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Vielseitig wie ein Schweizer Sackmesser

Swiss-Ski kann mit breiter Brust auf die am Montag beginnende alpine Ski-WM in Cortina d'Ampezzo blicken. 13 verschiedene Podestfahrer im Weltcup geben Alpin-Direktor Walter Reusser ein gutes Gefühl.

Agentur
sda
06.02.21 - 05:00 Uhr
Ski alpin
Walter Reusser, der Alpin-Direktor von Swiss-Ski, reist mit einem guten Gefühl an die WM
Walter Reusser, der Alpin-Direktor von Swiss-Ski, reist mit einem guten Gefühl an die WM
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Vieles ist unwägbar im Corona-Winter. Auf die Schweizer Athletinnen und Athleten war bislang aber Verlass. 11 Siege und insgesamt 37 Podestplätze stehen nach 48 der 71 Weltcup-Rennen zu Buche. Als die Saison im Vorjahr nach 66 Rennen abgebrochen wurde, waren es 46 Podestplätze mit 11 Siegen. Vor der WM lässt sich festhalten: Der Schweizer Verband hat die Slalomstangen auf dem Weg zum Saison-Höhepunkt exzellent umkurvt. Er schlängelte sich von Erfolg zu Erfolg.

Weniger als ein Drittel der Weltcup-Rennen - 8 von 26 bei den Männern, 6 von 22 bei den Frauen - gingen ohne Schweizer Podestplatz aus. Nach dem Machtwechsel in der letzten Saison steigt die Schweiz auch als führende Ski-Nation in die Titelkämpfe in den Dolomiten. Bislang sammelte sie in der Nationenwertung knapp 900 Punkte mehr als die zweitplatzierten Österreicher.

Die passenden Instrumente

An der WM hat Walter Reusser, der Schweizer Alpin-Direktor, sozusagen für jedes Rennen das passende Instrument im Werkzeugkasten: Beat Feuz für die Abfahrt der Männer, Mauro Caviezel (sofern gesund) für den Super-G, Marco Odermatt für den Riesenslalom, das Kollektiv um Ramon Zenhäusern für den Slalom. Corinne Suter und Lara Gut-Behrami für die Speedrennen der Frauen, die Allrounderinnen Michelle Gisin und Wendy Holdener für die technischen Disziplinen und die Kombination. Hinzu kommen auch in Abwesenheit des verletzten Urs Kryenbühl mehrere Kandidaten für Überraschungsmomente.

«Die Vielzahl an sehr guten Resultaten freut mich mit am meisten», sagt Reusser über den bisherigen Saisonverlauf. Weil die Mannschaft auch an der Spitze so breit vertreten ist, sind die Sorgen vergangener Jahre Luxusproblemen gewichen. So gibt es in einigen Disziplinen Härtefälle bei der Vergabe der Startplätze. Im Slalom der Männer etwa haben sechs Athleten die Selektionskriterien erfüllt. Starten dürfen im WM-Rennen am Schlusstag am 21. Februar nur vier.

Eine interne Qualifikation auf einem Hang fernab von Cortina soll bei der Frage helfen, an wen der vierte Startplatz neben Ramon Zenhäusern, Loïc Meillard und Luca Aerni geht. An Daniel Yule, den Dreifach-Sieger der Vorsaison, der zuletzt aber schwächelte? An Tanguy Nef, der in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig unter dem Radar fliegt? Oder an Sandro Simonet, dem in Chamonix als Dritter endlich ein Top-Ergebnis glückte?

Keine schwache Disziplin mehr

Seit Walter Reusser sein Amt Ende 2019 angetreten hat, ist ziemlich genau das eingetroffen, was er sich zu Beginn gewünscht hat - nämlich, «dass ich in jedem Rennen nervös bin, weil ich weiss, dass etwas drinliegt für uns». Tatsächlich hat die Schweiz keine schwache Disziplin mehr, so wie es über viele Jahre der Slalom bei den Männern war. Und tatsächlich hängt das Kollektiv nicht mehr so stark von wenigen Ausnahmekönnern ab. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Schweizer belächelt wurden, weil sie der Konkurrenz regelmässig und reihenweise hinterherfuhren. Walter Reusser sagt es so: «Die Bilanz geht in Wunsch-Richtung. Wir erleben ein sportliches Highlight nach dem anderen.»

Wetten, dass an der WM in Italien weitere Schweizer Glanzmomente folgen werden? Im Vergleich zur Ausgangslage vor der letzten WM sehen die Perspektiven blendend aus. Die vier WM-Medaillen von 2019 in Are, als die Hoffnungen fast gänzlich auf Beat Feuz und Wendy Holdener ruhten und Corinne Suter mit zwei unerwarteten Speed-Medaillen ein ungenügendes Abschneiden verhinderte, können jedenfalls nicht der Massstab sein.

Seit dem Absturz auf Platz 6 in der Nationen-Wertung im Winter 2012/13 ist die positive Entwicklung weit fortgeschritten. Neun verschiedene Männer fuhren im bisherigen Saisonverlauf mindestens einmal auf das Weltcup-Podest. Für die Podestplätze bei den Frauen sorgten vier Athletinnen. Zwei von ihnen, Lara Gut-Behrami und Michelle Gisin, mischen im Gesamtweltcup ganz vorne mit. Es ist ohne Zweifel ein guter Zeitpunkt für die WM aus Schweizer Sicht.

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