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Livers mit wiedergefundenem Siegerlachen

Livio Bieler, Toni Livers, Desirée Steiner und Siri Wigger heissen die Schweizer Meister des ersten Meisterschaftswochenendes in Realp. Vor allem die Verfolgungsstartrennen lebten von der Spannung.

Südostschweiz
03.02.20 - 08:52 Uhr
Schneesport
FACEBOOK TONI LIVERS

von Jörg Greb

Zuletzt war es wieder eine Zielfilm-Entscheidung – und dasselbe Szenario wie am Surselva Marathon eine Woche zuvor in Sedrun. Im strömenden Regen von Realp spurteten erneut Dajan Danuser und Toni Livers um den Sieg. Im Gegensatz zum kleinen Volkslauf ging es nun aber um den Schweizer-Meister-Titel in der Verfolgung. Und Livers, der die Prüfung mit einem Rückstand von 36 Sekunden auf Klassisch-Meister Livio Bieler und von acht Sekunden auf den Vortageszweiten Danuser aufgenommen hatte, ermöglichte sich nun einen glücklichen Abschluss.

Livers hatte in der Schlussphase zum auf die Leaderposition gelaufenen Danuser aufgeschlossen. Und beim Schlussaufstieg attackierte er vehement – ohne jedoch an Danuser vorbeiziehen zu können. «Aber ich konnte den Schwung in die Abfahrt mitnehmen und bei diesem Part die Spitze übernehmen», freute sich Livers über den Ausgang.

Im Endkampf liess er sich diesmal nicht bezwingen. Mit einem Vorsprung von einer Zehntelssekunde überquerte er die Ziellinie und lag danach freudestrahlend im wassergetränkten Schnee. «Schön, dieser Sieg – nach der suboptimal verlaufenen bisherigen Saison», sagte der 37-Jährige. Über den Wert machte er sich allerdings keine Illusionen: Denn die Weltcup-Athleten um Dario Cologna und Nadine Fähndrich fehlten wegen eines Trainingslagers (Vorbereitung auf die Skandinavien Tour).

Bielers Klassisch-Klasse

Um einen Aufsteller handelte es sich für Livers dennoch – um möglichst bald ebenfalls wieder internationales Niveau aufzuweisen. Dasselbe gilt für den diesmal geschlagenen Danuser. «Ich hatte nicht dasselbe Glück wie eine Woche zuvor», sagte er und sah sich darin bestätigt, dass «wir beide nicht die Endschnellsten sind». Von «einem coolen Finish», sprach der 23-Jährige aus Vättis dennoch. Und generell lobte er die Streckenanlage mit den anspruchsvollen Anstiegen und Abfahrten. Sie hielt der Nagelprobe im Hinblick auf die Universiade vom Januar 2021 stand.

Das Gefühl des Einlaufens als Sieger vom Vorjahr nach dem Verfolgungsstartrennen konnte Livio Bieler nicht wiederholen,. Der Bündner mit aktuellem Wohnsitz in Davos hatte am Vortag das 10-km-Klassischrennen für sich entschieden und den Titel gewonnen. In der freien Technik musste er aber erwartungsgemäss die Überlegenheit von Livers und Danuser anerkennen. Ihm blieb Rang 3. Vor einem Jahr war die Reihenfolge der beiden Sparten umgekehrt gewesen. Bieler hatte sich damals das Verfolgungsgold gesichert.

Wigger – erster Elite-Titel mit 16

Minimale Zeitdifferenzen resultierten aus dem Klassisch-Rennen der Frauen vom Samstag. Die Davoserin Desirée Steiner gewann mit 13:27 Minuten ihren ersten Elite-Meister-Titel mit einem Vorsprung von 1,8 Sekunden auf ihre Trainingskollegin Alina Meier, 2,7 Sekunden holte sie auf Siri Wigger heraus und 3,9 Sekunden auf die Verfolgungsmeisterin der letzten beiden Jahre, Lydia Hiernickel. Der Zusammenschluss des Spitzenquartetts liess nur kurz auf sich warten. Danach zeigte sich jedoch je länger je mehr ein erstaunlicher Kräfteunterschied.

Zuerst lösten sich Hiernickel und die erst 16-jährige Wigger, und auf der letzten Runde setzte sich die zweifache Goldmedaillengewinnerin an den Olympischen Jugend-Winterspielen vom Januar deutlich ab. «Cool, dass es aufgegangen ist», sagte Wigger. Die Tochter der früheren Spitzenlangläufer Jeremias Wigger und Sylvia Wigger-Honegger gewann mit einem sicheren Vorsprung von 14 Sekunden.

Wigger staunte: «Ich wollte noch nicht angreifen, doch plötzlich war niemand mehr hinter meinem Rücken.» Damit sicherte sich die 16-Jährige nach Einzel-Bronze auch ihren ersten Elite-Titel. Heim kehrte das Talent aus Gibswil im Zürcher Oberland allerdings mit fünf Goldmedaillen: Die beiden Titel in den Nachwuchskategorien der U18 und U20 gingen ebenso an sie. Und feiern konnte sie zudem mit ihrem Bruder Nicolas: Er gewann die beiden Entscheidungen bei den U20-Männern.

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