliche Müdigkeit, plötzliche Gewichtsschwankungen oder dauerhaft hohe Blutzuckerwerte – häufig sind es hormonelle Störungen, die den Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Eine spezialisierte Abklärung kann Klarheit bringen und den Weg zu modernen, individuellen Therapieansätzen ebnen.
Unerklärliche Müdigkeit, plötzliche Gewichtsschwankungen oder dauerhaft hohe Blutzuckerwerte – häufig sind es hormonelle Störungen, die den Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Eine spezialisierte Abklärung kann Klarheit bringen und den Weg zu modernen, individuellen Therapieansätzen ebnen.

Hormone sind lebenswichtige Botenstoffe, die zahlreiche Prozesse im Körper steuern. Gerät ihre Produktion aus der Balance, treten meist erst diffuse Beschwerden auf, die oft nicht als Hormonproblem erkannt werden. Viele Patienten leiden jahrelang unter Symptomen, ohne zu wissen, dass die Ursache ihrer Beschwerden hormonell bedingt ist. Eine Hormonstörung lässt sich aber nicht immer einfach diagnostizieren, da die Symptome oft unspezifisch sind.
Zu den Anzeichen einer Hormonstörung können gehören:
- Chronische Müdigkeit
- Veränderung der Körperbehaarung
- Verminderung der Libido
- Unerklärliche Gewichtszunahme oder -abnahme
- Bluthochdruck
- Übermässiges Schwitzen
- Knochenschwund (Osteoporose)
Die Abteilung Endokrinologie und Diabetologie des Kantonsspitals Glarus (KSGL) ist auf das Erkennen und Behandeln von Hormon- und Stoffwechselerkrankungen spezialisiert. So gehört die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus, Schilddrüsenproblemen und Übergewicht zu unseren Kompetenzen. Ein interdisziplinäres Team entwickelt gemeinsam mit den Betroffenen individuelle Therapien und unterstützt bei der erfolgreichen Umsetzung.
Hormonstörungen sind schwer zu erkennen – aber gut behandelbar
PD Dr. med. Zoran Erlic, Leiter der Abteilung, ist auf Erkrankungen der Nebennieren und der Hypophyse spezialisiert. Diese beiden Drüsen spielen eine zentrale Rolle im Hormonsystem. Die Hypophyse, auch Hirnanhangdrüse genannt, steuert alle Drüsen in unserem Körper. Sie ist die Schaltstelle der Hormonproduktion. «Ist die Schilddrüse gesund, aber funktioniert dennoch nicht richtig, kann eine Störung der Hypophyse die Ursache sein», erklärt er.
Die Abklärung durch den Spezialisten erfolgt nach der Überweisung durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Ein ausführliches Gespräch mit den Betroffenen bildet die Grundlage, den Ursachen auf die Spur zu kommen. «Je mehr Details ich von den Patienten erfahre, desto klarer zeichnet sich ein mögliches Bild ab», sagt Dr. Zoran Erlic. Im Anschluss folgen häufig zusätzliche spezifische Tests wie mehrfache Blutentnahmen unter besonderen Bedingungen oder gezielte Funktionstests. Die gute Nachricht: Wird eine hormonelle Ursache festgestellt, lässt sie sich meist gezielt behandeln. Dadurch verschwinden die Beschwerden oft, und die Lebensqualität verbessert sich deutlich.
Knoten in den Drüsen – immer harmlos?
Hormonproduzierende Drüsen können Knoten oder andere Veränderungen im Gewebe entwickeln. Viele davon werden zufällig entdeckt, sind in den meisten Fällen gutartig und verursachen keine Beschwerden. Eine Abklärung ist dennoch sinnvoll. «Wir beurteilen, ob ein Einfluss auf das Hormongleichgewicht besteht und klären das Wachstumspotenzial und das Risiko einer möglichen Entartung», sagt Dr. Zoran Erlic.
Diabetologie – Wann ist eine erweiterte Betreuung sinnvoll?
Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit, oft verbunden mit Übergewicht, mangelnder Bewegung und genetischer Veranlagung. Die Ursache: Insulin, welches die Bauchspeicheldrüse freisetzt, wirkt zu wenig oder wird zu wenig produziert. In der Regel können die Betroffenen sehr gut hausärztlich betreut werden. Doch es gibt andere spezifische Formen von Diabetes, die oft unentdeckt bleiben und eine individuell angepasste Therapie erfordern. Wenn die Blutzuckerwerte trotz intensiver Therapie nicht im Zielbereich liegen, kann eine spezialisierte Abklärung helfen, die Behandlung zu optimieren. «So profitieren Patienten mit seltenen Diabetesformen wie beispielsweise Autoimmundiabetes Typ I von unseren modernen algorithmusgesteuerten Insulinpumpen, die den Blutzucker automatisiert regulieren», erklärt Dr. Zoran Erlic.
Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) – Wenn herkömmliche Methoden nicht ausreichen
Auch krankhaftes Übergewicht kann hormonelle Ursachen haben. Falls eine konventionelle
Behandlung mittels Diät und Bewegung nicht erfolgreich ist, lohnt sich eine umfassende Untersuchung. Nach einer umfassenden Abklärung möglicher hormoneller Ursachen folgt eine interdisziplinäre Therapie mit Diabetes- und Ernährungsberatung. In bestimmten Fällen besteht auch die Möglichkeit für eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung.
Fazit: Wer den Verdacht auf eine Hormonstörung hat, unter einer speziellen Diabetesform leidet oder dessen Adipositas schwer behandelbar ist, kann von einer endokrinologischen Abklärung am KSGL profitieren. Eine gezielte Behandlung bringt Betroffenen oft ihre Lebensqualität zurück.