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Tag der Wahrheit für die Nati

Heute kommt es an der Unihockey-WM in Prag zum Halbfinale zwischen der Schweiz und Schweden.

Patrick
Kuoni
08.12.18 - 04:30 Uhr
Unihockey
Die Erlösung: Tim Braillard erzielt in der ersten Minute der Verlängerung das wichtige Siegtor zum 3:2 gegen Norwegen.
Die Erlösung: Tim Braillard erzielt in der ersten Minute der Verlängerung das wichtige Siegtor zum 3:2 gegen Norwegen.
ERWIN KELLER

Haarscharf schlitterte die Schweizer Unihockey-Nationalmannschaft am Donnerstag im Viertelfinal der Unihockey-WM in Prag am Debakel vorbei. 2:2 stand es zwischen den Eidgenossen und Norwegen nach 60 Minuten. Die zahlreichen Schweizer Fans in der O2-Arena mussten sehr viel leiden, bis der Sieg schliesslich feststand. Die Schweizer waren zwar überlegen, brachten den Ball aber nicht an Markus Jelsnes vorbei. Der norwegische Schlussmann, der aktuell beim schwedischen Klub Mullsjö AIS spielt, brachte die Schweizer zur Verzweiflung und zeigte insgesamt 27 Paraden.

Den Teamkollegen erwischt

30 Sekunden dauerte es in der Verlängerung bis der Bündner Tim Braillard die Schweiz erlöste. Es war damit ausgerechnet ein Klubkollege vom norwegischen Torhüter Jelsnes, der die Halbfinalträume der Norweger zerstörte.

Nach der Partie zeigte sich Braillard sichtlich erleichtert über das frühe Tor in der Overtime. «Es kam in der Verlängerung schon eine gewisse Nervosität auf, aber das ist ja auch menschlich und war vielleicht sogar gut, so konnten wir noch alles aus uns raus holen.» Man habe gewusst, dass Norwegen eine starke Mannschaft habe, aber dass das Spiel so knapp war, sei trotzdem etwas unerwartet gewesen. Er widmet dem Gegner ein Kränzchen: «Die Norweger haben super verteidigt. Deshalb ist das knappe Spiel nicht nur unsere Schuld, sondern auch ihr Verdienst.» Braillard sah im Vergleich zur Gruppenphase einen Fortschritt bei der Chancenerarbeitung. «Unser Trainerstaff hat immer die Schussstatistik mit in die Garderobe gebracht, und diese zeigte ein klares Bild.» Alligator-Verteidiger Christoph Camenisch sah das ähnlich, bemängelte aber die mangelnde Kaltblütigkeit vor dem Tor: «Wir müssen noch mehr im Slot arbeiten und vielleicht noch den einen oder anderen Abschluss mehr nehmen.»

Heute kommt es nun in Prag zum viel thematisierten Halbfinal gegen Schweden. Der ewige Titelfavorit gab sich bisher keine Blösse und schlug in der Gruppenphase auch bereits Weltmeister Finnland für die Spielanteile zu knapp mit 5:4. Im gestrigen Viertelfinal war bereits nach gut vier Minuten klar, dass die Schweden definitiv der Schweizer Gegner im Halbfinal sind. 3:0 stand es zu diesem Zeitpunkt bereits.

Immer wieder betonten die Schweizer in der Vergangenheit, dass sie den WM-Titel wollen und das Schweden schlagbar sei. Damit die Skandinavier aber tatsächlich zu bezwingen sind, braucht es einiges: «Wir haben 20 Spieler im Kader. Jeder dieser 20 Spieler muss jetzt noch einmal einen Schritt nach vorne machen, wenn wir eine Chance haben wollen.» Bisher habe niemand auf dem absoluten Top-Level gespielt. Ein wichtiger Schlüssel dürfte gegen die Skandinavier auch die Vermeidung von Strafen sein: «Bei fünf gegen fünf und wenn das Spiel geordnet verläuft, dann können wir mit den Schweden mithalten», erklärte Braillard bereits vor der WM. Dass zu viele Strafen der Genickbruch sein könnten, beweist auch die Statistik: Schweden hat bis vor dem Viertelfinal 60 Prozent ihrer Überzahlspiele ausgenutzt. Eindrücklich ist auch die hohe Schusseffizienz: Mehr als 37 Prozent der schwedischen Schüsse fanden den Weg ins gegnerische Tor. Damit führt Schweden diese Wertung an. Die Schweiz steht mit einer Effizienz von 27 Prozent auf dem dritten Rang.

Hochgejubelte Schweden

Sehr selbstbewusst zeigte sich auf das Schweden-Spiel angesprochen der Malanser Camenisch: «Klar haben die Schweden gute Einzelspieler. Aber ich finde, sie werden auch etwas hochgejubelt. Wir sind die Schweiz, und wir haben auch super Spieler.»

Heute ab 19 Uhr wird sich zeigen, ob den Schweizern endlich der erste Sieg an einer WM gegen Schweden gelingt, oder ob die Titelträume erneut abrupt enden.

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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