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Schweizer Stars von Emotionen überwältigt

Dario Colona und Laurien van der Graaf haben am Wochen­ende bei ihren letzten Starts beim Langlauf-Weltcup Davos Nordic intensive Emotionen erlebt. Auch Nadine Fähndrich spürte spezielle Gefühle – nach ihrem Sprint aufs Weltcup-Podest.

Hansruedi
Camenisch
13.12.21 - 19:00 Uhr
Schneesport
Dario Cologna gibt eines seiner letzten Interviews an Davos Nordic.
Dario Cologna gibt eines seiner letzten Interviews an Davos Nordic.
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Dario Cologna lässt so schnell nichts aus der Ruhe bringen. In der Regel schlafe er gut, auch vor wichtigen Rennen, sagte der vierfache Olympiasieger und vierfache Weltcup-Gesamtsieger am Sonntag im Bünda-Stadion nach seinem Murks über 15 Kilometer. In der vorangegangenen Nacht war das anders. «Da bin ich mehrmals aufgewacht, und dann drehten sich meine Gedanken ums bevorstehende Rennen», erzählte Cologna, der sonst kaum etwas aus seinem Seelenleben verrät. «Ja, dieser letzte Wettkampf in Davos hat mich viel mehr beschäftigt als ich dies im Vorfeld erwartet hatte», stellte er fest. Als 18-Jähriger hatte Cologna 2004 sein Debüt bei Davos Nordic im Rahmen des Alpen Cups gegeben. Seit 2007 trat er auf der Flüela-Loipe regelmässig im Weltcup an. Fünf Mal lief er als Zweiter oder Dritter auf das Podest, drei Mal über 15 Kilometer und zwei Mal im Sprint. Bei seinem letzten Auftritt konnte er nicht daran anknüpfen. «Ich lieferte ein schlechtes Rennen», stellte er nach seinem 24. Platz fest. Sein Ziel, an den Olympischen Spielen noch einmal aufzutrumpfen, wollte er dennoch nicht reduzieren. «Über Weihnachten bin ich schon oft erst so richtig in Form gekommen», hielt er fest. Seine ­Zuversicht nährte auch sein Atomic-Teamgefährte Simon Hegstad Krüger. Der Norweger siegte über 15 Kilometer vor seinem Landsmann Johannes Hösflot Klaebo, der tags zuvor den Sprintwettkampf dominiert hatte.

Van der Graaff auf der falschen Spur

Auch die Sprintspezialistin Laurien van der Graaff ging letztmals an ihrem Heim-Weltcup an den Start, auch sie wird Ende Saison zurücktreten, und auch sie erlebte spezielle Emotionen. Wie Cologna debütierte van der Graaf 2004 in Davos im Alpen Cup. Ab 2008 war die Lokalmatadorin jeweils bei Davos Nordic im Sprint das Schweizer Aushängeschild. 2011 und 2014 stürmte sie in den Final, wo sie die Plätze 5 beziehungsweise 6 belegte. «Der letzte Auftritt hier, wo alles begann, war schon sehr aufwühlend», hielt van der Graaff fest. «Ich wurde dauernd darauf angesprochen, auch von Konkurrentinnen.» Dennoch lieferte sie eine starke Qualifikation. Als 14. qualifizierte sich die Davoserin sicher für die K.-o.-Phase der 30 Schnellsten. Im Viertelfinal beging sie jedoch einen taktischen Fehler. In der letzten Abfahrt vor der Zielkurve wechselte van der Graaff auf die linke Spur, die sich als langsamer herausstellte. Dadurch verlor sie an Schwung, der ihr dann auf der Zielgeraden fehlte. So musste sie sich mit dem (auch nicht schlechten) 14. Schlussrang begnügen.

Exploit von Nadine Fähndrich

Für den Exploit nicht nur aus Schweizer Sicht sorgte am Wochenende van der Graafs Freundin Nadine Fähndrich, mit der sie im Februar WM-Silber im Teamsprint gewonnen hatte. Die 26-jährige Luzernerin stürmte am Samstag in Davos im Einzelsprint in den Final und musste sich dort nur Maja Dahlqvist geschlagen geben. Die Schwedin gewann in dieser Disziplin saisonübergreifend die letzten fünf Wettkämpfe. «Nach einer Olympia- oder WM-Medaille ist ein Weltcup-Podestplatz an einem Heimrennen das Coolste, was man erreichen kann», stufte Fähndrich nach der Siegerehrung im Bünda-Stadion ihren zweiten Platz hoch ein. Sie habe einfach versucht, aktiv und konsequent zu laufen, beschrieb sie ihre Taktik. «Ich habe nicht zu viel vorausgedacht, sondern alles getan, um möglichst schnell ins Ziel zu gelangen.»

Grond aus dem Nichts auf Platz 11

Ebenfalls einen Exploit landete Valerio Grond. Aus dem «Start ins Ungewisse» stürmte er in den Halbfinal und auf den elften Schlussrang. Der 21-jährige Davoser aus Monstein gab beim Heim-Weltcup sein Saisondebüt. Eine Woche zuvor hatte er im Alpencup im Obergoms ­wegen einer Erkältung noch Forfait geben müssen. Als Elfter erhielt Grond am Samstag die Gewissheit, dass seine Form trotzdem stimmt. Bereits in der Qualifikation liess er mit Platz 9 in der Weltelite aufhorchen. Im Halbfinal fehlte Grond dann jedoch die Kraft für den Vorstoss in den Final wie im Vorjahr. Auf Anhieb schaffte er auch so die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking. Weniger gut lief es Alina Meier. Die 25-jährige Davoserin verpasste im Sprint den Vorstoss in die K.-o.-Phase als 44. um mehr als drei Sekunden. Mehr von sich hatte auch Jonas Baumann erwartet. Er verpasste im 15-Kilometer-Rennen als 33. die angestrebten Weltcuppunkte. Nach der zweiten von drei Runden lag Baumann noch an 17. Stelle, nachdem er während längerer Zeit der «Lokomotive» Alexander Bolschunow, dem amtierenden Weltcup-Gesamtsieger, angehängt hatte. Auf der Schlussrunde baute Baumann jedoch stark ab. Lokalmatador ­Jason Rüesch musste krankheitsbedingt auf einen Start verzichten. Und überhaupt nicht auf Touren kam Roman Furger: Der gebürtige Urner musste sich mit den Rängen 39 im Sprint und 58 über 15 Kilometer bescheiden. Auf den 44. Platz im Distanzrennen lief Cédric Steiner, im Sprint war er 56. geworden. Seine Schwester Désirée belegte im Sprint Rang 59.

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