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«Beat Hefti ist ein Raubtier»

Beat Hefti und Alex Baumann meldeten sich in St. Moritz eindrücklich in der Weltspitze zurück. Die beiden Appenzeller holten sich im Engadin den EM-Titel. Für den Piloten Hefti ist es bereits die fünfte kontinentale Goldmedaille.

Südostschweiz
06.02.16 - 16:32 Uhr
Asylpolitik

In St. Moritz lief alles für Beat Hefti und Alex Baumann. Wegen einer Diskushernie von Stamm-Anschieber Baumann starteten die Olympia-Zweiten erstmals in diesem Winter gemeinsam im Weltcup, der gleichzeitig als EM-Rennen zählte. Mit ihrem Sieg im Europacup auf der gleichen Bahn hatten sie vergangene Woche angedeutet, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist. Wie sie dann die idealen Voraussetzungen nutzten, war dennoch eindrücklich.

Im ersten Lauf, wegen der fehlenden Weltcup-Resultate mit der günstigen hohen Startnummer 16, legten Hefti/Baumann die Basis für den Sieg, den 18. im Weltcup (17 im Zweier). Sie distanzierten den US-Amerikaner Steven Holcomb um 21 Hundertstel und verloren im zweiten Durchgang nur drei Hundertstel von diesem Vorsprung. Dritter - und EM-Zweiter - wurde dank Bestzeit im zweiten Lauf der Deutsche Nico Walther.

Hefti erwies sich damit als Meister der Planung. Bereits vor dem Saisonstart hatte er entschieden, die drei Weltcuprennen in Nordamerika im Januar auszulassen und stattdessen im Europacup zu starten - unter anderem auf der WM-Bahn in Innsbruck/Igls und in St. Moritz. Dies erwies sich erst recht als Vorteil, da diese Woche wegen der zunächst zu hohen Temperaturen die ersten beiden Trainingstage ausfielen. «Ich denke, wir waren auch frischer als die Fahrer, die in Nordamerika unterwegs waren», analysierte Hefti, der am Mittwoch 38 Jahre alt geworden war.

Zwar meinte Hefti, der sich im Dezember ebenfalls mit Achillessehnen-Problemen herumgeplagt hatte, es sei fast unmöglich, dass sie physisch bereits wieder bei 100 Prozent seien. Dennoch gehörten sie am Start zu den Schnellsten - gegenüber dem langsamen Starter Holcomb holten sie in zwei Läufen drei Zehntel heraus. Auch mit seinen zwei Fahrten zeigte sich der nun fünffache Europameister sehr zufrieden. Der Schweizer Nationaltrainer Wolfgang Stampfer hatte eine einfache Erklärung für Heftis Exploit: «Beat ist ein Raubtier. Er weiss genau, wann er seine beste Leistung bringen muss.»

Hefti betonte, wie sehr ihm das Bobfahren im Moment Spass mache. Auch - oder gerade weil - er derzeit neue Anschieber «anlernen» muss. «Es ist eine riesen Freude», sagte er strahlend. Gerade im Hinblick auf die WM am kommenden Wochenende in Österreich, auf einer Bahn, die Hefti schon immer gelegen ist, war dieses Resultat Gold wert. Dort wird die hohe Startnummer zwar eher ein Nachteil sein, bei der WM werden aber vier Läufe gefahren, so dass dieses Handicap nicht allzu stark ins Gewicht fallen soll.

Rico Peters «Abschiffer»

Am anderen Ende der Gefühlsskala fand sich Rico Peter wieder. Der 32-jährige Aargauer, der in den letzten beiden Jahren auf das EM-Podest gefahren war (2014 als 2., 2015 als 3.) fand sich nicht zum ersten Mal mit der Natureisbahn in St. Moritz überhaupt nicht zurecht. Mit dem 17. Platz (13. in der EM-Wertung) verpasste er erstmals in diesem Winter die Top Ten und büsste damit entscheidendes Terrain im Kampf um den Gesamt-Weltcup ein.

Der Sieger des Rennens in Whistler stellte fest, dass es «hier einfach nicht funktioniert». «Nach der bisher sehr guten Saison ist dieser "Abschiffer" doof.» Er bedauerte, dass es nicht mehr Testmöglichkeiten gab. Peter fuhr mit den gleichen Kufen, die ihn in Kanada zum Sieg getragen hatten. «Aber hier sind die Verhältnisse halt ganz anders.» Er sei aber auch zweimal sehr schlecht gefahren.

Es gebe nun nur eines: Abhaken und es am Sonntag im Vierer besser machen. «Mit dem grossen Schlitten habe ich ein besseres Gefühl», sagte er. Vielleicht setzt er sich aber auch durch die wieder grössere Konkurrenz im eigenen Team stärker unter Druck, als es gut ist.

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