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Marta Bassino - eine Fahrerin der ruhigen Sorte

Marta Bassino überrascht mit ihrem WM-Titel im Super-G nur bedingt. Dass sie vorab als starke Riesenslalom-Fahrerin wahrgenommen wird, passt zu ihrem ruhigen Wesen.

Agentur
sda
09.02.23 - 06:00 Uhr
Ski alpin
Marta Bassino, eine Weltmeisterin, die es gerne ruhig mag
Marta Bassino, eine Weltmeisterin, die es gerne ruhig mag
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Marta Bassino? Das ist eine ausgezeichnete Riesenslalom-Fahrerin. Stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Marta Bassino darf sich längst zu den Vielseitigen im Skirennsport zählen. Gewonnen hat sie im Weltcup bisher zwar nur in der Basis-Disziplin, Podestplätze kann sie aber auch im Super-G, in der Kombination, in Parallelrennen und sogar in der Abfahrt vorweisen. Klassierungen unter den ersten drei in fünf Sparten - das hat vor ihr noch keine Italienerin geschafft.

Die Wahrnehmung der Sportlerin Marta Bassino passt zum Menschen Marta Bassino. Sie ist eine Zeitgenossin der ruhigen, unaufgeregten Sorte. Schlagzeilen produziert sie ausschliesslich auf den Rennpisten. Das hat sich nach ihrem ersten WM-Titel vor zwei Jahren im Parallelrennen in Cortina d'Ampezzo nicht geändert, wo sie sich den Sieg mit der Österreicherin Katharina Liensberger geteilt hat, das wird sich wohl auch jetzt nicht ändern. Marta Bassino wird auch als zweifache Weltmeisterin überspitzt formuliert «das unbekannte Wesen» bleiben.

Kälte - ein Graus

Als Tochter eines Skilehrers war der sportliche Weg von Marta Bassino vorgezeichnet. Sie hätte es womöglich auch im Kunstturnen weit gebracht, das sie bis zum Alter von 13 Jahren intensiv betrieben hat. Es hätte nicht verwundert, hätte sie sich für einen Sport in der Halle entschieden. Sie liebt wohl seit frühester Kindheit das Leben in der Natur, mit tiefen Temperaturen vermag sie jedoch nichts anzufangen. Eine Skirennfahrerin, die die Kälte nicht mag - erstaunlich.

Am Dienstag in Méribel geriet Marta Bassino ebenfalls ins Zittern, allerdings nicht wegen Minusgraden, sondern wegen des Rennverlaufs beziehungsweise ihrer Fahrt, die im oberen Streckenteil alles andere als gut war. In diesen Abschnitten waren 20 Konkurrentinnen schneller. Auf die Beste nach halber Distanz, die Slowenin Ilka Stuhec, büsste sie nicht weniger als 72 Hundertstel ein. Umso überlegener war Marta Bassino danach. Da war sie klar die Schnellste.

Mit dem Gewinn des WM-Titels überraschte Marta Bassino nicht nur die Fachwelt, sondern auch sich selber. «Ich bin erstaunt, dass ich heute so gut Ski gefahren bin.» Der Grund für das Staunen über die eigene Leistung lag zwei Tage zurück. Im Super-G des Kombinations-Wettkampfs war sie ausgeschieden. «Gerade an einer Weltmeisterschaft ist es sinnlos zurückzublicken. Trotz des ärgerlichen Fehlers versuchte ich, mit einem positiven Gefühl in den heutigen Tag zu gehen.»

26 Jahre danach

Marta Bassino ist erst die zweite italienische Weltmeisterin im Super-G, die erste seit 26 Jahren. Damals, bei der Heim-WM in Sestriere, hatte Isolde Kostner ihren im Winter zuvor in der Sierra Nevada errungenen Titel erfolgreich verteidigt.

Als Nächstes hat Marta Bassino selber eine Titelverteidigung vor sich. In der kommenden Woche steht für sie nach dem Team-Wettkampf das Parallelrennen im Programm. Bis dahin dauert es also noch. Neben genügend Raum für die spezifische Vorbereitung bleibt der Italienerin auch Zeit für sich. Freie Stunden mit viel Ruhe. So, wie sie es am liebsten hat.

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