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«Wer hat Blut an seinen Händen?»

Heute vor 20 Jahren starb Lady Diana bei einem Autounfall in Paris. Diese Nachricht bewegte die Menschen weltweit. Trauer und Anteilnahme aber auch Spekulationen um die Unfallursache waren enorm. Das zeigen Artikel der «Südostschweiz», die damals geschrieben wurden.

31.08.17 - 08:57 Uhr
Stars & Sternli
So sah die Frontseite der «Südostschweiz» am 1. September 1997 aus.
So sah die Frontseite der «Südostschweiz» am 1. September 1997 aus.
MANUEL RAMIREZ

Der Unfall ereignete sich am frühen Sonntagmorgen. Um 0:25 Uhr Ortszeit verunglückte der Wagen in der Alma-Unterführung nahe der Alma-Brücke in Paris. Der Mercedes-Benz prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Tunnelpfeiler. Diana war nicht sofort tot. Sie starb wenige Stunden nach dem Unfall an den Folgen ihrer schweren inneren Verletzungen in einem Krankenhaus. Gegen 4 Uhr morgens wurde sie offiziell für tot erklärt.

Über ihren Tod wurde am folgenden Montag weltweit in den Zeitungen berichtet, so auch in der «Südostschweiz». Auf der Titelseite stand damals:

«Im Zustand des Schocks: Grossbritannien trauert um Diana, als wäre sie die Königin»

Den Artikel schrieb London-Korrespondent Peter Isenegger. Er beschrieb, wie sehr die britische Bevölkerung über diese Nachricht erschüttert war. Im Artikel ist beispielsweise von einer Frau zu lesen, die vor dem Kensington-Palast, der Londoner Residenz von Diana, stand und einen Blumenstrauss in der Hand hielt. Sie habe einen hilflosen Eindruck gemacht und aus ihrer Stimme klang schiere Verzweiflung. Isenegger zitierte auch Premierminister Tony Blair, der mit gebrochener Stimme und sichtlich erschüttert von einer zutiefst schockierten Nation sprach.

Im selben Artikel begannen die ersten Spekulationen: «Von Fotografen in den Tod getrieben» – so lautete ein Untertitel. Redaktor Isenegger schrieb, dass Lady Dianas Chauffeur versucht haben soll, mit hoher Geschwindigkeit sieben ihnen auf Motorrädern folgenden Fotografen zu entkommen.

«Der mediale Sündenfall»

Neben Iseneggers Artikel war in der «Südostschweiz»-Ausgabe vom 1. September ein Kommentar des damaligen Chefredaktors Andrea Masüger. In diesem schrieb er von einem sinnlosen Tod im gepanzerten Mercedes. Er kritisierte, dass die Tendenz zur Masslosigkeit in der Medienwelt auch in der Schweiz zugenommen habe. Lady Dianas Tod sei die erste weltweit spektakuläre Konsequenz eines medialen Sündenfalls. Auch er ging davon aus, dass Fotografen beziehungsweise die Medien für ihren Tod verantwortlich sind.

«Das Märchen wurde zur Tragödie»

In derselben Ausgabe sind diesem tragischen Ereignis insgesamt drei Seiten gewidmet, abgesehen von der Frontseite. In den Artikeln wurde unter anderem auf Lady Dianas Leben zurückgeblickt. Dieser Titel bezieht sich auf ihre Biografie. Sie eroberte die Herzen von Millionen Menschen, war reich und berühmt, starb aber einen tragischen Tod.

«Zuerst dachten wir, es sei wieder einer dieser Terroranschläge»

Auf der nächsten Seite ist ein Artikel, in dem Augenzeugen zu Wort kommen. Sie beschrieben einen lauten Knall und erzählten, dass es lange dauerte, bis die Opfer aus dem Wrack geborgen werden konnten.

«Auch ich habe Diana fotografiert»

Andy Mettler war damals selbstständiger Pressefotograf und Mitarbeiter der «Südostschweiz». In einem weiteren Zeitungsartikel erzählte er von seinen Begegnungen mit Lady Diana, ihrem damaligen Gatten Prinz Charles und den beiden Söhnen William und Harry.

«Die armen, armen Kinder»

Andy Mettler war es ebenfalls, der in Klosters mit einem Skilehrer und Freund der Königsfamilie sprach. Auch die Hotelierfamilie Bolliger vom Hotel «Walserhof» kam zu Wort. Dort war die Königsfamilie seit Jahren Stammgast.

«Scharfe Kritik an den Paparazzi»

Die Berichterstattung über Lady Dianas Tod wurde in der Ausgabe vom 1. September mit einem Artikel über Paparazzi abgeschlossen. Es wurde beschrieben, wie sich die Paparazzi-Szene im 20. Jahrhundert entwickelte. Ausserdem wurde geschrieben, dass mehrere Seiten härtere Regeln und Gesetze für diese Art von Fotografen forderten.

«Ist betrunkener Fahrer schuld an Dianas Tod?»

Auch am folgenden Tag war der tragische Unfall Haupthema in der «Südostschweiz». Im Artikel auf der Frontseite ging es darum, dass die Pariser Staatsanwaltschaft mitteilte, dass der Fahrer des Unglückautos zu viel Alkohol im Blut hatte.

«Wer hat Blut an seinen Händen?»

Auf Seite 9 dieser Ausgabe widmete London-Korrespondent Peter Isenegger eine ganze Seite dem Unglück. Er schrieb darüber, dass bereits ein Tag nach dem Unfall die Diskussionen darüber begannen, wer die Schuld an diesem Tod trägt, und ob ein Gesetz zum Schutz der Persönlichkeitsrechte in Zukunft ähnliche Tragödien verhindern könne. Die schwersten Vorwürfe im Artikel kamen von Dianas Bruder Earl Spencer. Er machte nicht nur die Paparazzi, die seine Schwester im Tunnel in Paris in den Tod gejagt hätten, verantwortlich. Auch an den Händen jener Zeitungsmacher, die Unsummen von Geld für Bilder von Lady Dianas Privatleben ausgegeben haben, klebe Blut.

«Dianas Tod beherrscht die Weltpresse»

Auf der selben Seite ist ein Artikel, der das enorme Medienecho nach Dianas Tod thematisiert. Es wurde beschrieben, welche Zeitungen wie über das Ereignis berichtet haben.

«Der Alkohol mehr schuld als die Paparazzi?»

In einem weiteren Artikel, der in der «Südostschweiz»-Ausgabe vom 2. September 1997 zu finden ist, wurde geschrieben, dass der Chauffeur des verunglückten Autos 1,75 Promille Alkohol im Blut hatte. Dennoch werden die Paparazzi weiterhin als Sündenböcke dargestellt. Sie sollen nach dem Unfall die Opfer fotografiert haben, statt Hilfe zu leisten.

20 Jahre nach dem Tod von Lady Diana und den Spekulationen ist klar, dass den Paparazzi Unrecht getan wurde. Ein Foto, von dem eine Zeit lang behauptet wurde, dessen Blitzlicht habe den Fahrer geblendet und so den Unfall mit verursacht, war nachweislich bereits bei der Abfahrt beim Hotel «Ritz» entstanden. Das schreibt die «Frankfurter Allgemeine». Die dem Mercedes folgenden Paparazzi trafen erst nach dem Unfall im Tunnel ein.

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